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Fonds ETF-Verkaufsschlager mit Schwächen

ETF-Anbieter setzen zunehmend auf physisch replizierende Produkte, die dieselben Papiere kaufen wie ihr Index. Das birgt Risiken.

Der Indexfondsanbieter DB X-Trackers ist im vergangenen Monat in die letzte Phase seiner Metamorphose eingetreten. Die Deutsche-Bank-Tochter stellt seit einiger Zeit die Funktionsweise ihrer börsengehandelten Indexfonds (ETFs) um: von synthetischer auf physische Replikation. Synthetisch replizierende ETFs kaufen nicht die Wertpapiere in dem Index, dessen Wertentwicklung sie nachbilden, sondern völlig andere. Trotzdem liefern sie dieselbe Rendite wie der Index, und zwar über ein Tauschgeschäft mit einem anderen Finanzinstitut, das im Fachjargon Swap heißt. Physisch replizierende ETFs dagegen kaufen im Großen und Ganzen dieselben Wertpapiere, die in den ihnen zugrundeliegenden Indizes enthalten sind.

Ursprünglich hatte DB X-Trackers bei vielen Produkten auf synthetische Indexnachbildung gesetzt. Diese Zeiten sind vorbei. Mittlerweile sind rund 65 Prozent der DB-X-Trackers-ETFs physisch replizierend. Zuerst waren Aktien-Produkte dran, nun folgen Renten-ETFs. „Die Marktdaten zeigen, dass Anleger die physische Replikation bevorzugen“, sagt Simon Klein, Leiter des Bereichs Passive Investments Europa, Nahost, Afrika und Asien bei Deutsche Asset Management, der Fondstochter der Deutschen Bank, zu der auch DB X-Trackers gehört.

physische Replikation hat ihre Tücken

Andere Indexfondshäuser haben offenbar ähnliche Erfahrungen gemacht. Viele von ihnen, die bis dato auf synthetische Replikation gesetzt hatten, haben in den vergangenen Jahren die Funktionsweise ihrer Produkte umgestellt. Die Kritik an Swap-ETFs nahm in der Finanzkrise 2008 ihren Anfang, als sich zeigte, dass selbst als stabil geltende Investmentbanken pleitegehen können – Investmentbanken, wie sie Anbieter von Swap-ETFs als Partner für ihre Tauschgeschäfte nutzen. Seitdem sind die Hinweise auf das sogenannte Kontrahentenrisiko von Swap-ETFs nie ganz verstummt, obwohl Anbieter zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen eingebaut haben.

Investoren mögen physische Replikation bevorzugen. Diese hat aber ebenfalls ihre Tücken. Da ist in erster Linie die sogenannte Wertpapierleihe: Dabei verleihen ETFs ihre Vermögenswerte vorübergehend an Dritte. Die Gebühr, die sie dafür verlangen, kommt teilweise ihren eigenen Investoren zugute. Die ETF-Anbieter sichern diese Geschäfte zwar ab, es bleibt aber ein Restrisiko – ähnlich wie bei Swap-ETFs. Vor einigen Jahren geriet die Wertpapierleihe in die Kritik. Einige Anbieter führten daraufhin Obergrenzen ein, erklärten etwa, nicht mehr als 50 Prozent des Portfolios auszuleihen. Seitdem ist es ruhig geworden um die Leihegeschäfte. Doch das bedeutet nicht, dass es Entwarnung gibt. Im Gegenteil: „Die Obergrenzen werden mehr und mehr aufgeweicht“, warnt Detlef Glow, Fondsanalyst des Datenanbieters Thomson Reuters Lipper.

„Synthetische ETFs werden nicht aussterben“

Ein weiteres Risiko ist das sogenannte Sampling, das viele physisch replizierende ETFs betreiben. Dabei kaufen sie nicht alle Werte aus dem Index, den sie abbilden, sondern nur eine Auswahl, die die Wertentwicklung des Index annähernd darstellen soll. Bei großen Marktbarometern mit vielen Titeln ist das günstiger, als tatsächlich alle enthaltenen Wertpapiere zu kaufen. ETF-Anbieter achten darauf, dass sich ihre Produkte trotz Sampling möglichst genauso entwickeln wie der Index. Manchmal geht das allerdings schief und ein ETF läuft vorübergehend schlechter als sein zugrundeliegender Index.

Anleger sollten sich dieser Risiken bewusst sein, sagt Glow. Sie sollten darüber hinaus nicht vergessen, dass es Anlageklassen gibt, deren Wertentwicklung sich überhaupt nur mit Swaps sinnvoll abbilden lässt. Rohstoffe zum Beispiel. Niemand will einen physisch hinterlegten ETF auf Schweinehälften oder Orangensaft. Auch wenn der Trend zur physischen Replikation geht, sagt Glow deshalb voraus: „Synthetische ETFs werden nicht aussterben.“

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