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Geldanlage „Gold ist eine Wohlstandsanlage“

Gold wird derzeit 50 Prozent unter Wert gehandelt, sagt Fondsmanager Siegel. Wann der Preis wieder steigt, weiß er auch nicht.

Martin Siegel ist Chef der Fondsgesellschaft Stabilitas, die sich auf Edelmetall-Fonds spezialisiert hat, sowie des Handelsunternehmens Westgold, das Münzen und Barren an Privatanleger verkauft

Capital: Der Goldpreis steht, gemessen in US-Dollar, nicht weit entfernt von einem Fünf-Jahres-Tief. In Euro dümpelt der Preis bei 1100 Euro je Feinunze – auch das ist weit entfernt von den Höchstständen. Ist die Goldgräberstimmung endgültig vorbei?

Siegel: Keineswegs. Der Aufwärtstrend, in dem sich Gold seit dem Jahr 2001 befindet, ist immer noch intakt. Das ist auch nicht verwunderlich, schließlich ist die Krise des Papiergeldsystems nicht vorbei. Sie hat sich im Gegenteil sogar immer weiter verschärft.

Anleger haben in den vergangenen Jahren aber mit Gold sehr viel Geld verloren, auch ihre Fonds haben zum Teil heftige Verluste erlitten. Wie erklären Sie das, wenn sich die Lage gar nicht fundamental verändert hat?

Erst einmal ist das eine Frage des Zeithorizonts. Gold mag seit 2011 eine relativ schlechte Geldanlage gewesen sein, seit 2001 war es aber eine sehr gute. Der Goldpreis liegt auch jetzt noch sechs Mal so hoch wie im Jahr 2001. Sicherlich hat es 2011 eine Übertreibung gegeben am Markt, der Preis ging damals sehr steil nach oben, begleitet von äußerst positiven Prognosen der Banken, die Gold schon bei 2000 Euro sahen. Seither ist Gold nun nicht mehr so sehr gefragt. Das wird sich aber wieder ändern.

Was macht Sie da so sicher?

Zum einen die anhaltende Finanz- und Verschuldungskrise mit all ihren fatalen Folgen für das Papier-Geldsystem, gegen die man sich nur wappnen kann mit Investitionen in Sachwerte wie Aktien, Immobilien oder eben Gold. Dazu kommt, dass der faire Preis des Goldes viel höher liegt. Wenn man allein die Angebots-Nachfrage-Situation betrachtet und preisverfälschende Aktivitäten der Noten- und Investmentbanken einmal außen vor lässt, dann sehen wir: Um die heutige Nachfrage nach physischem Gold zu decken, vor allem aus China und aus Indien, müssen die Minenbetreiber einen Preis von 1700 bis 1800 US-Dollar erzielen. Unterhalb dieses fairen Preises ist der Abbau unter den heutigen Bedingungen schlicht unrentabel und nicht auf Dauer finanzierbar. Bei einem Preis von 1200 US-Dollar werden irgendwann Minen geschlossen werden. Und dann wird das sinkende Angebot den Goldpreis ganz automatisch in die Höhe treiben.

Gold bei Diversifikation nicht übergehen

Wann?

Das kann ich Ihnen nicht genau beantworten, letztlich ist es wohl auch eine Frage der Anleger-Mode. Ich sehe aber eine Tendenz, angesichts der zuletzt stark gestiegenen Aktienkurse den Goldanteil im Sachwerte-Portfolio zulasten der Aktienquote zu erhöhen. Wenn dann irgendwann die Aktien einen Dämpfer von 20 Prozent bekommen haben und das Gold um 30 Prozent zugelegt hat, dann mag es sein, dass eine größere Zahl von Anlegern wieder zurück umschichtet.

Welchen Anteil sollte Gold denn an einem Sachwerte-Portfolio haben?

Ob das nun 10, 20 oder 30 Prozent sind, ist letztlich Geschmacksache. Wichtiger ist es, bei der Diversifikation das Gold nicht ganz zu übergehen.

Und was halten Sie vom gut gehüteten Goldschatz im Tresor als Krisenschutz?

Das muss man differenziert betrachten. Klassische Krisen etwa im Sinne von Kriegen haben den Goldpreis nie so richtig bewegt. Die Nachfrage nach Gold ist in den vergangenen Jahren vielmehr vor allem gestiegen durch steigenden Wohlstand in China und Indien. Auch bei uns ist das so: Wenn es den Leuten gutgeht, kaufen sie mehr Gold. Gold ist eigentlich also eine Friedens- und Wohlstandsanlage. Mit einer Ausnahme: Wenn das Vertrauen in die Papierwährung erodiert, dann wird Gold zum wichtigsten Krisenmetall. Denn dann sind Anleihen, Lebensversicherungen und Sparguthaben nichts mehr wert.

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