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Fonds Fondsboutique Clartan: Home Bias lohnt sich – in Frankreich

Euronext in Paris: Clartan konzentriert sich auf französische Aktien
Euronext in Paris: Clartan konzentriert sich auf französische Aktien
© IMAGO / IP3press
Die französische Fondsboutique Clartan setzt auf ihr Heimatland. Warum man an der Börse in Paris auch ohne Luxus-Aktien erfolgreich investieren kann und welches Risiko von China ausgeht, darüber spricht Deutschland-Chef Patrick Linden im Interview

Man kann auch zu Hause erfolgreich Geld investieren. Das findet jedenfalls Patrick Linden, Partner und Deutschland-Chef der französischen Fondsboutique Clartan Associés, die ein Vermögen von 1,1 Mrd. Euro verwaltet. Ihre Aktien- und Mischfonds sind klar auf den Heimatmarkt ausgerichtet. „Wir waren in der Vergangenheit in unseren Fonds oft zu 50 bis 60 Prozent in Frankreich investiert“, sagt Linden im Interview mit Capital. Zum Vergleich: Der Frankreich-Anteil im Industrieländer-Aktienindex MSCI World beträgt gerade einmal 3,2 Prozent, im paneuropäischen Stoxx600 sind es etwa 16,8 Prozent. Nebenbei: Der Deutschland-Anteil ist in beiden Indizes noch kleiner mit 2,6 bzw. 12,9 Prozent.

Aber widerspricht das nicht der goldenen Anlageregel, sein Geld breit über Regionen und Branchen zu streuen? Zur Antwort gehört, dass Clartan sehr gezielt Unternehmen für seine Fonds auswählt, und da zieht eben auch „das tiefe Verständnis der Unternehmen“, wie Linden sagt. Man könnte auch sagen: Das Fondsmanagement in Paris ist einfach näher dran an seinen Anlageobjekten. Es sucht nach Unternehmen, bei denen für die kommenden fünf bis sieben Jahren die Zeichen auf Wachstum stehen. Dazu zählt Linden „Unternehmen, die eine Lösung für unsere Umweltprobleme haben“, aber auch Profiteure der demographischen Veränderung, der Digitalisierung, des Trends zum Outsourcing oder sich ändernder Konsumgewohnheiten. Clartan führt anhand dieser Trends eine „Diamond List“ mit „Unternehmen, die man einfach haben muss“, wie Linden sagt. Die Liste enthält um die 50 Aktien mit einem Schwerpunkt auf Europa.

Im ausgewogenen Mischfonds Clartan Evolution stecken aktuell rund 44 Prozent Aktien aus Frankreich, die Topwerte sind der Pharmakonzern Sanofi, der Lebensmittelkonzern Danone und der Textil-Dienstleister Elis. Im Aktienfonds Clartan Valeurs liegt der Frankreich-Anteil sogar bei rund 58 Prozent. Zu den Top-Werten zählt neben Elis der Energiekonzern TotalEnergies. Dass das Management aber nicht zur zu Hause anlegt, zeigt sich am größten Einzelwert des Valeurs-Fonds, dem britischen Personaldienstleister Page Group. In beiden Fonds findet sich schwergewichtig zudem die Aktie der IT-Ikone IBM aus den USA. Der mit gerade einmal 32 Positionen sehr konzentrierte Fonds hat in den vergangenen zehn Jahren eine durchschnittliche Rendite von 7,2 Prozent geschafft, was sich durchaus sehen lassen kann. Im laufenden Jahr liegt er bislang rund acht Prozent im Plus.

Home Bias kann sich also doch lohnen, jedenfalls wenn man als Stockpicker arbeitet und der Home Bias Frankreich statt Deutschland gilt. Seitdem der deutsche Dax 40 Aktien enthält, ist er gut mit dem französischen CAC40 vergleichbar. Und zieht im Performancevergleich den Kürzeren sowohl im laufenden Jahr als auch auf Fünfjahressicht. Weil in den Dax die Dividenden eingerechnet werden, entsteht eine Art Zinseszinseffekt und der Index sieht besser aus als er es eigentlich ist. In diesem Jahr hat der CAC40, ein reiner Kursindex, rund 20 Prozent zugelegt, der Dax kommt ohne Dividenden auf etwa 10 Prozent. Auf Sicht von fünf Jahren hat der französische Index fast die Hälfte an Wert zugelegt, der Dax nur ein Drittel. Aktuell kommen beide auf eine vergleichbare Dividendenrendite von 2,2 bzw. 2,3 Prozent, wobei der Dax mit einem KGV von rund 16 günstiger ist als der CAC40 mit 20.

Risiko China

„Der CAC40 ist in den vergangenen Jahren deutlich besser gelaufen“, sagt Linden. „Er enthält globale Konzerne, die massiv vom wachsenden Konsum in Asien profitieren.“ Dies gilt unter anderem für den Luxusmarken-Konzern LVMH, dem schwersten Einzelwert im französischen Leitindex. Zu ihm gehören unter anderem die Champagnermarke Moët & Chandon, im Modebereich Louis Vuitton und Givenchy oder die Uhrenmarke TAG Heuer. Mit Kering gehört ein weiterer Luxuskonzern zu den großen Werten im CAC40.

Allerdings kann das Gewicht der Luxusmarken auch ein Problem werden, wenn sich die wirtschaftliche Lage in China – Stichwort Evergrande – deutlich verschlechtern sollte. Wenn die dortige Oberschicht weniger konsumiert, würden sie deutlich weniger teure französische Produkte konsumieren, erwartet Linden. Clartan hat schon reagiert und sich von seinen LVMH-Aktien getrennt. Gleiches gilt für die wenigen China-Aktien wie Alibaba, die sich in den Fonds gefunden haben. „Unser Risikomanagement-System hat uns gewarnt, dass irgendetwas nicht stimmt in China“, erzählt Linden. „Wir sind deshalb komplett raus gegangen.“

Ohnehin sei es schwierig in China zu investieren. Hier gilt genau das Gegenteil für die Nähe, die Clartan zu französischen Unternehmen hat. „Wenn man vor Ort nicht eingeweiht ist, dann ist, dann ist es müßig zu versuchen dort zu investieren“, sagt er. Vieles werde informell bekannt, aber die offizielle Nachricht erst einen Monat später veröffentlicht. „China spielt nach seinen eigenen Regeln und teilt nicht unsere westlichen Regeln.“

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