Köln wird wieder zur Gaming-Hauptstadt: Die Gamescom, nach eigener Aussage die weltgrößte Messe für Computer- und Videospiele, findet vom 21. bis 25. August statt. Während das Event von Jahr zu Jahr neue Rekorde bei Aussteller- und Besucherzahlen aufstellt, zeigt der Umsatz der Branche in eine andere Richtung – zumindest im deutschen Markt. Die Anbieter setzten im ersten Halbjahr 2024 in Deutschland rund 4,3 Mrd. Euro um. Das waren sechs Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, meldet der Branchenverband Game in Berlin.
Weltweit betrachtet erreichen die Gamer dagegen weiterhin höhere Umsatzlevel: „Die Gaming-Branche verzeichnet ein solides Wachstum“, bestätigt Pauline Llandric, Portfolio-Managerin bei AXA Investment Managers Equity. Die Einschätzung teilen auch Experten von Newzoo, einem renommierten Research-Institut aus der Branche: Laut deren aktuellem Branchenbericht erwirtschafteten Videospiel-Unternehmen im Jahr 2023 rund 184 Mrd. US-Dollar. Für das Jahr 2024 erwarten die Experten einen Branchenumsatz von rund 188 Mrd. US-Dollar. Damit würde der Umsatz im Jahr 2024 nicht nur um 2,1 Prozent steigen, sondern auch das Umsatzwachstum des Vorjahrs übertreffen.
Den relevanten Wachstumsmarkt verortet Alessandro Valentino, Produktmanager beim Investmenthaus VanEck Europe, allerdings längst nicht mehr in Europa: „Die Spielerbasis in den Regionen der Schwellenländer wächst schnell“, sagt Valentino. Laut Newzoo kommen heute mehr als die Hälfte aller Gamer, genauer 53 Prozent, aus der Region Asien-Pazifik. Auch andere Regionen holen auf: Laut Newzoo verzeichnet die Anzahl der Spieler in Asien, Lateinamerika, Afrika und dem Nahen Osten jährliche Wachstumszahlen zwischen vier und acht Prozent. Die Wachstumszahlen für Europa und Nordamerika kommen in demselben Zeitraum nur auf jeweils rund zwei Prozent.
Besonders gut entwickeln sich internetbasierte Gaming-Online-Services. Auf dem deutschen Markt stieg der Umsatz mit den Netzwerk-, Cloud- und Abonnement-Diensten innerhalb eines Jahres um 25 Prozent. Aber auch Hersteller von Spielkonsolen und Hardware behalten trotz zuletzt leichter Umsatz-Rückgänge weiterhin gute Marktpositionen. Die Unternehmen zählen zu den Gaming-Platzhirschen: „Konsolen- und PC-Spiele haben ihren festen Kundenstamm beibehalten und werden weiter wachsen, wenn auch langsamer als Mobile Games“, sagt Llandric.
Aktien von Sony, Microsoft und Nintendo
Den Bereich der Hardware und Spielkonsolen dominieren Sony (Playstation), Microsoft (Xbox) und Nintendo (Switch), die als bewährte Titel gelten. Nintendo könnte noch in diesem Jahr die neue Konsolen-Generation Nintendo Switch 2 einführen. Allerdings nicht auf der Gamescom: Dort wird Nintendo in diesem Jahr nämlich gar nicht vertreten sein. Warum genau, ist unklar. Auf Nachfrage des Branchenmagazins GamesWirtschaft sagte eine Nintendo-Sprecherin bloß, der Konzern habe sich nach „sorgfältiger Abwägung gegen eine Teilnahme entschieden“ – was immer das genau bedeuten soll.
So oder so: Aktien von Nintendo gelten wie die des japanischen Konkurrenten Sony für die auf Marketscreener vertretenen Analysten mehrheitlich als klare Kaufempfehlung. Die Aktie von Sony notiert aktuell bei umgerechnet 79,98 Euro. Mit einem prognostizierten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16 (2024e) ist Sony damit aktuell etwas günstiger zu haben als Konkurrent Nintendo, der mit einem KGV von 19 bewertet ist. Nintendo notiert aktuell bei 48,79 Euro.
Microsoft ist mit der Übernahme der US-Gaming-Schmiede Activision Blizzard im vergangenen Jahr laut eigener Aussage zum drittgrößten Anbieter der Gaming-Branche geworden. Der US-Konzern profitiert erheblich vom Wachstum im Bereich Künstliche Intelligenz und Cloud-Computing. So ist auch Microsoft eine klare Kaufempfehlung der Analysten. Mit einem prognostizierten KGV von 38 für das Jahr 2024 ist die US-Aktie allerdings teurer als die Konkurrenz aus Japan. Die Aktie notiert aktuell bei umgerechnet 383,00 Euro.