Daniel Saurenz betreibt das Investment- und Anlageportal Feingold Research. Der Journalist hat unter anderem für Börse Online und die Financial Times Deutschland geschrieben
„Wie kann ich denn den Dax einfach kaufen? Muss ich Apple immer als Aktie haben oder kann ich die auch in einer Sammlung von Technologieaktien haben? Mir ist VW zu riskant, aber der Autosektor lockt mich schon nach der Korrektur!“ Anfragen wie diese lesen wir zuletzt wieder häufiger, auch im Freundeskreis. Die logische Antwort ist dann entweder das Indexpapier oder der ETF – sei es für Tech-Titel aus den USA oder den breiten S&P500, sei es für den ETF auf den Stoxx600 Automobile oder klassisch den Dax.
Wir wollen uns heute dem Handel und den Besonderheiten von ETFs zuwenden, denn der Basiswert, der einem ETF zugrunde liegt, kann sehr unterschiedlich sein. Außerdem haben wir ETFs für die aktuelle Marktlage ausgesucht, die zuletzt wie von uns erwartet wieder nach oben zeigt.
Die ausbleibende Zinserhöhung in den USA, die nicht mehr erreichte Volatilitätshöhe vom August und die Saisonalität helfen den Aktienmärkten auf die Sprünge – auch wenn Fed-Mitglieder immer noch von der Möglichkeit sprechen, die Leitzinsen in diesem Jahr anzuheben. „Im Oktober hat man ein zweites Mal eine große Angst an den Märkten gespürt, doch mit dem charttechnisch guten Bild und dem doppelten Boden bei 9400 Punkten greifen mutige Anleger wieder zu“, beschreibt Gregor Kuhn vom Aktienbroker IG die Lage.
Das Vertrauen in die Notenbanker scheint fürs Erste verspielt zu sein, dafür erfreuen sich ETFs einer großen Nachfrage. Sie sind ein gutes Vehikel, um jetzt einen Fuß in die Aktientür zu bekommen.
„Der Handel von ETFs ist so einfach wie bei Aktien“, erklärt ETF-Spezialistin Heike Fürpaß-Peter vom französischen Anbieter Lyxor einen der Vorteile dieser Papiere. „Dadurch haben Anleger die Möglichkeit, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren“, ergänzt Fürpaß-Peter. Voraussetzung hierfür ist eine einfache und transparente Ausgestaltung der Papiere. Zwar gibt es zwei Varianten von ETFs, doch im Ergebnis ähneln sich diese Formen.
Wenn der Index zu komplex wird
ETFs können grundsätzlich auf zwei verschiedene Arten abgebildet werden: Die sogenannte voll replizierende Methode und die swap-basierte. Bei der ersten Variante sind alle Aktien oder Basiswerte des zugrundeliegenden Index im ETF enthalten. Bei der swap-basierten Variante dagegen entsteht die Performance synthetisch: Der zugrunde liegende Index wird durch die Performance eines Wertpapierkorbes abgebildet. Es kann bei dieser Konstruktion daher vorkommen, dass ein swap-basierter Dax-ETF nicht nur deutsche Aktien enthält. Zusätzlich zum Basisportfolio wird mit einer Bank ein sogenannter Swap abgeschlossen. Mit der Kombination aus Basisportfolio und Swap wird sichergestellt, dass der ETF die Wertentwicklung des jeweiligen Index möglichst exakt nachvollzieht.
Diese Methode macht vor allem bei schwer nachzubildenden Indizes Sinn. Ein Dax-ETF mit 30 Werten ist schnell abgebildet, aber ein ETF auf den MSCI World-Aktienindex mit mehr als 1000 Werten würde den Emittenten vor ein Problem stellen: Jede einzelne Aktie zu erwerben, würde die Kosten derart in die Höhe treiben, dass der ETF unattraktiv wäre.
Die Regeln für den Einsatz für Swaps in ETFs sind hierzulande eng gesteckt. So dürfen bei swap-basierten ETFs maximal zehn Prozent des Fondsvermögens aus Swaps bestehen. Das beschränkt das sogenannte Kontrahentenrisiko, das ein Swap-Partner ausfällt. Doch auch hier existieren noch sichere Varianten. So wird bei manchen Swap-ETFs der Zahlungsstrom täglich ausgetauscht, um das Kontrahentenrisiko Tag für Tag auszugleichen.
Begrenzte Ausfallrisiken
Alle ETFs sind Sondervermögen und daher von einer Insolvenz des ETF-Anbieters nicht betroffen. Wird der Anbieter eines swap-basierten ETFs zahlungsunfähig, können die Investoren auf den Wertpapierbestand aus dem Sicherheitenkorb zurückgreifen. Doch auch die voll replizierende Variante enthält trotz Sondervermögen-Status Ausfallrisiken. ETFs können nämlich Derivate zur Performanceoptimierung einsetzen. Diese Derivate werden wiederum von einem Emittenten begeben, der während der Laufzeit der Derivate ausfallen kann, daher spricht man hier vom Emittentenrisiko.
Zudem ist in dieser ETF-Variante auch eine Wertpapierleihe erlaubt, die ebenfalls mit einem Kontrahentenrisiko verbunden ist. In der Summe besteht also bei beiden Varianten ein begrenztes Ausfallrisiko, das vergleichbar groß ist. Anleger sollten bei der Auswahl des geeigneten ETFs ihr Augenmerk auf die Performance und auf die Performanceabweichung vom zugrunde liegenden Index oder Basiswert legen.
Beispiele für passende ETFs zur aktuellen Marktlage haben wir für Sie herausgesucht. Alternativen sind die ETFs auf den Dax (WKN: LYX0AC), den EuroStoxx 50 (WKN: 798328), den S&P 500 (WKN: LYX0FS) oder eben auf den Autosektor in Europa (WKN: LYX0AN). Alle ETFs eignen sich auch für einen längerfristigen Anlagehorizont.
Übrigens – ein Hinweis in eigener Sache: Feingold Research nimmt am Finanzblog-Award 2015 teil. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns unter http://finanzblog-award.de/community/ Ihre Stimme geben würden.