Anzeige

Aktien Euro-Schwäche nützt Export-Titeln

Der Euro verliert gegenüber dem US-Dollar an Wert. Das nützt Export-Unternehmen aus der Eurozone - und deren Aktienkursen
VW Golf für die USA: Der schwache Euro stützt den Export
VW Golf für die USA: Der schwache Euro stützt den Export
© Oliver Tjaden

Analysten kommen zurzeit kaum noch hinterher, den Kurs des Euro im Vergleich zum US-Dollar zu kommentieren. Die europäische Gemeinschaftswährung verlor zeitweise schneller an Wert, als Devisenexperten gucken konnten. Es sieht fast so aus, als müsse sich Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), nur räuspern, damit der Euro noch ein bisschen mehr nachgibt. Zurzeit bekommen Anleger für einen Euro gerade einmal 1,24 Dollar. Im Frühjahr waren es noch fast 1,40 Dollar. Wohin der Abwärtstrend noch führen wird, ist ungewiss: Einige Analysten rechnen damit, dass der Euro in absehbarer Zeit nur noch einen US-Dollar wert sein wird, die Währungen also Parität erreichen. Andere glauben sogar, dass ein Euro über kurz oder lang weniger als einen Dollar kosten wird.

Schwäche gilt selten als etwas Erstrebenswertes. Die aktuelle Euro-Schwäche ist allerdings ganz im Sinne der EZB: Die Notenbank drückt den Wert der Gemeinschaftswährung, um der Wirtschaft in der Eurozone auf die Sprünge zu helfen. „Der starke Euro hatte entscheidenden Anteil daran, dass das Wachstum in der Eurozone weniger erfreulich ausgefallen ist als erwartet“, sagt John Bennett, Spezialist für europäische Aktien beim Fondsanbieter Henderson Global Investors. Er ist überzeugt: „Dem Euroraum wird die schwächere Währung in zweifacher Hinsicht zugutekommen.“

Erstens verteuert ein schwacher Euro die Importe in den europäischen Währungsraum. Das könnte die Inflationsrate in die Höhe treiben – ein Ziel, auf das die EZB seit Monaten hinarbeitet, bislang ohne Erfolg. Zweitens werden durch die Abwertung des Euro Exporte aus der Eurozone für Käufer, die in US-Dollar bezahlen, günstiger. Viele europäische Unternehmen erzielen einen großen Teil ihres Umsatzes in den USA. Steigende Ausfuhren könnten die lahmende europäische Konjunktur anschieben. „In der Vergangenheit ließ sich schon häufig beobachten, wie am Anfang einer Konjunkturerholung in Europa die Exporte standen“, sagt Uwe Zoellner, Aktienstratege beim Fondsanbieter Franklin Templeton.

Investmentgesellschaften schichten um

Aktien europäischer Unternehmen könnten jetzt also ein gutes Investment sein – vor allem Papiere von Firmen, die viele Waren in die USA oder in Länder verkaufen, deren Währungen sich am US-Dollar orientieren. Europäische Aktien sind mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 14 mittlerweile nicht mehr günstig, aber längst nicht so teuer wie Anteilsscheine von US-Unternehmen. Mehrere Investmentgesellschaften, darunter J.P. Morgan Asset Management, empfehlen Anlegern, jetzt von US-Aktien in europäische Titel umzuschichten.

Deutsche Unternehmen haben im europaweiten Vergleich eine besonders hohe Exportquote. In einigen Branchen ist der Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz in den vergangenen Jahren sogar noch gestiegen, etwa in der Automobilindustrie. Der Aktienkurs eines Unternehmens wird aber nicht nur von seinem Exporterfolg bestimmt. BMW etwa meldete für das dritte Quartal 2014 eine Gewinnsteigerung, gleichzeitig fiel aber die Aktie des Autoherstellers leicht. Der Grund: Anleger hatten BMW-Aktien verkauft, um Kursgewinne zu realisieren.

Geht die Wette auf den europäischen Export auf?

Kaufen Anleger einzelne Aktien, gehen sie ein vergleichsweise hohes Risiko ein. Statt in Einzeltitel können Investoren in börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) investieren. Mit einem ETF, der den deutschen Aktienindex Dax nachbildet, holt man sich einen Grundstock an Aktien exportstarker Unternehmen ins Depot, deren Kurse im kommenden Jahr steigen könnten. Dax-ETFs gehören zu den günstigsten Indexfonds überhaupt. Einige Anbieter verlangen für die Produkte mittlerweile Gebühren von weniger als 0,1 Prozent. Das ist deutlich weniger, als für einen aktiv verwalteten Aktienfonds fällig wird.

Mitte kommenden Jahres wird sich zeigen, ob die Wette auf den europäischen Export aufgegangen ist. Bis dahin ist entweder die Konjunktur in der Eurozone wieder angesprungen – oder der Euro ist doch wieder erstarkt, weil die EZB keinen Währungskrieg mit Amerika anzetteln will, dessen Exportwirtschaft unter dem starken Dollar leidet.

Neueste Artikel