Einmal den Vorsorgetermin vergessen oder verschlafen und zu sehr aufs Gaspedal gedrückt – klar, das kommt vor. Blöd nur, wenn damit auch ein Bonus verloren geht, auf den man lange hingearbeitet hat. Denn einige der Programme, mit denen Kranken- und Kfz-Versicherungen bewusstes und nachhaltiges Verhalten anerkennen, können sich durchaus lohnen. Seit dem Jahr 2021 müssen alle Krankenkassen Bonusprogramme anbieten – sowohl für einzelne als auch regelmäßige Maßnahmen. Um in den Genuss der finanziellen Vorteile zu kommen, müssen Versicherte allerdings sehr vieles richtig machen und Vorgaben dauerhaft einhalten. Womöglich ist das auch der Grund dafür, warum bis heute nur ein Bruchteil von ihnen an den freiwilligen Bonusprogrammen teilnimmt.
Dabei ist das Prinzip relativ simpel: Versicherungsnehmer tun präventiv etwas für ihre Gesundheit und die Kasse belohnt sie dafür mit Sach- und Geldprämien oder Rabatten auf Zusatzleistungen. Etwas für die eigene Gesundheit tun: Das kann eine einzelne Vorsorgeuntersuchung sein, genauso wie eine Schutzimpfung oder eine Mitgliedschaft im Sportverein. Wichtig ist nur, dass Versicherte die jeweiligen Maßnahmen in den dafür vorgesehenen Bonusheften oder in den Apps der Krankenkassen dokumentieren. Hier ein Beispiel: Versicherte, die ihre Zähne gesund halten und eine professionelle Zahnreinigung durchführen lassen, bekommen bei der AOK 500 Punkte in der AOK-Plus-App gutgeschrieben. Diese 500 Punkte entsprechen 5 Euro, die am Ende des Jahres auf das eigene Konto überwiesen werden. Für eine Mitgliedschaft im Sportverein gibt es sogar 1000 Punkte, also 10 Euro. Aufgepasst: Meist verfallen die Punkte allerdings nach zwölf Monaten, manchmal gelten sie auch nur innerhalb eines Kalenderjahres. Wer im Dezember beginnt zu sammeln, muss im Januar von vorne anfangen.
Den Leistungskatalog studieren
Viele Krankenkassen werben mit Boni von bis zu 300 Euro. Die BKK Herkules mit Sitz in Kassel verspricht sogar mehr als 400 Euro. Klingt verlockend, doch der Teufel steckt wie so oft im Detail, warnen Experten. Die Angaben bezeichnen nämlich keine garantierten Auszahlungen, sondern maximal erreichbare. Oft können Mitglieder gar nicht alle Leistungen im Katalog erfüllen. So zahlt die AOK beispielsweise 15 Euro für Kindervorsorgeuntersuchungen. Versicherte, die keine Kinder haben, haben davon gar nichts. In den maximal erreichbaren Bonus sind sie aber trotzdem oft eingerechnet. Auch der Aufwand ist zu bedenken: Für den 200-Euro-Bonus stehen der Verbraucherzentrale zufolge zwischen 5 und 15 unterschiedliche Arzttermine oder Sportkurse an. Ob sich das angesichts der Wartezeit in Praxen und Kosten für Sportkurse rechnet, müssen Versicherte selbst entscheiden. Für alle, die ohnehin im Fitnessstudio angemeldet sind oder alle Impfungen mitnehmen, sind die Boni ein nettes Extra.
Falls die eigene Krankenkasse mehrere Programme anbietet, lohnt es sich, den Leistungskatalog genau anzuschauen. Für Singles, Verheiratete oder Familien gelten oft unterschiedliche Regeln. Manchmal müssen mitversicherte Partner oder Kinder weniger sammeln, bekommen aber auch weniger ausgezahlt. Einige Versicherungen, etwa die DAK-Gesundheit, bieten auch extra Junior-Bonusprogramme an.
Niedrigere Prämie für vorbildliches Fahren
Die sogenannten Telematik-Tarife der Kfz-Versicherungen funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip. Versicherte, die risikoarm fahren und bereit sind, das überwachen zu lassen, zahlen niedrigere Prämien. Je nach Anbieter winken bis zu 30 Prozent Rabatt auf die herkömmliche Police. Dafür messen kleine, ins Auto eingebaute und mit dem Smartphone verbundene Sensoren die Fahrweise. Punkte gibt es oft für Fahren nach Richtgeschwindigkeit. Schnelles Beschleunigen und abruptes Bremsen bestrafen die Versicherer hingegen ebenso mit Punktabzug wie Smartphone am Steuer.
Richtig gelesen: Die Tarife funktionieren in beide Richtungen. Das macht Telematik-Tarife durchaus riskant. Schließlich können Fahrer viele der Faktoren gar nicht selbst beeinflussen. Die Allianz gewichtet beispielsweise das Bremsverhalten deutlich stärker als die Geschwindigkeit. Was aber, wenn ein Reh auf die Straße läuft und man scharf bremsen muss? Oder wenn man zur Rush-Hour durch die Stadt fahren muss? Ein schlechter Score bedeutet oft eine höhere Prämie. Im schlimmsten Fall darf der Versicherer den Vertrag kündigen, sollte ein Fahrer durch negatives Verhalten auffallen.
Bonusprogramme können attraktiv sein. Doch der Aufwand muss sich lohnen und Versicherte sollten insbesondere bei Telematik-Tarifen sicher sein, dass sie die Vorgaben dauerhaft einhalten können. Noch dazu dürfte hier vielen das Thema Datenschutz ein Anliegen sein. Am Ende sind solche Angebote, wie der Name schon sagt, Bonusprogramme. Deren Vorteile sind schön, wenn Versicherte sie mitnehmen. Für die Anbieterwahl sollten sie aber nicht ausschlaggebend sein.