In China hat das neue Jahr erst vor sechs Wochen begonnen. Und wie: Im Anschluss an die ausgiebigen Feiern zum neuen Jahr der Ziege (manche sagen auch des Schafes) starteten die Börsen ein wahres Kursfeuerwerk. Der China Securities Index 300 (CSI 300) in Shanghai, einer der wichtigsten Leitindizes für den Gesamtmarkt, legte nach schwachem Januar und Februar in den vergangenen 30 Handelstagen um über 17 Prozent zu – und hängte damit sogar steil aufsteigende Kursbarometer wie den DAX ab.
Der neue Schwung auf dem Aktienmarkt im bevölkerungsreichsten Staat der Erde lässt sich recht simpel erklären – und hat, wie man es in einer derart gelenkten Volkswirtschaft vermuten würde, vor allem einen politischen Grund: Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei hatte im vergangenen November verkündet, es wolle gegen die wachsende soziale Kluft und wirtschaftliche Ungleichgewichte im Land handeln – und dazu nicht nur neue Infrastruktur- und Liberalisierungsprogramme gestartet, sondern auch die Zinsen gesenkt. Die Zinssenkungen, man kennt das inzwischen aus Europa zur Genüge, befeuerten die Kapitalmärkte. Seit Mitte November hat der CSI 300 um über 60 Prozent zugelegt. Das Land steht indes vor einer Phase schwächerer Wirtschaftsentwicklung, es drohen Rückschläge am Immobilienmarkt, ansteigende Kreditrisiken, Gewinnrückgänge, Währungsabwertung. All das, was Schwellenländerinvestments stets zu einem riskanten Unterfangen macht.
Peking stemmt sich gegen Abschwung
Einerseits.
Andererseits steuert der Staat massiv gegen – und er ist angesichts politischer Allmacht und fast vollständiger Schuldenfreiheit eben auch äußerst handlungsfähig. Zudem ist China ein derart großes Land, dass es nicht nur zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt hinter den USA aufgestiegen ist, sondern auch viele Nischen und Teilmärkte bereithält, bei denen Anleger sich um das große Ganze und volkswirtschaftliche Entwicklungen kaum scheren müssen. Das jedenfalls versprechen die erfolgreichsten Fondsmanager in dieser Region. Nestor China Fonds und Jupiter China Select, die im Drei-Jahres-Rückblick derzeit ertragreichsten in Deutschland erhältlichen China-Aktienfonds, verfolgen beide bei der Titelauswahl eine sogenannte Bottom-Up-Strategie. Das heißt, sie scheren sich wenig um Branchenanalysen und Konjunkturzyklen, sondern suchen schlicht nach Unternehmen, denen sie eine erfolgreiche Zukunft vorhersagen. Darunter finden sich auch viele Small Caps, also Aktien kleinerer Unternehmen mit einem erfolgversprechenden Geschäftsmodell.
In den vergangenen Monaten brachte diese Anlagestrategie die beiden Fonds ein wenig ins Hintertreffen, denn das staatliche Reformprogramm half zunächst einmal den Banken, dem Immobiliensektor und den teils hochverschuldeten staatlichen Unternehmen. Die Manager der Fonds – beim Jupiter China Select hat der Leiter erst zu Jahresanfang gewechselt – sind aber überzeugt, dass in der nächsten Runde nun auch die Small Caps profitieren werden. Diese hatten zuletzt unter einem gewissen Verkaufsdruck gestanden. Andere Fonds aus dem Spitzenfeld sind deutlich breiter im chinesischen Markt aktiv und greifen überwiegend bei den Flaggschiffen zu. So stehen beim Henderson Horizon China und beim Robeco Chinese Equities Finanztitel besonders hoch im Kurs. Zudem haben beide substanzielle Teile des Anlegervermögens in IT-Unternehmen investiert, allen voran in das größte chinesische Internet-Unternehmen Tencent – eine Aktie, die in allen China-Fonds prominent vertreten ist. Das Robeco-Management ist wie so viele Konkurrenten überzeugt davon, dass die Internetindustrie explosiv weiterwachsen wird.
Nichts für schwache Nerven
Wer nach dem Gewinnen der vergangenen Wochen noch in den chinesischen Aktienmarkt einsteigen will, sei es über einen Small-Cap-Spezialisten oder über einen Standardwerte-Fonds, der sollte neben Optimismus starke Nerven mitbringen. Denn Börsen-Boom-Stimmungen machen stets auch anfällig für Erschütterungen – zumal in einem Schwellenland wie China. NIchts
https://www.capital.de/investment/china-auf-crashkurs-3874.html