Einigen dürfte das bekannt vorkommen: Am Ende des Geldes ist noch viel Monat übrig. Wegen der gestiegenen Lebenshaltungskosten ist die Luft für einige Bundesbürger finanziell gesehen nach oben hin dünner geworden. Ende 2022 hat in Deutschland innerhalb von drei Monaten jeder Siebte einen Dispositionskredit (Dispo) in Anspruch genommen, zeigt eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Marktbeobachtung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Verbraucherschützer sehen angesichts dieser Zahlen eine Überschuldungsgefahr für die Bundesbürger und fordern begrenzte Disporahmen sowie kostenlose Schuldnerberatungen.
Das Gefährliche an Dispositionskrediten ist ihre Kombination aus schneller Verfügbarkeit und hohen Zinsen. So lag der durchschnittliche Zins für Dispokredite im Mai dieses Jahres bei 11,22 Prozent, zeigt ein Vergleich von Stiftung Warentest. Noch vor einem Jahr waren es 9,43 Prozent. Was viele nicht wissen: Mit jedem Tag, an dem Kunden den Dispokredit beanspruchen, wird der Zins neu errechnet. Umso länger das Konto also in den roten Zahlen steckt, desto mehr müssen Kunden für den Kredit bezahlen.
Dahinter steckt folgende Formel, mit der sich die Gebühr für den Zins errechnen lässt:
Saldo x Zins x überzogene Konto-Tage / 360 x 100
Einfacher kann sich jeder mit Online-Zinsrechnern selbst kalkulieren, wie viel er für seinen Dispokredit löhnen muss.
Disporahmen ist individuell
Um wie viel Euro sich das Girokonto überziehen lässt, ist von Bankkunde zu Bankkunde verschieden. In der Regel legt das Kreditinstitut den Disporahmen beim Aufsetzen des Girokonto-Vertrags mit dem Kunden fest. Der Rahmen hängt von verschiedenen Faktoren ab wie der Bonität oder der Höhe des Einkommens. Dabei entscheiden Bankkunden selbst, ob sie ihren Maximalrahmen ausreizen oder sich freiwillig auf einen kleineren Disporahmen beschränken. Worüber Kunden nicht bestimmen können, ist der Dispozins. Daher lohnt es sich in jedem Fall, den Zinssatz zu überprüfen und gegebenenfalls zu einer Bank mit besseren Konditionen zu wechseln. Die Finanzinstitute sind inzwischen gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Dispozinsen auf ihrer Webseite öffentlich zu machen.
Wer sein Konto überzieht, obwohl die Bank ihm keinen Dispo gewährt hat, muss im Übrigen Überziehungszinsen zahlen. Diese fallen oft sogar noch höher aus als die Dispozinsen. Überziehungszinsen muss auch blechen, wer seinen Disporahmen sprengt, also auf dem Girokonto noch tiefer im Minus steht, als beim Disporahmen mit der Bank eingangs vereinbart. Daher sollten Bankkunden hier besonders aufpassen.
Ratenkredit statt Dispokredit
Die Vorteile eines Dispositionskredits liegen auf der Hand: Bei unvorhergesehenen Ausgaben kommen Verbraucher schnell und unkompliziert an Geld, ohne einen Vertrag abschließen zu müssen. Dispokredite können allerdings auch schnell zur Schuldenfalle werden. Deshalb raten Expertinnen und Experten grundsätzlich dazu, erst den benötigten Betrag zusammenzusparen, bevor man sich einen Konsumwunsch erfüllt. So dürften Käufer den ein oder anderen Kontoüberzug vermeiden und sich das Geld für die Zinsen sparen. Doch wenn die neue Waschmaschine oder das neue Handy nicht warten können, ist ein Ratenkredit meist die günstigere Alternative zum Dispokredit.
Der effektive Jahreszins für einen Ratenkredit fällt in der Regel nämlich deutlich geringer aus als der für einen Dispositionskredit. Der Schuldner vereinbart mit der Bank einen festen Ratenplan – das gibt dem Kreditinstitut wiederum die Sicherheit, wann und in welchem Umfang er seine Schulden tilgt. Bei geplanten Anschaffungen, wie etwa Möbeln oder einem Auto sollten Konsumenten wegen der geringeren Kosten einen Ratenkredit einem Dispositionskredit vorziehen. Es kann sich sogar lohnen, einen Ratenkredit aufzunehmen, um seine Disposchulden auf einen Schlag zu tilgen – je nachdem, wie lange es für den Bankkunden andernfalls dauern würde, sein Konto wieder ins Plus zu hieven.
In einigen Ausnahmesituationen kann ein Dispokredit sinnvoll sein. Wer etwa einen Tag vor Gehaltseingang Lebensmittel einkaufen und sein Konto dafür überziehen muss, kann die Flexibilität des Dispokredits als Notlösung nutzen. Doch auch das sollte nicht zur Gewohnheit werden. Falls es sich doch regelmäßig wiederholt, sollten Verbraucher ihre monatlichen Ein- und Ausgaben überprüfen, um die hohen Dispozinsen künftig zu vermeiden. Darüber hinaus kann es helfen, seinen Disporahmen in Absprache mit der Bank zu verkleinern oder sogar ganz abzuschaffen. So kommen Kunden gar nicht erst in Versuchung, ihr Konto regelmäßig zu überziehen – und haben bessere Chancen, einer ewigen Dispo-Schuldenspirale zu entfliehen.