Anzeige

Dani Parthum Finanziell selbstbestimmt: Könnten Sie sich selbst versorgen?

Dani Parthum
Dani Parthum
© Stefanie Link
Es ist eine einfache Frage, die Wucht entfaltet. Sie führt vor Augen, ob und von wem wir ökonomisch abhängig sind. Damit finanzielle Abhängigkeiten, die eher Frauen als Männer treffen, nicht zur existentiellen Falle werden, müssen wir hinsehen und uns absichern

Das erste, selbst verdiente Geld nach dem Studium oder der abgeschlossenen Lehre – was für ein prickelndes Gefühl. Endlich eigenes Geld haben und sein Leben selbst finanziell bestreiten können. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie sich das anfühlte: frei, unabhängig, Welt – ich komme! Wie war das bei Ihnen?

Welche Gefühle treffen Sie, wenn Sie sich daran erinnern? Was haben Sie von Ihrem ersten, selbst verdienten Geld gekauft – und was dachten Sie, wie Ihr Leben weitergeht?

Elternschaft mit unterschiedlichen Erwerbsbiografien

Männer gehen eher davon aus, dass sie durchgängig erwerbstätig sind. Hier wirken alte Traditionen des Familienernährers fort, selbst im Jahr 2023, obwohl es bei jungen Männern den Trend gibt, dieses Abhängigkeitsmodell infrage zu stellen. Sie wollen Gleichberechtigung leben und aktive Väter sein. Frauen dagegen sind damit konfrontiert, dass dieses Familienernährer-Modell sie selbst bei hoch qualifizierten Berufen in die Rolle der Hausfrau- und Mutter drängt, die sich wie auf Autopilot um andere zu kümmern hat. Die finanzielle Eigenständigkeit bleibt dabei – oft ungewollt – durch Teilzeit, lange Erwerbsauszeiten oder Minijobs auf der Strecke.

Das Elterngeld überbrückt zwar für eine gewisse Zeit den Einkommensverlust, wenn wir uns um unser Neugeborenes kümmern. Dieser Geldfluss ist aber spätestens nach einem Jahr und zwei Monaten (Basis-Elterngeld) bzw. zwei Jahren und vier Monaten (Elterngeld-Plus) vorbei.

Freilich entscheiden auch Ehepaare ohne Kinder, dass einer die Haus- und Familienarbeit übernimmt, der andere das Geld verdient. Warum auch nicht. Jedes Paar hat die freie Wahl. Zumindest wünsche ich das jedem Paar: Wir bündeln unsere Fähigkeiten und Talente und teilen die Früchte fair untereinander auf.

Verantwortung für das eigene Leben übernehmen

Welches Paar-Modell wir auch leben. Zu einem eigenverantwortlichen Leben gehört dazu, diese Frage für sich geklärt zu haben: Kann oder könnte ich mich selbst versorgen – bis ins hohe Alter?

Zum Beispiel, wenn eine Krise eintritt? Ich unzufrieden mit meiner Beziehung werde und ich mich trennen möchte? Der Partner sich scheiden lassen will? Gewalt in die Beziehung einzieht oder eine plötzliche, persönliche Katastrophe eintritt wie Krankheit oder Tod? Menschen verändern sich auch, nicht immer zum Guten. Sind wir darauf eingestellt?

Weg mit der Romantik, her mit der Realität

Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen bedeutet: Ich kann für mich selbst sorgen. Jetzt und später. Und sollte ich es jetzt gerade nicht können, arbeite ich daran, den Zustand der finanziellen Eigenständigkeit möglichst schnell wieder herzustellen.

Das erfordert einen klaren Blick auf Lebensrealitäten, Romantik ist hier fehl am Platz, ein gewisses Maß an Planung und Liquiditätsvorsorge, Verhandlungen mit Partner:innen über die faire Aufteilung von Haus-, Care- und Erwerbsarbeit, eine eigenständige Altersvorsorge und längerfristige, gemeinsame Finanz- oder Vermögensziele als Paar, aber auch persönlich.

Wer keiner Erwerbstätigkeit nachgeht, braucht verbindliche Sicherheiten

Wer jahrzehntelang in einer Partnerschaft keiner Erwerbstätigkeit nachgeht und weder finanziell für das Alter, noch den Tod der Alleinverdiener:in abgesichert ist und womöglich noch nicht mal die familiären Einkommens- und Vermögensverhältnisse kennt, lebt höchst riskant und partnerschaftlich nicht auf Augenhöhe.

Hier ein paar Ideen, wie Sie Ihre Eigenversorgung durchdenken und sicherstellen können:

  • Sind potenzielle Lebensrisiken wie Krankheit, Tod der Hauptverdiner:in, Arbeitslosigkeit, Berufsunfähigkeit und Scheidung oder Trennung abgesichert?
  • Haben Sie den Aufbau einer gleichwertigen Altersvorsorge mit dem anderen Elternteil verhandelt, wenn Sie für die Familie beruflich kürzer treten?
  • Wie entwickeln und erhalten Sie Ihre beruflichen Fertigkeiten und Fähigkeiten, um Erwerbseinkommen zu erzielen?
  • Wären Sie in der Lage, Ihre Berufstätigkeit problemlos aufzustocken? Von Teilzeit auf Vollzeit beispielsweise oder eine höhere Stundenzahl?
  • Ließen sich Ausgaben teilen, beispielsweise durch Dauer-Vermietung eines Zimmers oder zeitweiser Vermietung?
  • Wer hilft Ihnen? Gibt es Familienmitglieder und ein persönliches Netzwerk, dass Sie unterstützt in der finanziellen Eigenständigkeit?
  • Sind Liquiditätspolster für Unvorhergesehenes vorhanden?
  • Und nicht zuletzt: Welche (Konsum)Ansprüche haben Sie? Können Sie diese widerstandslos anpassen und dabei dennoch zufrieden sein?

Finanziell für sich sorgen zu können, erhöht die Lebenszufriedenheit, weil es das Leben erleichtert, es Chancen eröffnet, Beziehungen auf Augenhöhe zulässt und wir ruhig schlafen können.

Die Kolumne ist inspiriert durch die Reflexionsfrage von Dr. Birgit Happel in ihrem Buch: Auf Kosten der Mütter, 2023, Verlag Kösel.

Dani Parthum ist Diplom-Ökonomin, Geldcoach, Finanzbloggerin und Buchautorin. Unter der Marke Geldfrau unterstützt sie Frauen dabei, ihre Angst vor Finanzen abzulegen und für sich selbst Strategien zu entwickeln, selbstbestimmt mit Geld umzugehen und Vermögen aufzubauen. Außerdem ist sie Teil der BRIGITTE Academy Masterclass Finanzen, einem achtwöchigen digitalen Finanz-Intensivkurs, und hilft den Teilnehmerinnen u.a. ihre ganz persönliche Geldbeziehung besser kennenzulernen: Jede Frau kann eine Anlegerin sein und ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen!

Mehr zum Thema

Neueste Artikel

VG-Wort Pixel