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Aktien „Je emotionaler ein Markt ist, desto besser“

Fondsmanager Matthew Vaight über Schwellenländer-Aktien und warum es heute auf Details ankommt.
An der Börse in Hongkong gibt es noch günstige Aktien - Foto: Getty Images
An der Börse in Hongkong gibt es noch günstige Aktien - Foto: Getty Images
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Matthew Vaight ist Manager des Fonds M&G Global Emerging Markets

Capital: Herr Vaight, Aktien von Unternehmen aus Schwellenländern waren für Anleger in den vergangenen Jahren eine Enttäuschung. Warum war die Kursentwicklung im Vergleich zu Aktien aus entwickelten Volkswirtschaften so schlecht?

Vaight: Der wichtigste Grund ist aus meiner Sicht die niedrige Profitabilität der Unternehmen in Schwellenländern. Sie ist in den vergangenen drei Jahren deutlich gesunken. Gleichzeitig haben US-Unternehmen die Rendite auf das eingesetzte Kapital stark erhöht. Auch in Europa hat sich die Profitabilität zum Besseren entwickelt. Deshalb sind die Kurse vieler Schwellenländer-Aktien nicht mehr gestiegen.

In den vergangenen Monaten brauchten Anleger besonders starke Nerven, weil die Kurse von Schwellenländer-Aktien zudem enorm schwankten. Wird das so weiter gehen?

Die Kursschwankungen hatten verschiedene Ursachen. Während die Wahlen in Indien und Brasilien die Aktienkurse zwischenzeitlich steigen ließen, gab es immer wieder Faktoren, die bei Aktieninvestoren für schlechte Laune sorgten. Dazu zählten zum Beispiel der sinkende Ölpreis oder die Krise zwischen Russland und der Ukraine. Seit Beginn des Jahres überwiegt aber der Optimismus. So sind zum Beispiel die Kurse chinesischer Aktien im Frühjahr stark gestiegen. Dennoch werden wir wohl weiter starke Kursschwankungen sehen.

Sollten Anleger also im Moment besser die Finger von Schwellenländer-Aktien lassen? Immerhin droht dieses Jahr auch eine Zinserhöhung der US-Notenbank, die für zusätzliche Unruhe sorgen könnte.

Nein, ganz im Gegenteil. Aktiven Investoren bieten sich in der derzeitigen Situation einige Möglichkeiten. Ich mag es, mich konträr zur verbreiteten Marktmeinung zu positionieren. Je emotionaler ein Markt ist, desto eher kann man davon profitieren. Die starken Schwankungen haben bei vielen Unternehmen dazu geführt, dass ihre Aktien zurzeit attraktiv bewertet sind.

Sehr unterschiedliche Märkte

Wo sehen sie Sie Gelegenheiten für Anleger?

Zum Beispiel in Nord-Asien. In Korea, Taiwan und Hongkong gibt es eine Reihe von Unternehmen, deren Aktien gemessen an ihrer Profitabilität günstig sind. Außerdem würden viele dieser Firmen davon profitieren, wenn sich die US-Wirtschaft weiter erholt. Dieser Effekt ist an aktuellen Zahlen zum Welthandel bereits zu beobachten. Optimistisch gestimmt bin ich zudem im Hinblick auf Unternehmen aus Brasilien. Auch dort gibt es attraktive Bewertungen. Wir haben zum Beispiel jüngst Aktien des Getränkeherstellers Ambev gekauft. Ende vergangenen Jahres waren die Aktien mit dem 17-fachen des Gewinns bewertet, was im historischen Vergleich äußerst günstig ist.

Gibt es solche Gelegenheiten in allen Schwellenländern?

Nein, bei Aktien aus anderen Ländern bin ich momentan sehr zurückhaltend, etwa Indonesien und Malaysia. Die Märkte beider Länder sind in meinen Augen bereits zu hoch bewertet. Noch wichtiger ist aber der Blick auf verschiedene Branchen: Die Mehrheit der Schwellenländer-Investoren konzentriert sich auf Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft und der Konsumgüterindustrie, weil diese Branchen als vergleichsweise krisensicher gelten. Doch viele der Aktien sind zu teuer.

Anleger müssen in Schwellenländern also viel stärker als in der Vergangenheit einzelne Aktien unter die Lupe nehmen, statt breit in den Markt zu investieren?

Richtig. Man sollte sehr selektiv vorgehen, weil die Bewertungen einzelner Papiere höchst unterschiedlich sind. Außerdem bieten längst nicht alle Branchen und alle Länder die gleichen Wachstumschancen.

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