Nach langem Zögern hat sich die Opec endlich ein Herz gefasst. Bei ihrem Treffen Ende November will die Organisation erdölexportierender Länder die Ölfördermenge ihrer Mitglieder begrenzen und so den Ölpreis stabilisieren. Laut einem ersten Vorschlag soll die Fördermenge zwar nur um 33 Millionen Barrel pro Tag sinken, das entspricht einer Drosselung des Ölangebots um gerade einmal 3,5 Prozent. Marktbeobachter sehen darin aber ein wichtiges Signal. Viele gehen davon aus, dass der Ölpreis im kommenden Jahr steigt – obwohl mehrere große Ölproduzenten, wie etwa Russland, nicht Mitglied der Opec sind und wenig Interesse daran haben dürften, ihrerseits ebenfalls die Förderung zu drosseln.
Für Privatanleger ist es nicht leicht, von einem steigenden Ölpreis zu profitieren. Es gibt zwar Wertpapiere, die die Entwicklung des Ölpreises abbilden, in erster Linie Futures. Anleger können auch börsengehandelte Indexfonds (ETFs) kaufen, die sich ebenso entwickeln sollen wie der Preis für Rohöl. Futures sind aber komplexe Finanzinstrumente mit vergleichsweise hohen Risiken. Und auch Öl-ETFs haben Tücken und sind für Privatanleger nicht sonderlich gut geeignet.
Anlage in Rohstoffwährungen
Wollen Privatinvestoren auf einen steigenden Ölpreis setzen, investieren sie am besten über Umwege in das schwarze Gold. Eine Möglichkeit, indirekt zu investieren, ist eine Anlage in Rohstoffwährungen. Darunter versteht man Devisen jener Länder, in denen Rohstoffexporte den Löwenanteil der Ausfuhren ausmachen. Zu den Rohstoffwährungen gehören sowohl Emerging-Markets-Devisen wie der brasilianische Real und der russische Rubel als auch Währungen entwickelter Staaten wie die norwegische Krone und der australische Dollar. „Rohstoffwährungen erscheinen interessant, weil ein positiver Trend an den Rohstoffmärkten ihre Wertentwicklung begünstigt“, sagt Alwin Schenk, Analyst der Privatbank Sal. Oppenheim.
Nicht alle Rohstoffwährungen profitieren gleichermaßen, wenn es mit dem Ölpreis bergauf geht. „Russland, Kanada, Brasilien und Norwegen sind wichtige Ölproduzenten“, sagt Schenk. Der Außenwert ihrer Währungen hängt deshalb eng mit dem Ölpreis zusammen. Australien dagegen fördert vor allem Industriemetalle, Kohle und Gold. Der Austral-Dollar legt daher vor allem dann zu, wenn in China die Nachfrage nach Rohstoffen steigt oder wenn Anleger auf der Suche nach sicheren Häfen in Gold flüchten.
Aktien von Öl-Produzenten sind riskant
Nahezu alle Rohstoffwährungen entwickeln sich spiegelbildlich zum US-Dollar. Steigt der Greenback gegenüber dem Euro, geraten sie unter Druck. Das war in den vergangenen Jahren der Fall. „Es zeichnet sich aber eine Bodenbildung ab“, sagt Schenk. Auch andere Investmenthäuser finden Rohstoffwährungen jetzt spannend. „Das Potenzial dieser Währungsstrategie ist sehr interessant“, sagt Candriam-Stratege Stefan Keller.
Wollen Anleger in eine Rohstoffwährung investieren, können sie zum Beispiel Lokalwährungsanleihen des betreffenden Landes kaufen. Oder sie kaufen Aktien – denn für Euro-Anleger ist ein Aktieninvestment außerhalb der Eurozone immer auch ein Währungsinvestment, sofern sie sich nicht gegen Wechselkursschwankungen absichern. Aktien von Ölproduzenten zu kaufen, um vom steigenden Ölpreis zu profitieren, ist dagegen keine gute Idee. Erstens machen sich Anleger damit gleich doppelt von der Entwicklung des Ölpreises abhängig. Zweitens haben viele Ölkonzerne wirtschaftliche Probleme.
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