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Aktien Tech-Aktien vor Comeback

Der steile Kursanstieg der US-Tech-Aktie Cynk gibt Rätsel auf. Trotz schwarzer Schafe sind die Aussichten für die Branche wieder besser.
Handel an der Nasdaq
Handel an der Nasdaq
© Getty Images

Das Unternehmen Cynk Technology ist das Wall-Street-Rätsel dieses Sommers. Die Firma macht offenbar keinen Umsatz und hat nur einen einzigen Mitarbeiter. Trotzdem stieg ihr Börsenwert im Juni binnen weniger Tage auf rund 6 Mrd. US-Dollar – das entspricht einem Kursplus von satten 36.000 Prozent. Cynk betreibt das Online-Portal Introbiz, auf dem User angeblich Adressen von Prominenten kaufen und verkaufen können, und das vor dem jüngsten Kursanstieg völlig unbekannt war.

Die US-Börsenaufsicht sah sich die überraschende Entwicklung der Aktie einige Wochen lang an, dann schritt sie ein. Das Cynk-Papier ist zurzeit zum Schutz der Anleger vom Handel ausgesetzt. Fachleute rätseln nun, wie der kometenhafte Kursanstieg zustande kommen konnte. Möglicherweise stecke hinter dem Ganzen ein alter Trick namens „Pump and dump“, vermuten Analysten. Dabei kauft man viele billige Aktien eines meist kleineren Unternehmens und streut dann Gerüchte, die den Aktienkurs in die Höhe treiben. Wenn dieser stark gestiegen ist, verkauft man seine Aktien mit Gewinn. Danach fällt der Kurs in der Regel wieder, die anderen, ahnungslosen Investoren verlieren Geld. Möglicherweise sei aber auch ein viel raffinierterer Trick angewandt worden, vermutet Analyst Paulo Santos im Online-Fachmagazin „Seeking Alpha“, eine Art „Pump and dump 2.0“.

Vorsicht vor schwarzen Schafen

Am Anfang des Rätselratens hatte eine andere Vermutung gestanden. Anleger seien offenbar vom Erfolg der Facebook-Aktie geblendet gewesen und hätten in blinder Gier und im Vertrauen auf den Social-Media-Boom den Aktienkurs eines dubiosen Online-Plattform-Anbieters in die Höhe getrieben, war vielerorts zu lesen. Damit scheint die Fachwelt das Gros der Investoren unterschätzt zu haben – und hat doch ein wichtiges Problem angesprochen: In der Technologie- und Internetbranche lässt sich schwer sagen, welches Unternehmen das nächste große Ding ist, und welches letztlich nur heiße Luft zu bieten hat. Das hatten Anleger zur Jahrtausendwende schmerzhaft erfahren müssen, als die Dotcom-Blase platzte. Derzeit seien die Aussichten für Technologie-Aktien gut, heißt es zwar von Investmentgesellschaften. Der Fall Cynk zeigt aber, dass Anleger wachsam bleiben müssen.

In den vergangenen Monaten schnitten viele Technologieaktien eher schlecht ab. Das habe daran gelegen, dass sie überwiegend zyklische Werte seien, erklärt Mark Hawtin, Manager eines Technologie-Fonds beim Investmenthaus GAM. Im Wirtschaftsaufschwung legen die Papiere also überproportional stark zu, im Abschwung verlieren sie besonders stark. Nun stehen Technologieaktien vor dem Comeback, ist Hawtin überzeugt. Sobald der Masse der Investoren auffalle, dass viele Technologieunternehmen zuletzt hohe Gewinne einfahren konnten, dürften mehr Profianleger zugreifen und die Aktienkurse damit weiter treiben, glaubt er. Noch seien Technologieaktien vergleichsweise günstig bewertet. Das biete Investoren die Chance zum Einstieg, so der Fondsmanager. Zu den größten Positionen in seinem Fonds zählen zurzeit Facebook, der chinesische Internet-Riese Tencent und der kalifornische Festplattenhersteller Seagate Technology.

Fondsmanager setzen auf bewährte Unternehmen

Breit investierende Technologie-Aktienfonds konnten seit Jahresbeginn im Schnitt um rund zehn Prozent zulegen, zeigen Zahlen der Fondsratingagentur Morningstar. Auf Sicht von einem Jahr verzeichnen sie ein durchschnittliches Plus von knapp 19 Prozent, auf Dreijahressicht legten sie im Schnitt um zwölf Prozent pro Jahr zu. Fonds von DNB Asset Management, Allianz Global Investors und Fidelity haben besonders gut abgeschnitten. In den Portfolios der Spitzen-Technologiefonds dominieren die großen Namen: Facebook, Apple, Ebay, Cisco – die Fondsmanager vertrauen offenbar lieber bewährten Unternehmen, als nach dem nächsten Shooting-Star der Branche Ausschau zu halten.

Große, etablierte Unternehmen dürften besonders stark vom steigenden Investitionsbedarf bei Firmen weltweit profitieren, sagt Sverre Bergland, Manager eines Technologiefonds bei DNB Asset Management. Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren Investitionen aufgeschoben, etwa in ihre IT-Infrastruktur, die sie nun endlich tätigen. Bergland sieht darin unter anderem für Google großes Potenzial: Der Konzern sei mit dem Smartphone-Betriebssystem Android, der Videoplattform YouTube und dem Webbrowser Chrome breit aufgestellt und verspreche langfristig stabile Renditen. Auch von Ebay-, Samsung- und Netgear-Aktien verspricht sich Bergland eine gute Wertentwicklung. Die Giganten der Computer- und Internet-Branche eigneten sich für langfristig orientierte Anleger am besten. Einen Vorteil bieten sie in jedem Fall: Im Gegensatz zu Cynk generieren sie erwiesenermaßen Umsätze und beschäftigen deutlich mehr als einen Mitarbeiter.

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