In Deutschland ist es derzeit lange dunkel, die Sonne lässt sich kaum blicken. Das ist hierzulande im Winter so – wird aber zum Problem, wenn im ganzen Land auch noch der Wind nicht weht. Denn dann kommt es zu der sogenannten Dunkelflaute, in der wegen des Wetters weniger Solar-, aber vor allem kaum Windenergie erzeugt werden kann. Die Folge: Der Strompreis an den Strombörsen kann nach oben schießen. So wie vergangenen Donnerstagabend, als der Day-Ahead-Börsenstrompreis in der Spitze auf mehr als 900 Euro pro Megawattstunde kletterte. Schon am Freitagmittag war er allerdings wieder in die Nähe von 100 Euro gefallen und damit in den für die Jahreszeit normalen Bereich.
Privatkunden bekommen von diesen Schwankungen kaum etwas mit, denn sie haben mit ihrem Versorger in der Regel langfristige Verträge geschlossen. Bei Großkunden ist das hingegen anders. Sie kaufen ihren Strom kurzfristig ein und müssen plötzlich Höchstpreise bezahlen.
Denn wenn erneuerbare Energie ausfällt, müssen Gas- und Kohlekraftwerke einspringen. Deren Produktion von Strom ist teurer. Außerdem muss Strom importiert werden, die erhöhte Nachfrage danach trägt zu höheren Preisen bei. Hinzu kommt, dass niedrigere Temperaturen den Bedarf erhöhen.
Kraftwerke werden abgeschaltet
„Übers Jahr haben die Erneuerbaren einen Anteil von etwa 65 Prozent an der Stromerzeugung. Beim Verbrauch sind es 56 Prozent“, sagte Bruno Burger im Gespräch mit ntv. Er ist Energieexperte des Fraunhofer-Instituts. Derzeit gebe es zwar noch genügend Kraftwerkskapazitäten, um Dunkelflauten auszugleichen, so Burger. Doch in Deutschland „werden immer mehr Kraftwerke abgeschaltet. Das ist ein Problem, davon bin ich kein Freund“. Die Ampel-Regierung hatte den Ausstieg aus der Atomkraft durchgezogen. Außerdem sollen in Deutschland die Kohlekraftwerke verschwinden.
Dass im Winter der Strom derzeit knapp werden könnte, befürchtet Burger dennoch nicht: „In der Spitze haben wir im Winter ungefähr einen Stromverbrauch von 75 Gigawatt. Ohne Wind und Solar verfügen wir ungefähr über 100 Gigawatt an installierter Kraftwerkskapazität. Davon sind aber auch einige Kraftwerke in Reserve. Die müssen dann betriebsbereit sein.“
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte deshalb ein Kraftwerksgesetz auf den Weg gebracht, um den Bau von Gaskraftwerken durch staatliche Milliarden-Förderung voranzutreiben. Die neuen Gaskraftwerke sollten künftig einspringen, wenn der Strombedarf im Winter durch erneuerbare Energien nicht zu decken ist. Später sollten sie auf klimafreundlicheren Wasserstoff umgestellt werden. Nach dem Aus der Ampelkoalition musste Habeck die Pläne allerdings begraben.
Während es im Winter zu Dunkelflauten mit hohen Strompreisen kommen kann, gibt es aber auch das andere Extrem: Es wird so viel Strom – wenn die Sonne scheint und starker Wind weht - produziert, dass der Preis negativ wird. Erzeuger bekommen dann für den Strom, den sie ins Netz einspeisen nicht nur kein Geld, sie müssen dafür sogar bezahlen. Großverbraucher bekommen im Gegenzug Geld für jede Kilowattstunde gezahlt, die sie verbrauchen.
Der Beitrag ist zuerst bei ntv.de erschienen. Das Nachrichtenportal gehört wie Capital zu RTL Deutschland.