Bei Zinsen auf Geldguthaben scheiden sich die Geister. Die einen ziehen sofort los und sacken höhere Zinsen ein. Die anderen verharren in Starre und tun: nichts. Dabei lohnt es sich, den inneren Schweinehund auf Trab zu bringen und Ängste durch Wissen und valide Informationen abzubauen.
Der Feind jedes Geldguthabens auf der Bank und bar zu Hause ist die Inflation, die Preissteigerungsrate. Im Februar lag diese in Deutschland bei 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Statt 4,50 Euro im Februar 2022 kostet ein Kilogramm Brot also heute 4,90 Euro. Folge der Inflation: Wir können immer weniger Waren und Dienstleistungen für unser Geld kaufen. Die Inflation fällt nur dann nicht ins Gewicht, wenn unser verfügbares Einkommen in gleichem Maße steigt.
Während wir den Kaufkraftverlust bei täglichen Ausgaben sofort bemerken, bleibt er bei Geldguthaben unsichtbar. Um hier die Dimension zu begreifen, müssen wir rechnen. Das geht komfortabel mit dem Inflationsrechner von Zinsen-Berechnen.de.
Wenn die Inflation das Urlaubsgeld auffrisst
Nehmen wir eine jährliche Inflationsrate von 8,5 Prozent wie 2022. Dann sind 10.000 Euro auf einem unverzinsten Konto innerhalb eines Jahres nur noch 9216 Euro wert. Der Kaufkraftverlust beträgt stolze 784 Euro! Bei drei Jahren wären es 2170 Euro, bei fünf 3350 Euro. Immense Summen. Es stehen aber weiter 10.000 Euro auf dem Kontoauszug.
Haben wir 50.000 Euro unverzinst als Sparguthaben, sinkt deren Kaufkraft bei 8,5 Prozent Inflation in einem Jahr um 3918 Euro – der Gegenwert eines Urlaubs oder der Miete für ein Quartal. Würden die 50.000 Euro für zwei Prozent Zinsen angelegt, fiele dieser Kaufkraftverlust um 1000 Euro niedriger aus. Deshalb ist es schlau, die gestiegenen Zinsen zu nutzen, um die Verluste durch die Inflation wenigstens abzufedern.
Wir haben dabei die Wahl zwischen Zinsen auf Tagesgeldkonten und Festgeldkonten. Auf einem Tagesgeldkonto liegen die Rücklagen, die jederzeit verfügbar sein müssen, wie der Notgroschen für plötzliche Ausgaben, Geld für den Urlaub oder die Steuer. Auf Festgeldkonten parken wir Gelder, auf die wir drei Monate, sechs Monate oder sogar Jahre verzichten können. Nach der vereinbarten Anlagefrist wird das Geld wieder ausgezahlt, der Zins fließt jährlich oder vierteljährlich an uns.
Eine sichere Bank finden
Aktuell bieten seriöse Banken Tagesgeldkonten mit Zinsen um die 2 Prozent und Festgeld für 2,5 Prozent für zwei Jahre. Betonung liegt auf „seriös“. Denn freilich locken ausländische Banken auch mit höheren Zinssätzen. Hier wäre ich aber vorsichtig.
Wonach also eine sichere Bank aussuchen, besonders vor dem Hintergrund einer Bankeninsolvenz und womöglich drohenden neuen Krise des Finanzsystems?
Auswahlkriterien Einlagensicherung und EU-Land
Damit Ihr Geld vor Verlust geschützt ist, beachten Sie diese drei Aspekte:
- Nur Banken wählen mit Sitz in einem finanzstarken EU-Land mit hoher Bonität wie Deutschland, Niederlande, Frankreich, Belgien, Luxemburg u.a.
- Die Bank ist Mitglied im Einlagensicherungsfonds. Ist sie es nicht, würde ich dort mein Geld nicht anlegen.
- Empfehlenswert ist, die Sprache des Landes zu sprechen, in dem die Bank ihren Sitz hat. Dann benötigen Sie bei eventuellen Streitigkeiten keine teuren Übersetzungen.
Das wichtigste Kriterium ist die Einlagensicherung. Sie garantiert Sparer:innen, dass bei einer Insolvenz der Bank alle Geldguthaben bis zu 100.000 Euro geschützt sind. Alle Beträge über 100.000 Euro darf die Bank dagegen für sich nutzen.
Einlagensicherung auch für nicht systemrelevante Banken
Die Einlagensicherung gilt unabhängig von der Größe der Bank oder, ob sie als „systemrelevanteingestuft“ ist. Die Einlagensicherung gilt pro Privatkund:in und pro Bank, nicht pro Konto. Haben Sie beispielsweise drei Konten bei einer Bank — Festgeld, Tagesgeld, Girokonto — gilt für alle zusammen die 100.000 Euro Grenze.
Depots fallen nicht unter die Einlagensicherung. Wertpapiere in Depots sind Sondervermögen und gehen grundsätzlich nicht in die Bankinsolvenzmasse ein.
Für die Recherche einer zuverlässigen Bank und eines passablen Zinsangebotes nutze ich drei Quellen: Den Zinsvergleich der Stiftung Warentest, die Vergleiche der Kritischen Anleger, und dann lese ich bei Finanztip quer. Was ich bei den Kritischen Anlegern schätze ist ihr Service, dass sie bei jeder Bank die Bonität auflisten, die Deckungssumme, und ob für sie die Einlagensicherung gilt.
Konditionen studieren und kurze Anlagezeiträume bevorzugen
Bei Angeboten unbedingt auf die jeweiligen Konditionen achten. Viele Banken locken mit einem hohen Zinssatz für ein halbes Jahr, danach sinkt er auf das für alle Kunden übliche Niveau. Das muss nicht schlecht sein, wir sollten es nur wissen. Festgeld wird mit drei Prozent Zins für vier Jahre angeboten. So lange würde ich mich aktuell nicht festlegen, höchstens zwei Jahre. Denn es ist davon auszugehen, dass die Zinsen in diesem Jahr weiter steigen werden.
Bleibt der Faktor Zeit. Konten sind heutzutage per Video-Ident-Verfahren schnell eröffnet. Sie brauchen dazu nur ein Smartphone. Was Zeit kostet, sind Recherche und Vergleich, die mit etwas Übung aber zusammenschrumpfen. Vor allem bei kaum verzinsten, großen Beträgen auf Giro- und Tagesgeldkonten lohnt sich bei hoher Inflation ein Umschichten. Wir müssen leider davon ausgehen, dass die Inflation bis 2024 hoch bleiben wird.