Banken entscheiden, ob ein Kohlekonzern bei ihnen zu den gleichen Bedingungen einen Kredit bekommt, wie ein Solarenergieunternehmen. Oder sie kaufen Aktien eines Textilriesens, der mit den Mitteln Waren von einem Zulieferer bezieht, der Kinder und Frauen unter unwürdigen Bedingungen anstellt. Das Geld dafür nehmen sie aus dem Einlagegeschäft. Das ist das, was ihre Kunden auf ihr Girokonto, in Fonds oder ähnliches bei der Bank einzahlen.
Sparer können vermeiden, dass ihr Geld bei Umweltsündern und Menschenfeinden landet, indem sie auf nachhaltige Banken ausweichen. Im Jahr 2020 gab es der Verbraucherzentrale nach 14 Banken, die ethische und ökologische Kriterien in ihrem gesamten Bankgeschäft berücksichtigt haben. Sie sind aber nicht die einzigen, die mit einem nachhaltigen Angebot werben. Zahlreiche Geldinstitute führen grüne Fonds und Girokonten oder schmücken sich mit Nachhaltigkeitssiegeln. Letzteres muss nichts heißen: Es gibt nämlich keine einheitliche Definition von Nachhaltigkeit. Teilweise beziehen sich die Zertifizierungen nur darauf, dass die internen Praktiken in der Bank nachhaltig sind – sie also beispielsweise unter ihren Angestellten für Chancengleichheit sorgt. Die Unternehmen, in die ihr Geld in Form von Krediten oder Geldanlagen fließt, werden dabei nicht berücksichtigt. Für Verbraucher ist es deshalb schwierig, wirklich nachhaltige Geldinstitute zu erkennen.
Wer trotzdem ein nachhaltiges Girokonto besitzen will, sollte sich am Fair Finance Guide der NGO Facing Finance orientieren. Das Team untersucht die in Deutschland führenden Banken anhand ihrer Berichte in der Öffentlichkeit. Der Fokus liegt dabei auf dem Kerngeschäft der Banken: Finanzierungen und Investitionen – statt wie bei anderen Ratings üblich nur die interne Unternehmensführung zu berücksichtigen.
Um als nachhaltig zu gelten, müssen die Institute bestimmte Ausschlusskriterien für sich formuliert haben. Sie dürfen beispielsweise weder Waffen noch Glücksspiel fördern und dürfen nicht in Unternehmen investieren, die an Arbeits- und Menschrechtsverletzungen oder fossilen Brennstoffen beteiligt sind. Hinzu kommen sogenannte Positivkriterien. So könnte sich eine Bank etwa auf die Fahne schreiben, Erneuerbare-Energie-Unternehmen zu fördern. Oder dass sie die Lebensbedingungen von Menschen über Wohnprojekte verbessern möchte.
Wer außerdem noch interne Standards einer nachhaltigen Unternehmensführung wahrt, gilt als besonders nachhaltig. Heißt: Die Bank fördert unter ihren Angestellten Gleichberechtigung und Chancengleichheit und hat strenge Compliance-Regeln aufgestellt. Extrapunkte gibt es für eine transparente Berichterstattung. Hat eine Bank ihre Bewertungskriterien veröffentlicht und informiert über die finanzierten Programme und ihre Kreditkonditionen, ist das viel glaubwürdiger, als nur den Slogan „Grünes Konto“ aufzudrucken. Insgesamt fließen 280 Kriterien in den Fair-Finance-Guide ein. Diese drei Banken schneiden in diesem Jahr besonders gut ab:
Die GLS Gemeinschaftsbank
Die GLS Gemeinschaftsbank ist der Spitzenreiter unter den nachhaltigen Banken. Sie erfüllt 96 Prozent der Fair-Finance-Kriterien. Zwar hat sich die Bank nur wenigen internationalen Standards verschrieben, dafür aber ein eigenes umfassendes Grundsatzpaket für Investitionen und Finanzierungen ausgearbeitet.
Die GLS ist eine Filialbank. Kunden können sich also direkt in einer der Filialen beraten lassen und müssen nicht alles online abwickeln. Ein Privatkonto kostet monatlich 5 Euro Grundbeitrag plus 3,80 Euro Kontoführungsgebühren. Für eine Debitkarte fallen jährlich zusätzlich 15 Euro an. 18- bis 27-Jährige müssen die Gebühren nicht zahlen, bei ihnen wird monatlich nur 1 Euro Grundbetrag fällig.
Die Ethik Bank
Die Silbermedaille geht an die Ethik Bank mit 92 Prozent im Nachhaltigkeits-Guide. Sie setzt auf eine sozialökologische Anlagepolitik, hat ebenfalls Ausschluss- und Positivkriterien aufgestellt. Besonders interessant ist das Prinzip der gläsernen Bank: Die Bank veröffentlicht, in welche Wertpapiere sie investiert hat und wofür ihre Kredite verwendet werden. Die Ethik Bank ist eine Direktbank, also nur online erreichbar. Neukunden im ersten Jahr und Unter-24-Jährige zahlen für ein Girokonto 2 Euro pro Monat, eine Debitkarte ist kostenlos. Ab dem zweiten Jahr werden monatlich 8,50 Kontoführungsgebühren plus jährlich 15 Euro für die Karte fällig.
Die Triodos Bank
Mit einer Bewertung von 87 Prozent schafft es die Triodos Bank auf Platz drei der nachhaltigsten deutschen Banken. Das Institut kommt aus den Niederlanden, bezeichnet sich selbst als „Europas führende Nachhaltigkeitsbank“. Es weist konkrete Zielmarken aus und wirbt beispielsweise damit, dass 786.000 Menschen im Jahr 2021 durch ihr Engagement von Bildungsangeboten profitierten. Ein Girokonto bei der Direktbank kostet 5,50 Euro monatlich plus 15 Euro je Bankkarte pro Jahr.