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Daniel Saurenz Nvidias Story ist heiß gelaufen, verdammt heiß

Nvidia-Chef Jensen Huang spricht auf einer Konferenz
Nvidia-Chef Jensen Huang spricht auf einer Konferenz
© ZUMAPRESS.com | Walid Berrazeg / Picture Alliance
In den 2000er-Jahren war die Euphorie der Taxifahrer eine gute Indikation für eine Börsenblase. Heute sind es die täglichen Whatsapp-Nachrichten von Freunden zu den Aktienkursen von Nvidia, Super Micro und AMD

Angst essen Seele auf. Das Zitat aus dem Film von Rainer Werner Fassbinder steht sinnbildlich für komplizierte Deutschkenntnisse. Bei Anlegern isst die Angst oft sprichwörtlich die Rendite auf. In diesen Tagen wünscht man sich manchmal, dass ein bisschen mehr Angst und weniger Gier unterwegs wären. Die Entwicklung bei KI-Aktien weckt bei erfahrenen Börsianern nämlich Erinnerungen. 

Im Jahr 2000 waren auf Abi-Partys neben dem Round-the-world-ticket, der neuen Freundin oder der Fahrt zur Love-Parade auch Aktien aus dem Neuen Markt heiß gehandelte Ware. Als irgendwann selbst die Taxifahrer auf dem Weg nach Hause über ihre Käufe von Telekom-Aktien sprachen, war die Party vorbei und oftmals die Kohle weg. 

In den vergangenen 25 Jahren hat sich in Sachen Aktienbewertung eine Menge getan. Die Anforderungen sind höher, nicht jede Pommesbude schafft es mehr an den Finanzmarkt. So bemerkten Investoren vor Jahren noch rechtzeitig, welche Luftnummer der Co-Working-Anbieter Wework war. 

Nvidia schlägt alles

Bei Nvidia finden aktuell jedoch wieder erhöhte Ausschüttungen von Glückshormonen statt. Man kennt das aus dem Supermarkt, denn sie werden ausgeschüttet, wenn Butter, Bierkasten oder Boxershorts günstiger sind als normal. 

Seit Jahrzehnten werben Einzelhändler mit Sommer- und Winterschlussverkauf und die Rabattzahlen können gar nicht groß genug sein. Qualität gibt es dann deutlich billiger. Am Aktienmarkt tritt das Phänomen auf, wenn schnelle Gewinne in den angesagten Aktien auflaufen und man auf Titel eines Segments wie wild draufspringt. 

Supermicro: von 300 auf 1000 Dollar

Dafür sind Nvidia und die zahlreichen KI-Ableger ein aktuelles Beispiel. Auf die jüngsten Quartalszahlen packte Nvida an Unternehmenswert 250 Mrd. US-Dollar obendrauf. Zugegeben, die Zahlen waren klasse. Doch 250 Mrd. waren nicht weniger als der höchste jemals gemessene Marktwertzuwachs an einem Tag. In der deutschen Derivatebranche konnten sich die Emittenten von Hebelpapieren von BNP Paribas über UBS oder JP Morgan vor Nachfrage nach Produkten auf Nvidia kaum retten. 

Die Anbieter Vontobel oder DZ Bank haben zudem ein Produktangebot auf Super Micro Computer in der Auslage. Die Aktie des Herstellers von Computern für Rechenzentren kletterte seit Jahresbeginn mal eben von 300 auf über 1000 US-Dollar. Schaut man in die Suche beim Smartbroker, beim Broker RoboMarkets oder der Börse München, so stehen Aktien wie Nvidia, Super Micro und AMD jeden Tag ganz oben.

Freunde melden sich mit Whatsapp-Nachrichten und der Frage, welches Produkt auf die Aktien denn besonders spannend sein könnte. In unserem Börsendienst könnte man täglich ein KI-Spezial anbieten. 

Die Story ist heiß gelaufen. Verdammt heiß. Und Anleger sollten die Grundregeln von Angst und Gier nochmal hervorkramen. Die US-Technologiebörse Nasdaq ist in den vergangenen zwölf Monaten von 11.800 auf mehr als 18.000 Punkte geklettert. Primäre Treiber waren Meta, Amazon, Netflix, Alphabet und eben Nvidia. 

Die Derivatebranche liefert neben dem großen Angebot für Trading-Papiere auf die genannten Aktien auch Turbos oder Put-Optionsscheine. Letztgenannte können auch ein Appell an Vernunft sein. Denn mit Puts oder Turbo-Short-Papieren lassen sich Depots und einzelne Aktien absichern und versichern. Doch bei aller Euphorie ist hier Vorsicht geboten. Anleger sollten sich vorher genau informieren und verstehen, welche Bedingungen ein Produkt hat. Damit die Party kein jähes und abruptes Ende findet.

Daniel Saurenz betreibt mit seinem Team das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie für 14 Tage kostenfrei testen können. Melden Sie sich unter info@feingold-research.com an oder probieren Sie den Börsendienst unter diesem Link aus. Trainingstage und Coachings finden Sie NEU unter feingold-academy.com.

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