Aktienkurse erzählen oft nur die halbe Geschichte einer Unternehmensentwicklung. Mindestens ebenso wichtig wie der reine Kurs ist, wie sich die Anzahl der Aktien eines Unternehmens verändert hat. Das gilt besonders für Bankaktien seit der Finanzkrise. Mussten die freien Aktionäre oder der Staat klammen Banken zur Hilfe kommen, geschah dies üblicherweise über eine oder mehrere Kapitalerhöhungen: Die Bank gab neue Aktien aus und sammelte dafür frisches Geld ein. Das führte dazu, dass die Zahl der umlaufenden Aktien stieg, aber auch der Anteilsbesitz der Altaktionäre verwässert wurde. In der Folge kollabierten auch die Kurse.
Stark gefallene Kurse gelten allerdings als Malus. Anleger vermuten hinter niedrigen Aktienkursen intuitiv eine Bank in Problemen. Also haben viele Banken mittels sogenannter umgekehrter Aktiensplits wieder Aktien zusammengelegt. Dabei fließt kein Geld, aber die Anzahl der Aktien sinkt, und der Kurs steigt: Legt etwa eine Bank mit einem Kurs von 5 Euro zehn alte Aktien zu einer neuen zusammen, beträgt der Kurs hinterher 50 Euro.
Bei der National Bank of Greece, der nach Bilanzsumme größten griechischen Bank, ist genau das passiert: Das Institut brauchte massive Kapitalerhöhungen, um überlebensfähig zu bleiben – und legte anschließend die neu ausgegebenen Aktien wieder zusammen: fünf alte für eine neue 2011, zehn alte für eine neue 2013 und dann nochmals 15 alte für eine neue 2015.
Je nach Ihrem Kaufzeitpunkt stimmt der Bestand also. Aktionäre übrigens, die noch früher gekauft haben, sind noch schlechter dran: Wer vor allen diesen Maßnahmen 3000 alte Aktien besaß, hält heute ebenfalls nur vier, Kurs 21 Cent. Das ergibt einen kläglichen Restwert von unter 1 Euro für die Position, deren Verkauf nicht einmal die Ordergebühren deckt. Sinnvoll ist ein Verkauf daher nur, um etwaige Verluste steuerlich geltend zu machen. Eine Wertaufholung ist illusorisch, denn obwohl Sie nur noch vier Aktien besitzen, beträgt die Marktkapitalisierung der National Bank of Greece rund 2,5 Mrd. Euro. Selbst wenn die Bank in Sachen Börsenwert in die Weltspitze aufstiege, wäre Ihr Anteil dann allenfalls 100 Euro wert.
Vielleicht ist es ein schwacher Trost, dass auch Aktionäre von prominenten Großbanken ein ähnliches Schicksal teilen: Der US-Bankriese Citigroup vollzog 2011 einen umgekehrten Aktiensplit. In Deutschland kaschierte die Commerzbank 2013 einen rasanten Kursverfall ihrer Aktien und die Verwässerungen durch Kapitalmaßnahmen mit einem umgekehrten Aktiensplit von zehn alten für eine neue Aktie, ohne den ihr aktueller Kurs bei 83 Cent läge. 8,30 Euro sehen zwar wertvoller aus, für langjährige Aktionäre steht dennoch ein Verlust von rund 95 Prozent seit 2007 in den Büchern.