Eine überraschende und zugleich gern gesehene Entwicklung: Die Verkäufe neuer Einfamilienhäuser in den USA stiegen im März um mehr als 9 Prozent, verglichen mit dem Vormonat. Die annualisierte Rate lag mit 683.000 Verkäufen nicht nur deutlich höher als die prognostizierten 630.000, sondern war auch der höchste Stand seit einem Jahr. Zugleich stieg der Median-Preis verkaufter Neubauten im Jahresvergleich von 435.900 auf 449.800 US-Dollar. Das spiegelt sich an der Börse wider: Der S&P-1500-Homebuilding-Index mit den Aktien der größten US-Hausbaufirmen hat seit Jahresbeginn um mehr als 32 Prozent zugelegt. Doch woran liegt das? Schließlich könnte man meinen, die jüngsten Banken-Turbulenzen setzten den Immobiliensektor unter Druck.
Ein Grund für die positive Nachfrageentwicklung ist eine Besonderheit des US-Marktes: Während in Deutschland vor allem Banken als Baufinanzierer auftreten, bieten in den USA große Bauunternehmen eigene Baufinanzierungen an – und das häufig zu ermäßigten Zinssätzen. Das führt dazu, dass sich mehr Menschen trotz des allgemein steigenden Zinsniveaus ihren Traum vom Eigenheim erfüllen können. Die Nachfrage bleibt ohne größere Preisnachlässe hoch.
Ein weiterer Faktor ist die geringe Zahl der Bestandshäuser: Obwohl die Hypothekenzinsen seit ihrem Höchststand im vergangenen Jahr gesunken sind, rangieren sie weiterhin auf einem hohen Niveau. Das hält Eigenheimbesitzer vom Wiederverkauf ab. Bevor sie in einen Markt mit derart hohen Zinsen eintreten, bleiben sie vorerst in ihrer alten Bleibe. In weiterer Folge steigt der Bedarf an Neubauten.
D. R. Horton – günstig bewertet
Der größte Hausbauer in den USA ist D. R. Horton. Im Jahr 2022 setzte der Bauunternehmer rund 33,5 Mrd. US-Dollar um. 96 Prozent davon entfielen auf den Bau von Einfamilien- und Reihenhäusern, der Rest auf die bereits angesprochenen Finanzdienstleistungen sowie Immobilien-Vermietung. Im abgelaufenen Quartal übertraf D. R. Horton die Wall-Street-Prognosen klar: Der Umsatz lag bei 7,97 Mrd. Dollar, verglichen mit 8,0 Milliarden ein Jahr zuvor und dem Analysten-Konsens von lediglich 6,46 Mrd. Dollar. Zwar hat die Aktie seit Jahresbeginn um mehr als 23 Prozent zugelegt. Trotzdem ist das Unternehmen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 10 (2023e) immer noch günstig bewertet.
Noch günstiger ist mit einem KGV von 8 (2023e) KB Home. Der Hausbauer aus Los Angeles hat sich auf junge Erwachsene und Erstkäufer spezialisiert, errichtet vor allem Ein- und Zweifamilienhäuser. An der Börse hat die KB-Home-Aktie seit Jahresstart starke 41 Prozent zugelegt.
Auch Home Depot profitiert
Wer etwas weiter gedacht auch von den Ausgaben profitieren möchte, die im Anschluss an einen Hauskauf anfallen, wirft vielleicht einen Blick auf Home Depot. Die Baumarktkette aus Atlanta, Georgia, ist der weltweit führende Einzelhändler für Renovierungsprodukte für den Wohnbereich. Home Depot betreibt mehr als 2300 Baumärkte in den USA, Kanada und Mexiko mit insgesamt 500.000 Beschäftigten. Mit Umsätzen in Höhe von 157 Mrd. Dollar belegte Home Depot im Vorjahr Platz 17 in der Fortune-500-Liste der größten US-Unternehmen.
Das Geschäftsmodell erwies sich insbesondere in den vergangenen Pandemie-Jahren und trotz globaler Lieferschwierigkeiten als robust. In der Pandemie begannen viele Menschen mit umfangreichen Renovierungsarbeiten und fanden Gefallen an DIY-Projekten.
Nachdem die Heimwerkerprojekte allmählich nachgelassen haben und die Inflationsraten in die Höhe geschnellt sind, endeten für Home Depot die Rekord-Umsätze. Für das erste Quartal 2023 meldete der Baumarkt einen Umsatz-Rückgang von 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf knapp über 37 Mrd. Dollar. Der Nettogewinn sank im Vergleichszeitraum von 4,2 auf 3,9 Mrd. Dollar. Das bringt zwar einerseits den Aktienkurs unter Druck. Auf der anderen Seite ist das Unternehmen mit einem KGV von 19 (2023e) so günstig bewertet wie zuletzt 2019.