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Interview "Dividendenaktien sind jetzt attraktiv"

Dax-Konzerne zahlen Dividenden in Rekordhöhe. Anleger müssen sich über einzelne Ausfälle keine Sorgen machen, sagt Aktienexperte Ohme.

Christoph Ohme ist Spezialist für deutsche Aktien beim Fondsanbieter Deutsche Asset Management.

Capital: Herr Ohme, wie läuft die aktuelle Dividendensaison in Deutschland?

Christoph Ohme: Sie läuft solide. Insgesamt sind die Dax-Dividenden um zwei Prozent gestiegen, von 29,5 Mrd. Euro auf 30,2 Mrd. Euro. Das ist die höchste absolute Dividendenauszahlung, die es im Dax je gab. 24 der 30 Unternehmen haben ihre Dividende erhöht, am stärksten Daimler, Vonovia, Deutsche Telekom, Commerzbank, Lufthansa und Pro Sieben. Es gibt aber auch Dax-Konzerne, die ihre Dividende deutlich gesenkt haben, darunter einige Schwergewichte. Volkswagen hat seine Dividendenzahlungen um rund 1,3 Mrd. Euro reduziert, die Deutsche Bank und RWE haben sie komplett gestrichen. Im Schnitt beträgt die Dividendenrendite im Dax jetzt drei Prozent. Damit liegt sie etwas niedriger als die Dividendenrenditen in gesamteuropäischen Indizes oder im US-Index S&P 500.

Woran liegt das?

Deutsche Unternehmen verfolgen eine vergleichsweise konservative Ausschüttungspolitik. Sie zahlen nicht so hohe Dividenden wie beispielsweise US-Unternehmen, sind im Gegenzug aber oft auch weniger hoch verschuldet. Die Dividenden deutscher Unternehmen sind zudem stärker durch Cashflows unterlegt als die Dividenden vieler amerikanischer Konzerne. Daneben gibt es im laufenden Jahr allerdings bei einigen deutschen Unternehmen Sonderfaktoren, die die Ausschüttungen belasten.

Sollten sich Anleger darüber Sorgen machen?

Nein. Vergleicht man die Dividendenrendite im Dax mit den Renditen deutscher Bundesanleihen, sind Dividendenaktien sehr attraktiv. Bundesanleihen bringen derzeit zwischen 0,2 und 0,3 Prozent Rendite. Zum Vergleich: Im März 2000 lag die Dax-Dividendenrendite bei 1,8 Prozent, die Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen betrug 5,5 Prozent. Dieses Verhältnis hat sich nahezu umgedreht. Das spricht für ein Investment in ausschüttungsstarke Aktien statt in Anleihen. Auch im Vergleich zu Immobilieninvestments sind Dividendentitel interessant. Die Immobilienrenditen sind schließlich in den deutschen Ballungszentren deutlich gefallen.

VW ist ein Sonderfall

Anleihekurse und Immobilienpreise schwanken allerdings nicht so stark, wie es die Aktienkurse in den vergangenen Monaten taten.

Man muss als Dividenden-Investor natürlich die Risiken am Aktienmarkt im Blick behalten. Das Wachstum in den Schwellenländern schwächelt, das könnte für deutsche Automobilfirmen zum Problem werden, und die Auto-Konzerne zahlen noch immer rund ein Viertel der Dividenden im Dax. Momentan sehen wir allerdings keinen Grund zur Sorge – außer bei VW, aber das ist ein Sonderfall. Viele dividendenstarke Sektoren entwickeln sich zudem relativ konjunkturunabhängig. Dazu gehört etwa die Versicherungsbranche, die rund 15 Prozent der Dax-Dividenden zahlt.

Wie sieht es bei den Banken aus? Sie gehören traditionell ebenfalls zu den großen Dividendenzahlern, hatten aber zuletzt Probleme.

Die Lage im Bankensektor ist durchwachsen. Durch die Dividendenstreichung der Deutschen Bank ist der Dividendenpool der Branche um 1 Mrd. Euro geschrumpft. Da hilft es auch nicht, dass die Commerzbank ihren Aktionären neuerdings wieder eine Dividende von 20 Cent je Aktie zahlt.

Sollten Dividenden-Anleger gezielt in einzelne Sektoren investieren?

Das ist riskant. Sektoren können zeitweise schlecht laufen, ihre Dividenden sinken dann. Das kann sich aber auch wieder umkehren. Anleger sollten daher besser breit gestreut in dividendenstarke Titel investieren, etwa über Fonds.

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