Daniel Saurenz betreibt das Investment- und Anlageportal Feingold Research. Der Journalist hat unter anderem für Börse Online und die Financial Times Deutschland geschrieben
Bei seinem Amtsantritt Ende 2012 versprach der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe, mit auf Pump finanzierten Konjunkturprogrammen und der kräftigen Abwertung des Yen die Exportwirtschaft und damit die Wirtschaft insgesamt wieder in Schwung zu bringen. Obwohl die Konjunktur erheblich schwächelt, hat sich die Notenbank zuletzt mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik aber überraschend zurückgehalten. Investoren am Aktienmarkt lassen sich so schnell aber nicht ins Bockshorn jagen.
Gegen den Rückgang des Ölpreises kommt selbst Haruhiko Kuroda nicht an: Nach der jüngsten Sitzung der japanischen Notenbank am 30. Oktober hat der Notenbankchef die Geldpolitik nicht weiter gelockert, obwohl sein Ziel, die Inflation in die Nähe der Zwei-Prozent-Marke zu bringen, in immer weitere Ferne rückt. „Dies hat den Yen vor einem neuen Mehrjahrestief gegenüber dem US-Dollar bewahrt. Viele Anleger spekulieren jedoch weiter auf schwache Yen-Notierungen“, so Gregor Kuhn vom Broker IG.
Kuroda geht nun davon aus, dass das Ziel erst im zweiten Halbjahr des Fiskaljahr 20016/17, das im März endet, erreicht wird. Wie weit Kuroda von seinem Ziel entfernt ist, zeigt, dass er die Inflationsprognose für das laufende Fiskaljahr auf nunmehr 0,1 Prozent eingedampft hat. Der Notenbankchef machte allerdings deutlich, er werde nicht zögern, noch mehr Geld zu drucken, wenn es erforderlich sei.
Rutscht die Wirtschaft in die Rezession?
Kuroda wischte zudem Sorgen beiseite, dass das Kaufprogramm für Staatsanleihen und ETFs Grenzen habe, weil die Notenbank bereits so viele Papiere aufgekauft habe, wodurch die Liquidität und die Bestände bei den privaten Investoren stark gesunken sind. Dabei beläuft sich die Bilanzsumme der Notenbank bereits auf mehr als zwei Drittel der jährlichen Wirtschaftsleistung. Das Verhältnis ist damit größer als für die USA, die Euro-Zone und Großbritannien zusammen.
Kuroda gab sich zuversichtlich, dass die Wirtschaft im September-Quartal nicht in die Rezession abgerutscht sei und dass die Kombination von hohen Unternehmensgewinnen und einem engen Arbeitsmarkt ein gutes Zeichen für einen Anstieg der Inflation sei. Nachdem sich der Yen nach der Notenbanksitzung anfänglich deutlich erholt hatte, schwächelte er anschließend wieder. Denn Investoren setzen darauf, dass Kuroda im Dezember oder im Januar 2016 doch zur Tat schreiten wird.
Der Nikkei hat dagegen zuletzt etwas nachgegeben, weil sich durch den deutlichen Anstieg des Yen gegenüber dem August-Tief die Geschäftsperspektiven für die exportabhängigen japanischen Firmen erheblich eingetrübt haben. Denn japanische Produkte, wie Autos von Toyota, werden in China teurer, während chinesische Produkte im Ausland billiger werden.
Das letzte was die japanische Wirtschaft derzeit brauchen kann ist aber ein stärkerer Yen, denn sie befindet sich ohnehin auf Schrumpfkurs. Im zweiten Quartal ist die Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal zurückgegangen. Weil die Kaufkraft der Japaner durch den zuvor schwachen Yen gesunken ist und ausländische Güter teurer geworden sind, ist der private Verbrauch geschrumpft, der rund 60 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht. Zudem sind die Exporte nach Asien und die USA rückläufig.
Etliche Experten befürchten bereits, dass die japanische Wirtschaft – vor allem wegen der anhaltenden Abschwächung in China – auch im dritten Quartal schrumpfen wird, womit sie erneut in die Rezession abrutschen würde. Das wäre die zweite Rezession seit Abes Amtsantritt und würde zeigen, dass die sogenannten Abenomics nicht funktionieren. Dabei hat der Yen gegenüber April 2013, als der damals neue Notenbankchef Haruhiko Kuroda die Geldpolitik stark lockerte, um 23 Prozent gegenüber dem Dollar abgewertet. Die Daten zum Wirtschaftswachstum werden am 25. November vorgelegt.
Kuroda wird die Notenpresse anwerfen
Obgleich die Abenomics ein Fehlschlag sind, dürfte die Notenbank ihren Weg konsequent fortsetzen und schon bald mehr Geld drucken. Wenngleich bei der nächsten Sitzung am 19. November womöglich nichts passieren wird, könnte bei der Sitzung am 18. Dezember Kuroda Investoren ein schönes Weihnachtsgeschenk präsentieren. Das dürfte den Yen erneut schwächen. „Ich denke noch nicht, dass das das Ende war – die Erwartungen für eine Lockerung werden in den nächsten Monaten anhalten“, sagte UBS-Volkswirt Daiju Aoki. Davon sollten vor allem Exporteure wie die Autobauer Toyota und Honda profitieren, die einen Großteil ihres Umsatzes im Ausland machen. Ein schwächerer Yen käme zudem vielen anderen Unternehmen wie Canon, Sony und Panasonic zugute.
Den wichtigsten Einfluss auf den Nikkei wird allerdings auch weiterhin der Einzelhändler Fast Retailing haben, der mit einem Gewicht von 9,1 Prozent der mit weitem Abstand der Titel mit dem größten Gewicht ist. Auf Platz zwei im Nikkei folgt der Maschinenbauer Fanuc (4,4 Prozent) vor dem Telekom- und Internetriesen Softbank Group (4,2 Prozent).
Investoren, die auf einen Anstieg des japanischen Aktienmarkt setzen wollen, bietet sich der Lyxor JPX-Nikkei 400 EUR Daily Hedged ETF (WKN: LYX0ST) an. Lyxor Asset Management ist der Vermögensverwalter der französischen Großbank Société Générale. „Der JPX-Nikkei 400 spiegelt die Performance von 400 an der Tokyo Stock Exchange notierten Aktien wider, die für die Anleger hinsichtlich der effizienten Nutzung ihres Kapitals am attraktivsten sind und deren Anlageziele sich an den Interessen der Anleger orientieren“, sagt Raphaël Dieterlen, Fondsmanager des ETFs.

Bei dem Index erfolgt die Gewichtung nicht ausschließlich nach der Marktkapitalisierung, sondern auch anhand fundamentaler Kennzahlen, wie der Eigenkapitalrendite und des operativen Gewinns. Das verwaltete Vermögen beläuft sich auf rund 700 Mio. Euro. Der ETF bildet den Index durch den Kauf der Aktien mit der entsprechenden Gewichtung nach. Die Verwaltungsgebühr liegt bei lediglich 0,25 Prozent.
Wer beim Nikkei stattdessen mit Hebelpapieren agieren möchte, hat auf der Long- bzw. Short-Seite folgende Papiere zur Auswahl: Unter den Knock-out-Bulls halten wir die WKN CN7KQW für ein gutes Handwerkszeug, für Short-Spekulanten ist die WKN XM6BB8 geeignet – jeweils gehebelt mit 10.