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Claudia Müller Die Single-Steuer ist unfair

Finanz-Expertin Claudia Müller hat Tipps und Tricks für eine generationenübergreifende Finanzplanung.
Finanz-Expertin Claudia Müller hat Tipps und Tricks für eine generationenübergreifende Finanzplanung.
© Businessfotografie Frau Winkelmann
Keinen Partner zu haben, geht ins Geld. Wer Single ist und alleine lebt, zahlt in Deutschland oft mehr als Paare. Wir müssen die Single Tax abschaffen

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum das Leben als Single oft teurer erscheint? Der Begriff Single Tax beschreibt ein Phänomen, das viele Alleinstehende in Deutschland betrifft.

Was ist die Single Tax?

Die Single Tax ist keine offizielle Steuer, sondern eine Reihe von finanziellen Nachteilen, die Singles im Vergleich zu Paaren oder Familien erfahren. Diese Benachteiligung zeigt sich in verschiedenen Lebensbereichen:

  • Wohnen: Alleinstehende tragen die volle Miete und Nebenkosten allein.
  • Versicherungen: Viele Tarife sind für Einzelpersonen verhältnismäßig teurer.
  • Lebensmittel: Großpackungen lohnen sich oft nicht für Singles.
  • Urlaub: Einzelzimmerzuschläge erhöhen die Reisekosten.

Höhere Steuern für Singles

In Deutschland leben etwa 17 Millionen Menschen allein. Diese große Gruppe ist von den finanziellen Auswirkungen der Single Tax besonders betroffen. Ein Blick auf die Steuerbelastung in OECD-Ländern verdeutlicht die Situation:

  • Durchschnittliche Steuerbelastung für Verheiratete: 14,2 Prozent
  • Durchschnittliche Steuerbelastung für Singles: 24,9 Prozent

In Deutschland ist der Unterschied noch gravierender:

  • Steuerbelastung für Verheiratete: 19,7 Prozent
  • Steuerbelastung für Singles: 37,4 Prozent

Diese Zahlen zeigen deutlich, dass Alleinstehende in Deutschland steuerlich stark benachteiligt werden.

Gründe für die Single-Steuer

Die Gründe für die finanzielle Benachteiligung von Singles sind vielfältig:

  1. Gesellschaftliche Normen: Unsere Gesellschaft ist traditionell auf Familien und Paare ausgerichtet.
  2. Wirtschaftliche Effizienz: Unternehmen bieten oft günstigere Konditionen pro Person für Paare an.
  3. Steuerliche Vorteile für Verheiratete: Das deutsche Steuersystem begünstigt die Ehe durch das Ehegattensplitting.

Auswirkungen der Single Tax

Die finanziellen Nachteile für Singles haben weitreichende Folgen:

  • Erhöhtes Armutsrisiko: Besonders im Alter sind Alleinstehende gefährdet.
  • Eingeschränkte Entscheidungsfreiheit: Finanzielle Abhängigkeit kann Beziehungsentscheidungen beeinflussen.
  • Doppelbelastung: Singles müssen Beruf und Haushalt allein bewältigen.
  • Soziale Ausgrenzung: Teure Freizeitaktivitäten können für Singles unerschwinglich sein.

Was kann ich tun?

Als Single können Sie aktiv werden, um die Auswirkungen der Single-Steuer zu mildern:

  1. Kosten teilen: Wohngemeinschaften oder Co-Living-Konzepte nutzen.
  2. Clever planen: Einkaufsgemeinschaften mit Freundinnen oder Nachbarn bilden.
  3. Bewusst konsumieren: Preise vergleichen und Rabatte nutzen.

Gesellschaftliche Veränderungen sind nötig

Um die Situation für Singles nachhaltig zu verbessern, sind politische und gesellschaftliche Anpassungen erforderlich:

  • Steuerreform: Eine neutrale Besteuerung unabhängig vom Familienstand.
  • Inklusive Angebote: Unternehmen sollten attraktive Optionen für Singles entwickeln.
  • Bewusstseinsbildung: Die Problematik der Single Tax muss öffentlich diskutiert werden.

Die Single Tax ist eine reale Herausforderung für Alleinstehende in Deutschland. Durch bewusstes Handeln und gesellschaftliches Umdenken kann die finanzielle Belastung für Singles reduziert werden. Es liegt an uns allen, eine gerechtere Gesellschaft zu gestalten, in der der Beziehungsstatus keine finanziellen Nachteile mit sich bringt.

Claudia Müller ist Ökonomin und leitet seit 2017 das von ihr gegründete Female Finance Forum, das Frauen im Umgang mit Geld und nachhaltigen Investitionen weiterbildet. Davor studierte sie internationale VWL und arbeitete unter anderem bei der Deutschen Bundesbank, wo sie für das Thema Green Finance verantwortlich war. Dieses Wissen wandte sie parallel zur Gründung des Female Finance Forums in einem Single Family Office an, wo sie für die nachhaltigen liquiden Anlagen zuständig war.

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