Für einen vermeintlich sicheren Hafen präsentiert sich Gold seit einiger Zeit ziemlich unberechenbar. Erst stürzte der Goldpreis im vergangenen Jahr unvermittelt ab, dann stieg er wieder, dann fiel er aufs Neue – nur um jetzt wieder zu klettern. Zurzeit steht das Edelmetall bei 1336 US-Dollar je Feinunze. Profi-Anleger wie Banken und Hedge-Fonds gehen davon aus, dass es in den kommenden Monaten weiter aufwärts geht: Sie wetten seit Jahresbeginn verstärkt auf einen steigenden Goldpreis. „An den Mittelzuflüssen der großen Goldfonds lässt sich eindeutig erkennen, dass sich die Einstellung der Investoren zum Gold geändert hat“, sagt Martin Siegel, Geschäftsführer der auf Edelmetalle spezialisierten Investmentboutique Stabilitas. Die Nachfrage der Spekulanten treibt den Kurs weiter.
Das wiedererwachte Interesse an Gold hat mehrere Gründe: Erstens sind die jüngsten Konjunkturdaten aus den USA schlechter ausgefallen als erwartet. Die US-Notenbank Fed hat deshalb keinen Grund, schneller aus ihrer lockeren Geldpolitik auszusteigen als geplant. In der Folge bleibt der US-Dollar gegenüber anderen großen Währungen wie Euro und britischem Pfund schwach, und Investoren sorgen sich über eine möglicherweise steigende Inflation. Gold-Investments gelten traditionell als guter Schutz gegen Geldentwertung. Zweitens hat die Volatilität am Aktienmarkt zugenommen, hauptsächlich wegen der Turbulenzen in den Schwellenländern. Auch der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine könnte die Märkte in den kommenden Wochen stärker schwanken lassen. Die steigende Unsicherheit lässt Anleger nach sicheren Häfen suchen, zu denen klassischerweise auch Gold zählt.
Auf Rückschläge gefasst sein
Finanzberater und Verbraucherschützer raten Anlegern üblicherweise dazu, bis zu zehn Prozent ihres Kapitals in Gold zu investieren. Wer diese Quote jetzt in der Hoffnung auf steigende Preise aufstockt, verlässt das Gebiet der Inflationsabsicherung und Diversifikation und begibt sich auf das Terrain der Spekulanten. Ein steigender Goldpreis ist schließlich trotz aller dafür sprechenden Faktoren keine ausgemachte Sache – das wurde Anleger im vergangenen Jahr schmerzhaft in Erinnerung gerufen. „Goldanleger sollten auf Rückschläge gefasst sein“, warnt auch Stefan Riße, Fondsmanager der HPM Hanseatische Portfoliomanagement. Das steigende Engagement von Spekulanten, die rasch kaufen, oft aber auch rasch wieder verkaufen, mache das Edelmetall anfällig für plötzliche Preiskorrekturen.
Wer trotzdem zugreifen will, ist mit einem börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Fund, ETF), der in Gold investiert, gut bedient. Gold-ETFs sind sehr liquide, werden permanent zum aktuellen Börsenpreis gehandelt und lassen sich im Gegensatz zu Münzen oder Barren per Mausklick kaufen und verkaufen. Sind die Produkte mit physischem Gold hinterlegt, kommen sie einem direkten Investment in das Edelmetall sehr nahe. Gold-ETFs verzeichnen momentan hohe Zuflüsse: Europäische Anleger investierten allein in der letzten Februar-Woche rund 270 Mio. Euro in Gold-ETFs, berichtet Marcus Russ, Fondsmanager der Investmentboutique Veritas. Zum Vergleich: Aktien-ETFs flossen im selben Zeitraum nur 190 Mio. Euro zu.
Minenaktien haben oft enttäuscht
Für besonders risikofreudige Anleger kann ein Investment in Aktien von Goldminenbetreibern interessant sein. Die Aktien der Minengesellschaften sind dem Aufwärtstrend der physischen Edelmetalle jüngst gefolgt, die Kurse sind gestiegen. Der Index NYSE Arca Gold BUGS, der Aktien internationaler Goldproduzenten enthält, hat seit Jahresbeginn deutlich zugelegt. Die Titel seien im historischen Vergleich noch immer sehr günstig, sagt Simona Gambarini, Rohstoffanalystin beim britischen ETF-Anbieter ETF Securities. „Wir glauben, dass bei den aktuellen Kursen das Aufwärtspotenzial die Risiken eines weiteren Kursverlusts überwiegt.“
Minenaktien haben Anleger in der Vergangenheit allerdings schon oft enttäuscht. Weil ihre Entwicklung nicht nur vom Goldpreis abhängt, sondern auch von der Lage auf den globalen Aktienmärkten, eignen sie sich jetzt vor allem für Investoren, die davon ausgehen, dass beide Anlageklassen weiter steigen.