Die größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands gehören zum Stabilitätsankern der hiesigen Wirtschaft. Rund die Hälfte der im Leitindex Dax notierten Firmen sind seit dessen Anfangstagen im Juli 1988 bis heute in dem Börsenbarometer vertreten.
Dutzende Unternehmen mussten im Gegenzug ihren Platz an der Sonne räumen. Einige wurden schlicht nach Fusionen von Nachfolgekonzernen ersetzt, so geschehen bei Daimler-Benz mit Daimler Chrysler. Oft aber spiegelte der Absturz aus dem Dax weitaus dramatischere Entwicklungen wider. Stichwort: „Wirecard“.
Nixdorf und Feldmühle Nobel waren im September 1990 die ersten Unternehmen, die den Dax zwei Jahre nach dessen Gründung verlassen mussten. Nixdorf ging in Siemens Nixdorf auf. Der Papierhersteller Feldmühle Nobel wurde vom schwedisch-finnischen Konzern Stora Enso übernommen. Danach dauerte es fünf Jahre, ehe wieder Bewegung in den Dax kam. Seitdem hat allerdings fast jedes Jahr ein Unternehmen den Leitindex verlassen und damit Platz für einen Nachrücker gemacht.
Wer in den Index gehört, wird ab September 2021 nur noch nach der Marktkapitalisierung bestimmt. Der Börsenumsatz wird bei der Rangliste nicht mehr berücksichtigt. Stattdessen müssten Indexmitglieder eine Mindestliquidität aufweisen.
Dies sind einige der Unternehmen, die bislang aus dem Dax geflogen sind:
Unternehmen, die aus dem Dax geflogen sind
Einer der größten Finanzskandale der deutschen Geschichte hat auch im Dax Spuren hinterlassen. Der Zahlungsdienstleister Wirecard musste nach seinem milliardenschweren Bilanzskandal Insolvenz anmelden. Er wurde im August 2020 durch das Berliner Unternehmen Delivery Hero ersetzt. Der Essenslieferant hatte während der Corona-Pandemie einen Boom erlebt.
Wirecard hatte es im September 2018 in die erste deutsche Börsenliga geschafft. Der Aufstieg fiel symbolträchtig aus. Der digitale Zahlungsdienstleister ersetzte mit der Commerzbank eines der Gründungsmitglieder des Dax. Grund war die höhere Marktkapitalisierung Wirecards. Die Dresdner Bank war bereits 2001 wegen ihrer Übernahme durch die Allianz aus dem Dax gefallen. Das Traditionshaus ging 2009 in der Commerzbank auf.
Ein Abstieg aus dem Dax ist meistens von Dauer. Ganz wenige Unternehmen aber haben das Comeback geschafft. Das gelang als Erstes und gleich mehrmals Continental. Der Automobilzulieferer ist das Stehaufmännchen des Börsenbarometers. Er war zum ersten Mal am 23. September 1996 als fünftes Unternehmen der Dax-Geschichte aus dem Leitindex abgestiegen und wurde von der Münchner Rück ersetzt. 2003 kehrte Continental in den Dax zurück. Der Reifenhersteller musste die Top 30 Ende 2008 erneut verlassen. Damals rückte Beiersdorf nach. Im September 2012 gelang Continental das zweite Comeback, das bis heute Bestand hat.
Infineon war das zweite Unternehmen der Dax-Geschichte, das in die Spitzengruppe zurückkehren konnte. Der größte Halbleiterhersteller Deutschlands hatte im März 2009 seinen Platz für die am Markt höher bewertete Hannover Rück räumen müssen. Bereits ein halbes Jahr später machte der Versicherer seinerseits Infineon im Leitindex Platz.
Die ordentliche Anpassung des Dax wurde bis 2021 einmal jährlich im September vorgenommen. Zusätzlich findet aber quartalsweise eine Überprüfung auf Basis der sogenannten Fast-Entry- und Fast-Exit-Regeln statt. Mit ihnen wird signifikanten Verschiebungen auf der Rangliste Rechnung getragen, etwa durch Großemissionen. Ein „Fast-Entry“ gelang 2008 dem Bergbauunternehmen K+S (früher Kali und Salz). Es ersetzte den Tourismuskonzern TUI. Der war 1990 unter dem damaligen Namen Preussag für den ersten Dax-Absteiger Nixdorf nachgerückt.
Manchmal ist der Abstieg aus dem Dax eine bewusste Entscheidung beziehungsweise wird bei einer Neuausrichtung in Kauf genommen. 2006 verkaufte der Chemiekonzern Altana seine Pharmasparte an den dänischen Konkurrenten Nycomed und verabschiedete sich damit vom Pharmageschäft. Altana verließ den Dax aufgrund der durch den Verkauf gesunkenen Marktkapitalisierung. Der Konzern wurde passenderweise durch das Chemie- und Pharmaunternehmen Merck KGaA im Dax ersetzt.
Der Abschied vom Dax kann aber auch eine Krise ungeahnten Ausmaßes widerspiegeln. Das war der Fall, als die Lufthansa im Sommer 2020 den Leitindex verlassen musste. Deutschlands größte Fluggesellschaft wurde infolge der Corona-Pandemie in den MDax der mittelgroßen Werte verdrängt. Die Deutsche Wohnen SE profitierte und stieg in den Dax auf.
Kurz vor der Ausweitung des Dax auf 40 Werte hat ein weiteres Unternehmen den Leitindex verlassen. Beiersdorf war 2008 für Continental in den Dax aufgerückt. Im März 2021 musste der Konsumgüterkonzern seinerseits Platz machen. Die Marktkapitalisierung reichte nicht mehr aus. Nachfolger wurde der nunmehr dritte Rückkehrer der Dax-Geschichte. Siemens Energy war im September 2020 nach der Abspaltung vom Mutterkonzern einige Stunden als 31. Dax-Unternehmen geführt worden. Nach einem Tag verschwand das Unternehmen bereits wieder aus dem Index – nur, um ein halbes Jahr später zurückzukehren.