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Geldanlage Keine Angst vor Schwellenländern

Warum sich das Anlegen in Schwellenländern lohnt – gerade jetzt. Es muss nicht einmal hochriskant sein. Von Nadine Oberhuber
Thailands Hauptstadt Bangkok: Ratingagenturen bescheinigen dem Land eine mittlere Bonität
Thailands Hauptstadt Bangkok: Ratingagenturen bescheinigen dem Land eine mittlere Bonität

Nadine Oberhuber ist Wirtschafts- und Finanzjournalistin. Sie schreibt auf Capital.de über Geldanlagethemen

Mit der Ferne haben es die Deutschen ja bekanntlich nicht so. Urlauben tun sie am liebsten im eigenen Land, oder höchstens mal im sogenannten 17. Bundesland auf Mallorca. Und das Geld legen sie auch lieber zuhause an als anderswo. Am häufigsten auf dem Sparbuch oder Tagesgeldkonto bei der heimischen Bank (worüber Finanzexperten mit Blick auf die Zinsen regelmäßig den Kopf schütteln), gelegentlich auch in Bundesanleihen (was einem bei Minusrenditen erst recht die Tränen in die Augen treibt) und wenn sie schon Aktien kaufen, dann doch bitte deutsche. Die liegen in der Gunst ganz weit vorn, geben Anleger in Umfragen selbst zu. Drei Viertel aller Befragten glauben auch, der Dax habe im vergangenen Jahr ordentlich zugelegt, mehr als andere Indizes – stimmt aber gar nicht. Mit weniger als drei Prozent Plus lief er 2014 vergleichsweise mau.

Nun wundern sich Verhaltensökonomen seit Jahren über das Quasi-Naturgesetz, wonach alle Sparer viel zu viele Wertpapiere aus dem eigenen Land im Depot haben. Weil sie immer meinen, den Heimatmarkt besser einschätzen zu können als andere. Doch Fakt ist – es muss einmal gesagt werden – wir kennen unseren eigenen Markt meist genauso gut oder schlecht wie andere Märkte. Von daher gibt es eigentlich keinen Grund, nicht einmal den Mut zusammenzunehmen und in die Ferne zu schweifen, auch als vorsichtiger Anleger.

Zumal man inzwischen längst nicht mehr wie früher sagen kann, dass das Gute ja so nah liegt. Früher war das noch so, da konnte man hierzulande mit Tagesgeldzinsen noch vier Prozent machen und auch zehnjährige Bundesanleihen warfen 2007 satte vier Prozent Rendite ab. Heute muss man schon deutlich über die deutschen Grenzen hinausblicken, wenn man noch Erträge in dieser Höhe mit einer Zinsanlage verdienen will. Aber es geht. Und es muss nicht einmal eine Hochrisikoanlage sein.

Erstaunlich hohe Zinsen

Man muss nur tatsächlich weit in die Ferne schweifen und sogar über den Tellerrand der Europäischen Union hinausblicken. Nach Asien etwa und nach Südamerika. Denn alles was in unseren Gefilden noch hohe Zinsen bringt, hat mindestens den Risikofaktor von Griechenland. In Asien oder Südamerika aber begeben viele Staaten und Unternehmen Anleihen, die gute bis mittlere Bonität genießen, also Investmentgrade sind, wie Experten es nennen. Zu diesen „guten“ Schuldnern zählen laut Ratingagenturen zum Beispiel die baltischen Staaten, China und Chile. Zu den mittleren Indien, Thailand, Mexiko, Brasilien und große Teile der arabischen Halbinsel.

