Die nächste Eskalationsstufe im Handelsstreit zwischen den USA und China lässt noch auf sich warten, aber der Trend bei den Autoabsätzen in China ist eindeutig. Im vergangenen August waren die Pkw-Verkäufe laut der China Passenger Car Association (CPCA) um 7,4 Prozent auf 1,76 Millionen Einheiten gesunken. Das war der dritte Monat im Folge mit einem Rückgang, wobei er sich gegenüber den Vormonaten beschleunigt hat. Damit ist das Plus auf dem weltgrößten Pkw-Markt für die ersten acht Monate des Jahres auf nur mehr 0,8 Prozent zurückgegangen.
Außerdem hat der weltgrößte Premiumhersteller Daimler gemeldet, dass der Absatz der Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars im gleichen Monat um 7,7 Prozent auf rund 164.000 Fahrzeuge gesunken ist. Der Konzern führte das unter anderem auf Verzögerungen bei der Umstellung auf die neuen, strengeren WLTP-Abgastests zurück. Der Anstieg für die ersten acht Monate lag damit bei lediglich 0,9 Prozent.
Handelskonflikt bedroht Umsätze
Die Analysten der Researchfirma LMC Automotive haben untersucht, welche Folgen der Handelskrieg und die Konjunkturabkühlung auf den Autoabsatz haben könnten. Ihren Schätzungen zufolge stiege der Absatz sogenannter „Light Vehicles“ (Pkw, Vans, SUVs und Pick-ups) im laufenden Jahr von 95,0 Millionen auf lediglich 96,6 Millionen gegenüber einem Basisszenario von 96,9 Millionen Einheiten. Das ist zwar nur ein leichter Rückgang, aber in den Folgejahren dürfte die Lücke erheblich größer werden. So würden die Verkäufe vom Jahr 2020 in einem Negativszenario mit 99,2 Millionen um drei Millionen unter der bisherigen Schätzung liegen. Bei einem durchschnittlichen Umsatz von 25.000 Dollar pro Fahrzeug bedeute das einen Umsatzausfall von 75 Mrd. Dollar für die Branche. Auch wenn diese Zahlen nur eine Schätzung sind, schwebt der Handelsstreit noch immer wie ein Damoklesschwert über den Automobilaktien.
Für einen Aktienkauf mag es daher zu früh sein, doch mit Bonus-Zertifikaten wie DS17JG auf BMW und TR33KC auf Daimler sowie CQ9XQG auf Volkswagen oder Discountzertifikaten wie CP0DFC auf Continental und DS2WKC auf Tesla ist ein vorsichtiger Einstieg möglich. Aufgrund der gestiegenen Volatilitäten lockt außerdem eine attraktive Seitwärtsrendite in diesen Papieren. Langfristig sind ETFs wie die ISIN FR0010344630 auf den STOXX Europe 600 Automobiles & Parts Index interessant. Hier ist es sicher kein Fehler, beim Einstieg geduldig zu sein, falls der Handelskrieg erneut auf die Agenda rückt.
Tesla verwirrt
Andere Automobilhersteller leiden unter hausgemachten Problemen. So ramponiert Tesla-Chef Elon Musk das Image des Konzerns: Vor kurzem gab er Marihuana rauchend wirre Statements ab. Das hat Teslas Aktienumsätze an den Börsen oder Social Trading-Plattformen zwar nach oben schießen lassen, aber nicht immer zum Guten. Die Aktie liegt wie zahlreiche andere Automobilaktien in diesem Jahr deutlich im Minus.
Das zunehmend schwieriger werdende Umfeld schlägt auch kräftig auf die Autozulieferer durch. „Unsere derzeitige geschäftliche Situation ist sehr ernst“, schrieb überraschend der Vorstand von Continental zuletzt in einem Brandbrief an seine Spitzenmanager. Daraufhin ist die Aktie auf das Niveau von Oktober 2014 gesunken. „Ein halbes Dutzend“ der 27 Geschäftsbereiche erreiche seine selbstgesteckten Ziele nicht. Der Konzern hatte am 22. August zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate seine Prognose für 2018 gesenkt, worauf die Aktie eingebrochen war und auch die Papiere der Konkurrenten wie Valeo aus Frankreich mit nach unten gezogen hatte.
Valeo musste bereits Ende Juli eine Gewinnwarnung abgegeben. Als Grund wurden die Probleme einiger europäischer Hersteller mit den WLTP-Tests genannt. Im ersten Halbjahr war der Auftragseingang um sechs Prozent auf 14 Mrd. Euro gesunken. Im Gesamtjahr könne die operative Marge „leicht unter“ dem Vorjahreswert von 7,8 Prozent liegen.