Trotz der wackeligen Börsen und des vergleichsweise schwachen Wirtschaftswachstums können sich Aktionäre dieser Tage nicht beklagen. Die Dividendensaison ist in vollem Gang, und Investoren freuen sich über Ausschüttungen in Rekordhöhe. In Deutschland zahlen Unternehmen in diesem Jahr rund 47 Mrd. Euro an Dividenden, 24 der 30 Dax-Unternehmen schütten mehr Geld aus als im Vorjahr. Auch weltweit sieht es gut aus: In den USA, Europa und Japan zahlen Unternehmen dieses Jahr zusammengenommen 1,2 Billionen US-Dollar an Dividenden – das entspricht rund einem Drittel des deutschen Bruttoinlandsprodukts.
Für viele Anleger sind dividendenstarke Aktien derzeit interessanter als Anleihen. Während Anleihen kaum noch Zinsen bringen, liefern Dividendentitel zuverlässige Ausschüttungen. Die Dividendenrendite im Dax liegt derzeit bei rund drei Prozent, weltweit beträgt sie 2,3 Prozent. Generell leisten Dividenden einen hohen Beitrag zur Gesamtrendite von Aktieninvestments. „Betrachtet man den globalen Aktienindex MSCI All Country World von 1990 bis heute, steuerten Dividenden mehr als die Hälfte zur Rendite bei“, sagt Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege beim Fondsanbieter Fidelity.
Dividendenrendite ist eine Momentaufnahme
Wer erfolgreich in ausschüttungsstarke Aktien investieren will, sollte allerdings einige Dinge beachten. So ist etwa eine hohe allein Dividendenrendite kein Qualitätssiegel. Die Kennzahl errechnet sich aus der Dividende geteilt durch den aktuellen Aktienkurs. Ein steigender Wert kann also auf eine höhere Ausschüttung hindeuten, aber auch auf einen gefallenen Aktienkurs – und ist generell mit Vorsicht zu betrachten, warnt Roemheld: „Ab einer prognostizierten Dividendenrendite von mehr als sechs Prozent steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die versprochene Dividende nicht erreicht wird.“
Die Dividendenrendite ist immer nur eine Momentaufnahme. Anleger sollten die Kennzahl nicht überbewerten, raten Investmentexperten. Stattdessen sollten sie darauf achten, dass Unternehmen, deren Aktien sie kaufen wollen, seit Jahren zuverlässig hohe oder steigende Ausschüttungen leisten und konstant hohe Cashflows erzielen.
Wer keine Zeit hat, Unternehmen zu analysieren, kann zwischen vielen Fonds wählen, die gezielt in ausschüttungsstarke Aktien investieren. Interessierte Anleger sollten sich allerdings auch hier das Profil genau anschauen. Viele Manager investieren konservativ und gehen vor allem in Branchen auf Titeljagd, die zwar als dividendenstark, ansonsten aber eher langweilig gelten, wie zum Beispiel der Versorgersektor. Manche Manager gehen dagegen höhere Risiken ein.
Dividenden-ETFs haben Nachteile
Einer der größten und bekanntesten Dividendenfonds in Deutschland ist der „DWS Top Dividende“, aufgelegt im Jahr 2003 von Deutsche Asset Management. Manager Thomas Schüssler investiert vor allem in Aktien aus den Branchen nichtzyklische Konsumgüter, Gesundheit, Versorger und Finanzdienstleistungen. Der Fonds schwankt vergleichsweise wenig und erzielte in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt 11,5 Prozent Plus pro Jahr. Seit Jahresbeginn hat er allerdings 0,6 Prozent an Wert verloren.
Der „MG& Global Dividend“, ebenfalls einer der Klassiker unter den Dividendenfonds, hat seit Januar 2,9 Prozent an Wert zugelegt. Manager Stuart Rhodes kauft neben Finanz-, Gesundheits- und Konsumgüteraktien viele Titel aus der Rohstoff- und Energiebranche, Versorger lässt er außen vor. Auf kurze Sicht hat sich die vergleichsweise aggressive Strategie ausgezahlt. Langfristig sieht es bei dem Fonds, aufgelegt im Jahr 2008 vom britischen Investmenthaus M&G, allerdings schlechter aus als beim „DWS Top Dividende“. Auf Sicht von fünf Jahren legte er jährlich um durchschnittlich 9,7 Prozent zu. Auch die zwischenzeitlichen Wertschwankungen fielen höher aus als beim großen deutschen Konkurrenten.
Börsengehandelte Indexfonds (ETFs), die auf Dividendenaktien setzen, sind eine günstige Alternative zu aktiv verwalteten Fonds. Sie haben allerdings Nachteile, die Anlegern bewusst sein sollten. Erstens sind in den Produkten meist wenige Branchen überproportional stark vertreten. Das wird in stürmischen Marktphasen zum Risiko. Zweitens enthalten die Indizes, die Dividenden-ETFs nachbauen, in der Regel Aktien mit einer besonders hohen Dividendenrendite – und die ist, wie bereits erwähnt, nicht immer ein Zeichen von Qualität.
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