Warum man den Staaten und Firmen dort nun sein Geld leihen sollte? Weil sie, trotz ihrer guten Bonität erstaunlich hohe Zinsen zahlen. Das Rendite-Risiko-Verhältnis stimmt also. Mit rund 6,35 Prozent Rendite pro Jahr könnten Anleger im Schnitt bei solchen Schwellenländeranleihen rechnen, sagen Analysten. Derzeit sind die Aufschläge gegenüber dem, was sich mit heimischen Anleihen erzielen lässt, so hoch wie nie und es könnte sogar noch etwas mehr werden. Dann nämlich, wenn man in den örtlichen Währungen in Anleihen investiert. Normalerweise heißt es ja, man solle in Schwellenländern lieber Euro- oder Dollaranleihen kaufen, damit man sich nicht auch noch ein zusätzliches Währungsrisiko ins Depot legt. Vor allem wenn man langfristig investiert bleiben möchte, ist das auch nach wie vor das Mittel der Wahl. Im ersten Quartal 2015 zahlte es sich ebenfalls aus und warf ein Plus von rund 15 Prozent ab. Wer in Lokalwährung investierte, musste dagegen ein leichtes Minus hinnehmen.

Aber: Zuletzt hat sich der Dollar so stark entwickelt, dass die Währungen vieler dieser Länder abgewertet haben. Das wird jedoch nicht ewig so bleiben, meinen viele Anleihefondsmanager. Sie rechnen damit, dass der Dollar demnächst wieder schwächer wird und die Lokalwährungen dann zu einer Aufwärtsbewegung ansetzen. Wer daher jetzt einsteigt und nicht unbedingt einen Anlagehorizont von mehreren Jahren hat, der könnte sich jetzt in Lokalwährungsanleihen wagen.

Bitte nicht auf einzelne Anleihen setzen!

Man muss allerdings zweierlei dazu sagen: Erstens schwanken die Anleihen in Fremdwährungen natürlich stärker als solche in Euro oder Dollar. Sie sind also nichts für schwache Nerven. Zweitens kann sich zwar auf kurze Sicht aus den Währungsschwankungen eine Zusatzrendite ergeben, doch auf lange Sicht erzielen diese Anleihen immer noch in erster Linie ihre Rendite aus der Verzinsung. So gesehen könnte man also auch gleich bei den vertrauten eigenen Währungen bleiben. Und in jedem Fall: Bitte nicht auf einzelne Anleihen setzen! Sondern das Geld immer streuen, um das Risiko zu minimieren, falls doch einmal ein Land oder ein Unternehmen seinen Zahlungspflichten nicht nachkommt. Das Streuen übernehmen Fonds, aktiv gemanagte wie passive Indexfonds, die entweder Dollaranleihen kaufen oder viele Lokalwährungsanleihen bündeln.

Insgesamt jedenfalls stellen die Analysten den Schwellenländern nach wie vor eine gute Entwicklung in Aussicht: Nach den vergangenen Krisenjahren werde das Wachstum zurückkehren. Die Emerging Markets bleiben also die Wachstumsmotoren der Weltwirtschaft. Zudem sehen die Fundamentaldaten bei Anleihen aufstrebender Länder deutlich besser aus als diejenigen bei hochverzinsten US-Anleihen. Die Mischung aus Staats- und Unternehmenspapieren in einem Papier halten Finanzexperten dabei generell für gut. Denn Unternehmensbonds schwanken deutlich weniger als Staatsanleihen und geben dem Fondstopf dadurch mehr Stabilität.

Zumindest in den jüngsten Jahren, in denen viele Emerging Markets vergleichsweise schwach liefen, hat sich das Investment dennoch gelohnt: Der Indexfonds ishares JP Morgan USD Emerging Markets Bond Fund ETF (A0RFFT) etwa erzielte auf Dreijahressicht 14 Prozent Plus und 37 Prozent auf fünf Jahre. Der aktiv gemanagte Pioneer Funds Emerging Markets Bond USD (576703) schaffte noch ein wenig mehr: Er gewann in drei Jahren 22 Prozent und auf fünf Jahre 47 Prozent. In Euro umgerechnet kam er sogar auf eine Performance von 40 Prozent in drei Jahren und 66 Prozent in fünf Jahren. Wenn Anleger da keinen Grund sehen, mal in die Ferne zu schweifen, dann suchen sie ihn wahrscheinlich auch auf dem Rest der Welt bis ans Ende ihres Lebens vergebens.

iShs II-iShs JPM. Em.Mkts Bd Bearer Shares (Dt. Zert.) Fonds

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