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Aktien Rückenwind für Schwellenländer

Analysten sagen Emerging-Markets-Börsen ein starkes Jahr voraus. Ein Risiko ist allerdings Donald Trump. Von Julia Groth

Die dunklen Wolken über den Schwellenländern scheinen sich endlich zu verziehen. Analysten blicken derzeit so optimistisch auf die aufstrebenden Volkswirtschaften wie seit langem nicht mehr. „Die Schwellenländer befinden sich am Anfang einer Erholungsphase“, sagt Geoffrey Wong, Schwellenländer-Spezialist bei UBS Asset Management. Wichtigster Treiber dieser Erholung sind die gestiegenen Rohstoffpreise. Darüber hinaus haben viele Schwellenländer damit begonnen, Schulden abzutragen. Auch steigende Löhne und eine wachsende Mittelschicht wecken bei Emerging-Markets-Anlegern die Hoffnung auf steigende Renditen.

Im Vergleich zu Aktien aus Industriestaaten sind Schwellenländer-Titel nach wie vor attraktiv bewertet, sagt Ross Teverson, Fondsmanager bei Jupiter Asset Management. „Außerdem sind viele Investoren in dieser Anlageklasse untergewichtet“, erklärt er. Fassen Anleger wieder mehr Mut, dürfte viel Geld in die Emerging Markets strömen, die Aktienkurse würden dann steigen. „Das Problem in den vergangenen Jahren war, dass die Gewinne dieser Anlageklasse trotz der positiven langfristigen Veränderungen als Ganzes enttäuschend waren“, sagt Teverson. Er ist überzeugt: „Das ändert sich jetzt.“

Größter Unsicherheitsfaktor ist Donald Trump

Trotz der guten Aussichten sollten Anleger vorsichtig bleiben und nicht zu viel Geld in Schwellenländeraktien stecken. Denn gleich mehrere Faktoren könnten die Aktienmärkte der Schwellenländer im laufenden Jahr nach unten ziehen. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Emerging Markets trotz optimistischer Prognosen enttäuschen.

Größter Unsicherheitsfaktor ist Donald Trump. Der designierte US-Präsident, der am kommenden Freitag vereidigt wird, will offenbar um jeden Preis Arbeitsplätze zurück in die USA holen. Beobachter befürchten, dass Trump eine protektionistische Wirtschaftspolitik verfolgen und womöglich sogar Handelskriege anzetteln könnte, etwa mit China. Das dürfte zwar vor allem der US-Wirtschaft schaden, sagen Ökonomen. Aber auch die Wirtschaft in den Schwellenländern würde unter einer solchen US-Politik leiden.

Trumps angekündigtes Investitionsprogramm bei gleichzeitigen Steuersenkungen ist ebenfalls potenziell eine schlechte Nachricht für die Emerging Markets. Höhere Staatsausgaben würden nämlich die Inflationsrate in den USA in die Höhe treiben. Die US-Notenbank Fed könnte deshalb gezwungen sein, die Leitzinsen rascher und kräftiger anzuheben als gedacht. Wann immer in den vergangenen Jahren ein solches Szenario in Aussicht stand, zogen Anleger Geld aus Schwellenländern ab. Nun sind steigende Zinsen in den USA wahrscheinlicher denn je.

Anleger sollten selektiv vorgehen

Darüber hinaus ist auch der Höhenflug des US-Dollars eine Belastung für die Emerging Markets. Seit Trumps Wahlsieg hat der Greenback gegenüber vielen anderen Währungen deutlich aufgewertet. Unternehmen in den aufstrebenden Volkswirtschaften haben sich oft in US-Dollar verschuldet. Mit einem starken Dollar wird es für sie schwieriger, ihre Schulden zurückzuzahlen.

Wer in Schwellenmärkte investieren will, sollte also umsichtig vorgehen. Das bedeutet: nicht querbeet investieren, sondern selektiv – auch deshalb, weil in einigen Emerging Markets zusätzlich zu makroökonomischen Risiken innenpolitische Probleme drohen. So schlägt sich etwa in Brasilien, einem der größten Emerging Markets, die Regierung mit einer milliardenschweren Korruptionsaffäre herum.

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