Die Zahl ist bedrückend: In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 500.000 Menschen neu an Krebs, vor allem an Lungen- und Bronchialkrebs. Die Chance, dass es früher oder später einen persönlich trifft, ist entsprechend hoch. Im Fall der Fälle kommt auf Patientinnen und Patienten leider auch eine finanzielle Belastung zu. Denn die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen zwar die Kosten für Behandlungen, Krankenhausaufenthalte, Medikamente und Rehabilitationen. Allerdings nur in einem begrenzten Rahmen – Zuzahlungen bei Medikamenten und Transportkosten sind üblich. Die Leistungen müssen zudem „medizinisch notwendig, zweckmäßig und wirtschaftlich“ sein und mit den Auflagen des Sozialgesetzbuchs d’accord gehen. Für alles, was darüber hinausgeht oder von den geprüften Standardtherapien abweicht, müssen die Patienten selbst aufkommen – etwa für nicht abgedeckte Therapien, Naturheilverfahren, das Einholen von speziellen Facharzt-Meinungen.
All diese Kosten können sich schnell summieren und den Krebs-Patienten in eine finanzielle Bredouille bringen. Tatsächlich gibt es bereits einige Studien, die einen Kausalzusammenhang zwischen einer Krebserkrankung und einem erhöhten Armutsrisiko gefunden haben. Denn oft ist es so, dass das Einkommen im Verlauf der Krankheit als Folge des sich verschlechternden Gesundheitszustands abnimmt, während die Ausgaben steigen.
Wahl zwischen Einzelprodukt und Dread Disease
Die gute Nachricht: Es gibt Versicherungen, mit denen sich das finanzielle Risiko einer Krebserkrankung absichern lässt. So bieten beispielsweise die Nürnberger Versicherung als auch Hanse Merkur spezielle Policen an, die ein breites Spektrum an Krebsarten absichern. Darüber hinaus lässt sich die Krankheit im Rahmen einer sogenannten Dread Disease Police absichern. Diese Policen umfassen gleich mehrere schwere Krankheitsbilder und leisten Zahlungen je nach individueller Diagnose. Anbieter am deutschen Markt sind unter anderem Allianz, Gothaer und Canada Life. Tarife gibt es bereits für unter 5 Euro pro Monat – je teurer, desto größer der Leistungsumfang. Bei der genauen Beitragsberechnung spielen Alter, Rauchverhalten und Gesundheitszustand des Versicherten eine Rolle, ebenso wie die Höhe der gewählten Auszahlsumme im Leistungsfall und die vereinbarte Vertragslaufzeit.
Zahlreiche Ausschlusskriterien
In der Regel bieten Krebs-Policen eine einmalige Sofortauszahlung in vereinbarter Höhe und/oder stationäre Wahlleistungen an. Zusätzlich gibt es oftmals Leistungen für psychologische und medizinische Betreuung. Die letztlich ausbezahlte Summe variiert je nach Tarif drastisch und liegt in einem Korridor zwischen 10.000 und 100.000 Euro. Versicherungsnehmer dürfen das Geld frei verwenden. Und: Es ist in vollem Umfang einkommensteuerfrei.
Allerdings müssen erkrankte Personen gewisse Voraussetzungen erfüllen, bevor der Leistungsfall auch tatsächlich eintritt. Das betrifft beispielsweise die Tumorgröße und das Krebsstadium. Frühformen und Vorstufen von Krebs sind in der Regel nicht versichert, ebenso wie Krebs, der ohne fachärztlichen (histopathologischen) Befund attestiert wurde. Viele Versicherer schließen bestimmte Kerbs-Formen von ihrem Schutz aus, etwa hellen Hautkrebs (Basaliome und Spinaliome), oder sichern prämaligne und nicht-invasive Tumorformen nicht ab. Um hier keine böse Überraschung zu erleben, ist es wichtig, darauf zu achten, wie der Krebsbegriff in den Tarifbedingungen definiert ist.
Wer schon mal eine Krebserkrankung durchlaufen hat, muss in der Regel ein Zeitfenster von zehn Jahren beachten, in dem man „weder an Krebs erkrankt, diesbezüglich behandelt oder beraten wurde“, wie es auf der Webseite der Nürnberger heißt. Ist dies nicht der Fall, fließen im erneuten Krankheitsfall keine Leistungen. Unabhängig davon gilt es allgemeine Wartezeiten zu beachten, denn erste Leistungen dürfen erst mehrere Monate – je nach Tarif zwischen drei und sechs – nach Vertragsbeginn geltend gemacht werden. Fällt eine Diagnose in diesen Zeitraum, fließt ebenfalls kein Geld. Und auch, wer nach Vertragsbeginn mit dem Rauchen anfängt und dies dem Versicherer nicht sofort mitteilt, muss mit finanziellen Einbußen rechnen. Die Altersgrenze ziehen viele Versicherer übrigens bei 65 Jahren.
Wie sinnvoll eine eigenständige Krebsversicherung angesichts dieses komplexen bürokratischen Aufwands wirklich ist, muss jeder für sich individuell abwägen. Gerade für Menschen, bei denen es eine familiäre Vorgeschichte gibt, kann diese ratsam sein. Krebs-Policen bieten einen finanziellen Puffer, der die hohen Kosten einer Krebsbehandlung partiell abfedert und dadurch ein wenig Sorgen nimmt.