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Aktien Griechisches Drama mit Potenzial

Die griechische Börse zählt derzeit zu den günstigsten der Welt. Ein Investment ist aber mit enormem Risiko verbunden.

Am 28. Januar fiel Griechenlands wichtigster Aktienindex Athex Composite auf 712 Zähler, den tiefsten Stand seit Mai 2012 und den zweittiefsten Stand seit mehr als einer Dekade. Am selben Tag meldete sich Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller mit einem überraschenden Statement zu Wort: Griechische Aktien versprächen ein „spektakuläres Investment“ zu werden, verkündete er auf einer Veranstaltung der britischen Bank Barclays.

Shiller spielte damit auf die alte Anlegerweisheit „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“ an, die auf den Bankier Carl Mayer von Rothschild zurückgeht. In Griechenland donnern sie geradezu ohrenbetäubend. Die Börse in Athen hatte sich nach ihrem Sturz im Zuge der Eskalation der Euro-Schuldenkrise im Jahr 2012 zwar zunächst erholen können. Seit Sommer vergangenen Jahres sind die Kurse griechischer Aktien aber wieder deutlich gefallen. Der Wahlsieg der linken Partei Syriza im Januar setzte die Kurse noch weiter unter Druck.

Der griechische Aktienmarkt gehört momentan zu den günstigsten Märkten der Welt. Das eröffnet Anlegern tatsächlich verlockende Einstiegschancen. Wer sich jetzt an Griechenland-Aktien heranwagt, braucht allerdings starke Nerven. Der letzte Akt des griechischen Schuldendramas steht nämlich noch aus.

Anleger brauchen gute Nerven

Ende Februar konnte Griechenlands neue Regierung die Finanzminister der anderen Euro-Länder dazu bewegen, ihre Finanzhilfe um vier Monate zu verlängern. Im Gegenzug musste der griechische Premier Alexis Tsipras versprechen, bestimmte Reformen umzusetzen. Bis Ende April wollen sich die Parteien über ein neues Hilfsprogramm verständigen.

Griechenland hat eine Atempause gewonnen, die wirtschaftliche Zukunft des Landes ist aber weiter ungewiss. „Einigen sich Griechenland und die Eurogruppe auf ein neues Abkommen, das voraussichtlich nicht die von Griechenland gewünschten Erleichterungen brächte, droht die Regierung an Rückhalt zu verlieren“, warnt die genossenschaftliche DZ Bank. „Neuwahlen oder ein Abgleiten ins politische Chaos wären nicht unwahrscheinlich.“ Verhandele Tsipras noch härter mit der Euro-Gruppe, steige die Gefahr, dass das Anschlussabkommen nicht zustande kommt und Griechenland die Eurozone verlässt.

Anleger, die sich für griechische Aktien interessieren, stecken in einem Dilemma: Wenn sie jetzt investieren, wagen sie sich an eine Gleichung mit vielen Unbekannten. Warten sie, bis sich der Pulverdampf verzogen hat, könnten sie dagegen einen guten Teil der Aktienmarkt-Erholung bereits verpasst haben. Immerhin seien Griechenlands Unternehmen gut aufgestellt, sodass fundamental nichts gegen ein Investment spreche, betont Christos Arbaras, der mit seiner Vermögensverwaltung Anodos Asset Management im vergangenen Jahr den ersten aktiv verwalteten Griechenland-Aktienfonds auf den deutschen Markt gebracht hat: „Viele griechische Unternehmer haben solide Geschäftsmodelle, sind tüchtig und auch international gut positioniert.“

Wer jetzt einsteigt, sollte neben Nervenstärke auf jeden Fall viel Geduld mitbringen. Einen Hoffnungsschimmer gibt es immerhin: Seit dem 28. Januar, dem Tag, an dem Robert Shiller sein Interesse an griechischen Aktien kundtat, ist der Athex Composite um fast 20 Prozent gestiegen.

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