Daniel Saurenz betreibt das Investment- und Anlageportal Feingold Research. Der Journalist hat unter anderem für Börse Online und die Financial Times Deutschland geschrieben
Im Februar galten Ölpreise von 20 US-Dollar als ausgemacht, sogar irrwitzige Kursziele von null Dollar wurden herumgereicht. Analysten etwa von Goldman Sachs stimmten damals unisono in den Negativ-Kanon ein. Doch wie so oft folgt das Comeback auf dem Fuß. Wie sehen nun die Perspektiven für den Ölpreis aus und wie können Anleger agieren?
Wenige Tage nachdem zahlreiche Analysten die Kursziele für den Ölpreis massiv gesenkt haben, begann eine rasante Erholung. Schon drei Monate später hat sich der Ölpreis fast verdoppelt und die Sorgen über Zahlungsausfälle von großen Ölunternehmen rücken in den Hintergrund. Freuen können sich nicht nur alle Privatpersonen, die ihre Öltanks im Winter randvoll gefüllt haben. Große Freude herrscht auch bei Anlegern, die sich nicht an den Analystenrat gehalten und stattdessen beherzt bei großen Ölmultis zugegriffen haben. Denn viele von ihnen haben ihre Hausaufgaben gemacht und legten kräftig zu. Außerdem sind sie wegen der attraktiven Dividendenrendite beliebt.
Kosten bleiben niedrig
Die Lösung der Ölmultis für das Problem der niedrigen Preise ist denkbar einfach: die Kosten kräftig senken. Daher waren die Geschäftszahlen der Konzerne für das erste Quartal nicht so schlecht wie befürchtet. Sie schreiben zwar noch rote Zahlen, aber ein Aufwärtstrend ist erkennbar. So lag der bereinigte Gewinn des britisch-niederländischen Riesen Royal Dutch Shell trotz eines Einbruchs um 58 Prozent mit 1,6 Mrd. Dollar über den Schätzungen der Analysten von 1,2 Mrd. Dollar. Vorstandschef Ben Van Beurden drückt dennoch noch stärker als bislang schon auf die Investitionsbremse: „Die Investitionen für 2016 tendieren in Richtung 30 Mrd. Dollar“, sagte Van Beurden. Ursprünglich waren 33 Mrd. Dollar geplant.
Auch BP will seine Kosten niedrige halten und senkte die angestrebte Investitionssumme im nächsten Jahr um einige Milliarden Dollar auf 15 bis 17 Mrd. Dollar. Vorstandschef Bob Dudley will so erreichen, dass der Cashflow im Jahr 2017 ausreicht, um bei Ölpreisen von 50 bis 55 Dollar die Dividendenzahlungen und die Investitionen zu finanzieren. Bislang wurde ein Wert von 60 Dollar angestrebt.
Der französische Wettbewerber Total will erreichen, dass 2017 ein Ölpreis von 60 Dollar ausreicht, damit der Cashflow die Zahlungen an die Aktionäre finanziert, ohne neue Schulden machen zu müssen. Die Kursziele der Unternehmen sind nicht unrealistisch, nachdem sich das riesige Ölangebot über die vergangenen Monate abgebaut hat. Zudem stabilisiert sich die Ölnachfrage, die inzwischen fast wieder das Niveau aus dem Vorjahr erreicht hat.
Attraktive Dividendenrenditen
Trotz des jüngsten Kursanstiegs liegt die Dividendenrendite für 2016 immer noch bei 7,6 Prozent für BP, bei 7,3 Prozent für Royal Dutch Shell und 5,5 Prozent für Total. Anleger sollten aber nicht allein die hohe Dividendenrendite, sondern auch den Aktienkurs im Auge behalten. Falls der Ölpreis wieder nach unten drehen sollte, dürfte das auch die Aktien mit nach unten ziehen.
Wer daher defensiver in Aktien investieren will, findet in Discountzertifikaten eine gute Alternative. Damit steigen Anleger günstiger als bei einem Direktinvestment in die Aktie ein, dafür sind die Gewinnchancen begrenzt. Bei den ausgewählten Papieren auf Royal Dutch Shel (WKN CD6BN1), auf BP (WKN SE1W6U) und Total (WKN DGB1JY) liegen die maximalen Renditechancen bei rund 20 Prozent bis zur Fälligkeit im März beziehungsweise April 2017. Der durch den Discount ermöglichte Risikopuffer gegen fallende Aktienkurse beträgt rund acht Prozent – ein ausgewogenes Chance-Risiko-Verhältnis im aktuellen Umfeld.