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Das Maestro-Symbol mit den blau-roten Kreisen prangt auf den Girokarten von Millionen deutscher Bank- und Sparkassenkunden. Ab 1. Juli sollen nach dem Willen von Maestro-Macher Mastercard aber keine neuen mehr hinzukommen. Der US-Zahlungsdienstleister hat angekündigt, dass Banken und Sparkassen ab diesem Datum keine neuen Maestro-Karten mehr ausgeben sollen.
Wer eine Maestro-Karte im Portemonnaie hat, kann diese aber zunächst weiter nutzen. Mastercard betont, dass "alle Maestro-Karten bis zum Ablaufdatum wie gewohnt voll im Handel funktionsfähig" bleiben. Da die Karten in der Regel vier Jahre gültig sind, wird das Ende der Maestro-Karten also ein schleichendes sein. Aber was bedeutet die Umstellung für Bankkunden konkret? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was ist eine Maestro-Karte eigentlich?
Eine Maestro-Karte ist hierzulande in der Regel eine Girocard (früher EC-Karte), die zusätzlich mit der Maestro-Funktion von Mastercard ausgestattet ist. Es handelt sich dabei um ein zweites Bezahlsystem auf derselben Karte, das dafür sorgt, dass man mit der Karte auch im Ausland bezahlen oder Geld abheben kann. Ohne dieses Co-Badge würde die Girocard nur in Deutschland funktionieren. Das Maestro-Äquivalent von Mastercard-Konkurrent Visa ist V-Pay.
Wird auch die EC-Karte bzw. Girocard abgeschafft?
Nein. Die Girocard (von vielen immer noch nach dem Vorgänger "EC-Karte" genannt) ist das Standard-Zahlungssystem der deutschen Kreditwirtschaft und vom Maestro-System unabhängig. Sie wird weiter von den meisten Banken und Sparkassen angeboten. Einzelne Banken ersetzen die Girocard aber mittlerweile durch eine Debitkarte. Debitkarten sind im In- und Ausland einsatzfähig, werden allerdings nicht von allen Händlern in Deutschland akzeptiert. Um den Kampf der Systeme nicht zu verlieren, hat die deutsche Kreditwirtschaft zuletzt angekündigt, die Girocard mit neuen Funktionen aufzuwerten.
Wie kann man künftig im Ausland mit Karte zahlen?
Mit einer reinen Girocard geht das nicht. Um die Girocard auslandsfähig zu machen, müssen die Banken sie nach dem Wegfall der Maestro-Funktion mit einer Alternative ausstatten. Sie können zum Beispiel auf das Konkurrenzsystem V-Pay von Visa wechseln. V-Pay-Karten gelten sogar als sicherer, weil die Daten nur auf dem Chip und nicht auf dem Magnetstreifen gespeichert sind. Allerdings funktioniert V-Pay in vielen Ländern außerhalb Europas nicht, während Maestro ein weltweites System ist. Eine andere Alternative: Die Banken können eine Girokarte anbieten, die gleichzeitig eine Debitkarte von Mastercard oder Visa ist – also wiederum ein Co-Badge nur mit einem anderen System. Bietet die Bank ihre Girocard ohne Auslandsfunktion an, müssen Kunden für die Kartenzahlung im Ausland auf eine Zweitkarte ausweichen, entweder eine Debitkarte oder eine Kreditkarte.
Warum will Mastercard das Maestro-System überhaupt abschaffen?
Mastercard argumentiert, dass die Maestro-Karten nicht mehr zeitgemäß sind, weil man mit ihnen zum Beispiel nicht online einkaufen kann. "Verbraucher:innen erwarten heute, dass Bezahlverfahren durchgehend funktionieren – beim Online Shopping, mit dem Smartphone in einer Wallet, im In- und Ausland", sagt Mastercard-Deutschlandchef Peter Robejsek. Daher wirbt der US-Konzern für ein "Upgrade" auf die hauseigene Debitkarte. Diese funktioniert auch komplett ohne Girocard, was durchaus eigennützige Motive erahnen lässt. Denn je mehr Banken und Kunden auf Mastercard Debit umsteigen, desto größer die Marktmacht – und damit auch die Möglichkeit höhere Gebühren durchzusetzen.
Wie schnell verschwinden die Maestro-Karten wirklich?
Mastercard möchte zwar, dass ab 1. Juli keine neuen Maestro-Karten mehr ausgegeben werden und die alten "schrittweise bei Ablauf und Verlust" durch die Debitkarte ersetzt werden. Einige deutsche Banken, für die das System aus eigener Girocard plus Maestro-Funktion jahrelang gut funktioniert hat, haben es aber offenbar nicht allzu eilig, das Maestro-Ende umzusetzen. So hat die Deutsche Bank erklärt, dass sie auch über den 30. Juni hinaus noch Girokarten mit Maestro-Funktion ausgeben wird. Auch die Commerzbank will Neukunden und Kunden, die eine Ersatzkarte wünschen, weiter die Girocard mit Maestro-Logo ausgeben. Wie lange das noch so geht, ist unklar. Eine Commerzbank-Sprecherin sagte der DPA, für die Maestro-Karten sei "eine Laufzeit bis mindestens Dezember 2026 sichergestellt".
Der Beitrag ist zuerst bei stern.de erschienen