Nach einem positiven Wochenauftakt hat der Dax am Dienstag rund 1,5 Prozent verloren. Auch der EuroStoxx50 musste Federn lassen, er gab 1,5 Prozent nach. Bereits am Montag zeigten sich die Auswirkungen der restriktiven Geldpolitik der US-Notenbank Fed an der Wall Street, wo die Kurse nachgaben.
Vor allem starke US-Wirtschaftsdaten verzögern die Zinswende der Fed. Die Einzelhandelsumsätze für März übertrafen die Erwartungen deutlich. Angesichts der boomenden Wirtschaft und der anhaltend hohen Inflation dürfte sich die Fed mit einer ersten Zinssenkung Zeit lassen.
„Sand im Getriebe der Märkte“
Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets, sagt: „Der Mai, Juni und Juli wurden als Termine für wahrscheinliche Zinssenkungen der Fed aus den Kursen ausgepreist.“ Anleger müssen den Sommer also wahrscheinlich ohne geldpolitische Schützenhilfe überstehen. Erst im September könnten die Leitzinsen erstmals sinken.
Angesichts der starken US-Wirtschaftsdaten sowie der hartnäckigen Inflation stellen sich Anleger zunehmend die Frage, ob es in diesem Jahr überhaupt eine Zinssenkung in den USA geben wird. Nun betonte auch noch die US-Notenbankerin Mary Daly, dass die Fed mit Zinssenkungen keine Eile habe und es bei der Inflationsbekämpfung noch eine Menge zu tun gebe.
Neben einer restriktiven Geldpolitik seien auch die Krise im Nahen Osten und eine holprig begonnene Berichtssaison Sand im Getriebe der Märkte, sagte Analyst Stanzl. Hauptgrund sei aber die Geldpolitik der Fed.
Warum sind hohe Zinsen schlecht für den Dax?
Wenn die Leitzinsen hoch sind, erhöhen sich auch die Kreditkosten für Unternehmen. Das kann die Gewinne der Firmen schmälern und das Wirtschaftswachstum drosseln, was sich negativ auf die Aktienkurse auswirkt. Zudem werden festverzinsliche Anlagen wie Anleihen bei steigenden Zinsen attraktiver im Vergleich zu Aktien, was ebenfalls zu Verkäufen an den Aktienmärkten führen kann.
Schnäppchenjäger, die bislang bei nur ein- oder zweihundert Punkten Minus beim Dax wieder eingestiegen seien, blieben dem Markt auf einmal fern, sagte Jürgen Molnar, Stratege bei Finanzdienstleister Robomarkets. Die Gier sei plötzlich in Angst umgeschlagen. „Die Unsicherheit an den Börsen ist aktuell so hoch wie lange nicht“, kommentiert auch Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. Die Grundstimmung sei negativ. Das hohe Zinsniveau, die schlechten Konjunkturaussichten und die geopolitischen Spannungen in Nahost hielten die Risikobereitschaft in Schach.
Anleihen mit positiver Entwicklung
Unterdessen zog die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen leicht auf bis zu 2,459 Prozent an. In den USA hielten sich die Renditen zehnjähriger Treasuries mit 4,649 Prozent dicht unter dem am Vortag erreichten höchsten Stand seit November. Der Dollar-Index legte um bis zu 0,2 Prozent auf 106,43 Punkte zu.

Der DAX in luftigen Höhen – kommt bald der Fall?
Auch unerwartet gute Wirtschaftsdaten stimmten Anleger nicht zuversichtlicher. Die chinesische Wirtschaft hat im ersten Quartal dank boomender Exporte überraschend an Schwung gewonnen. Das Bruttoinlandsprodukt legte um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu und damit deutlich stärker als gedacht. Allerdings verschärft sich die Immobilienkrise in China: Die Preise für neue Wohnungen sind im März so stark gefallen wie seit über acht Jahren nicht mehr.