Seit Wochen droht Varta die Insolvenz. Händeringend versucht der Batteriehersteller mit einem gerichtlichen Sanierungsverfahren die Pleite abzuwenden. Die Pleite ist noch nicht da, die Katastrophe am Aktienmarkt aber schon: Die Hiobsbotschaften setzte einen massiven Ausverkauf der Aktie in Gang. Der Kurs sank am darauffolgenden Montag um 80 Prozent. Der S&P BMI Index hat die Aktie mittlerweile aus dem Portfolio genommen. Gespräche mit Sportwagenhersteller Porsche und dem Großaktionär und Investor Michael Tojner sind zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass Varta doch noch aus der Krise gerettet werden kann. Für Anleger, die bereits vor der Bekanntmachung investiert waren, bleibt Varta aber wohl noch lange ein Verlustgeschäft.
Analysten raten strikt davon ab, die Aktie zu kaufen – auch wenn der Einstieg jetzt günstig wäre. Null Euro lautet das aktuelle Kursziel bei Analysten der DZ Bank und Warburg Research. Robert-Jan van der Horst von Warburg Research verwies in seiner Begründung auf die angekündigten Restrukturierungspläne von Varta, die die Aktionäre mit einem Totallverlust dastehen lassen würden. Das Unternehmen, das 2017 an die Börse gegangen ist und vor drei Jahren Kurshöchststände von rund 145 Euro verzeichnen konnte, muss nun ein Rekordtief von etwa 2 Euro einstecken. Am Freitag vor der Ankündigung lag der Kurswert noch bei 10 Euro. Es geht also schon lange bergab in Ellwangen.
In der Vergangenheit kämpfte Varta mit Lieferproblemen und Kostensteigerungen aufgrund der Coronapandemie. Der Hersteller ist stark verschuldet und kämpft mit steigenden Zinsen. Ein Hackerangriff im Frühjahr verschärfte die Lage weiter. Varta konnte deswegen den Jahresabschluss für 2023 noch nicht veröffentlichen. Im Jahr 2022 machte Varta einen Umsatz von 800 Mio. Euro, erlitt jedoch einen Verlust von 200 Mio. Euro. Zusätzlich machen dem Batteriehersteller seit einiger Zeit zurückhaltende Verbraucher und die zunehmende Konkurrenz aus Asien zu schaffen.
Varta ist ein kleiner Player
Die Mitbewerber stammen vor allem aus China. Diese halten nach Angaben des Marktforschungsunternehmens SNE Research in den ersten fünf Monaten des Jahres einen Marktanteil von 47,1 Prozent am europäischen Markt für E-Auto-Batterien, angeführt von CATL mit 34,5 Prozent. Die Dominanz spiegelt sich auch an der Börse wider. Die Aktie des chinesischen Batteriekonzerns notiert aktuell bei 186,32 chinesischen Renminbi, was umgerechnet etwa 24 Euro entspricht. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16,5 ist die Aktie hoch bewertet. Im Branchenvergleich bewegt sie sich allerdings im Durchschnitt. Die drohende Varta-Pleite wirkt sich nicht auf die Unternehmensbewertung der Konkurrenten aus, weil Varta eher eine kleine Rolle in bei E-Autos spielt. Von 33 Analysten empfehlen 26 die Aktie zum Kauf, die restlichen sieben bewerten die Aktie mit einem Outperform-Rating.
Neben den chinesischen Herstellern drängen auch koreanische Hersteller auf den Markt. LG Energy Solution (LGES), Samsung SDI und SK On hatten von Januar bis Juni zusammen einen Anteil von 50,5 Prozent am Markt für Elektroauto-Batterien in Europa, wobei der Anteil von LGES bei 31,2 Prozent lag, wie SNE Research berichtete. LGES ist mit einem erwarteten KGV von 89,2 im Branchenvergleich überdurchschnittlich hoch bewertet und damit vergleichsweise teuer. Aktuell notiert der Kurs bei umgerechnet etwa 214 Euro. Von 31 Analysten empfehlen zwölf den Kauf der Aktie, zehn stufen sie als Outperform ein, nur ein Analyst rät zum Verkauf der Aktie. Bis zum mittleren Kursziel sehen die Analysten noch etwa 38 Prozent Luft nach oben.