Anzeige
Anzeige

Gastbeitrag Digital 4.0: die nächste Welle der technologischen Innovation

Ein autonomer Bus ohne Fahrer bewegt sich mit rund 25 km/h Stundenkilometern Geschwindigkeit durch die HafenCity in Hamburg. Auf einer 800 Meter langen Teststrecke wird das elektrisch betriebene Fahrzeug getestet.
Ein autonomer Bus ohne Fahrer bewegt sich mit rund 25 km/h Stundenkilometern Geschwindigkeit durch die HafenCity in Hamburg. Auf einer 800 Meter langen Teststrecke wird das elektrisch betriebene Fahrzeug getestet.
© Stephan Wallocha / IMAGO
Mark Hawtin von GAM Investments ist davon überzeugt, dass eine digitale Revolution der vierten Generation noch rasantere technologische Veränderungen mit sich bringen wird. Daraus ergibt sich eine Vielzahl neuer Anlagemöglichkeiten

Zu Beginn des Jahres 2020 sprachen wir vor dem Ausbruch von Covid-19 darüber, inwieweit neue, schnell wachsende Technologien wie künstliche Intelligenz (KI), das Internet der Dinge (IoT), Big Data und Blockchain die disruptive Kraft der Technologie weiter erhöhen und die Zweiteilung in Gewinner und Verlierer verstärken würden. Nach unserer Einschätzung stehen diese Technologien im Zusammenspiel mit dem Netzwerkeffekt, bei dem sich der Wert und der Nutzen eines Netzwerks mit der Zahl der Nutzer exponentiell erhöhen, für eine digitale Revolution der vierten Generation. Wir gehen davon aus, dass sich diese Revolution weiter beschleunigen wird, sobald die Covid-19-Krise überstanden ist.

Mark Hawtin ist Technologieexperte bei GAM Investments
Mark Hawtin ist Technologieexperte bei GAM Investments
© PR

Die vierte Welle oder, wie wir es nennen, „Digital 4.0“ wird größer und stärker sein als ihre Vorgänger. Digital 1.0 bestand aus Tausenden von Großrechnern, die in den 1970er-Jahren installiert und genutzt wurden. Millionen von Client-Server-Systemen, die die 1980er- und 1990er-Jahre prägten, stellten die zweite Welle dar, während die Verbreitung von Milliarden von Smartphones in den 2000er-Jahren zu „Digital 3.0“ führten. Aktuell steuern wir auf die Vernetzung von Billionen von Geräten zum Internet der Dinge zu, während Big Data und KI in ein neues Zeitalter des Wachstums und der Konnektivität münden, Geschäftsmodelle verändern und neue Investitions- und Anlagemöglichkeiten schaffen. Risiken ergeben sich für die Anleger daher immer genau dann, wenn sie in einer vorherigen Phase feststecken und sich nicht angemessen für die nächste Phase positionieren.

Anstatt einfach nur die Schwergewichte zu halten (Amazon, Facebook und Google), sollten Anleger nach unserer Einschätzung unbedingt die Unternehmen aufspüren, die zu den Hauptnutznießern dieser nächsten Phase zählen dürften. Wir gehen davon aus, dass das Gesundheitswesen, das Transportwesen und die Industrie die drei Bereiche sein werden, in denen in den nächsten fünf bis zehn Jahren schwerpunktmäßg Investitionen in disruptive Technologien getätigt werden. Jeder dieser Sektoren könnte von der „Digital 4.0“-Welle profitieren. Die Technologieriesen, die in den vergangenen zehn Jahren einer Vielzahl großer Indizes zu steilen Anstiegen verhalfen, können möglicherweise keine derartigen Chancen bieten.

Gesundheitswesen

Die digitale Gesundheitsversorgung setzt auf moderne Technologie, Vernetzung und die Zusammenführung von Informationen zu einer umfassenden Krankengeschichte und Krankenakte des Patienten, um eine hochwertige medizinische Behandlung zu gewährleisten. Schätzungen zufolge dürften die Marktbewertungen im Bereich der digitalen Gesundheitsversorgung im Vergleich zu 106 Mrd. Dollar im Jahr 2019 bis zum Jahr 2026 auf über 639,4 Mrd. Dollar ansteigen . Es wird erwartet, dass die weltweit wachsende Anzahl von Smartphone-Nutzern ein zentraler Faktor für das Wachstum dieses Marktes sein wird. Ein zügiger Ausbau der Infrastruktur für Gesundheits-IT in den Industrie- und Entwicklungsländern könnte das Wachstum ebenfalls fördern. Darüber hinaus stellt das zunehmende Fitness- und Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung einen weiteren Motor für das Marktwachstum sowie eine erhöhte Produktakzeptanz dar.

Wir sind davon überzeugt, dass Technologie die größte Hoffnung ist, um die steigenden Gesundheitskosten in den Griff zu bekommen. Beispielsweise werden elektronische Patientenakten zu bedeutenden Kostensenkungen beitragen. Wir erkennen sehr gute Möglichkeiten darin, mittels KI, dem IoT und der 5G-Technologie qualifiziertes und fundiertes Fachwissen auch in Krankenhäusern auf dem Land oder an entlegenen Orten bereitzustellen. Zudem dürften bessere und schnellere Analysekapazitäten die Früherkennung schwerer Erkrankungen ermöglichen, während Big Data und KI die Modellbildung in der Krankheits- und Pharmaforschung beschleunigen werden. Kurzum: In zahlreichen Bereichen lassen sich potenziell mehrere Milliarden US-Dollar einsparen.

Mobilität

Grob geschätzt steuert der globale Transportmarkt rund zehn Prozent zum weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Daher können sich aus disruptiven Technologien in diesem Sektor enorme Chancen ergeben. In den vergangenen Jahren entwickelten sich jedoch viele traditionelle Transportunternehmen schwach. Sehr viel mehr Aufmerksamkeit erfahren dagegen Elektrofahrzeuge, das Thema „Shared Mobility“ und das autonome Fahren. Schätzungen zufolge wurden im Jahr 2017 allein auf dem Markt für autonome Fahrzeuge rund 6,6 Millionen Einheiten abgesetzt – ein Wert, der bis 2028 auf 67,5 Millionen ansteigen dürfte. Dies entspricht für den Prognosezeitraum einer jährlichen Wachstumsrate von 20,78Prozent . Dieses prognostizierte Wachstum schlägt sich zum Beispiel auch auf die Bewertung der Tesla-Aktie nieder. Deren Preis stieg im vergangenen Jahr in astronomische Höhen. Wir sind davon überzeugt, dass sich bei Unternehmen, die in Segmenten wie Fahrzeug-Betriebssystemen, Computerplattformen und „Transport-as-a-Service“ (TaaS) aktiv sind, weitere Möglichkeiten ergeben werden. Dagegen ist der „Ridesharing“-Markt (Uber, Lyft) noch weit vom idealen Modell entfernt.

Industrie

Nach unserer Einschätzung ist die nächste industrielle Revolution bereits in vollem Gange. Angetrieben wird sie von Entwicklungen in den Bereichen IoT, 5G, Big Data und KI. Unternehmen nutzen bereits in allen Segmenten der industriellen Wertschöpfungskette Technologien, um höhere Kapitalrenditen zu erzielen. Die Fabriken der Zukunft werden voraussichtlich aus vorausschauenden maschinellen Analysen, Systemen für das „Enterprise Resource Planning“ und Lieferkettenmanagement auf der Basis von Blockchain, kooperativen Robotern („Kobots“) und industriellen Lösungen für „Augmented Reality“ bestehen. Wir sind der Ansicht, dass 5G in Verbindung mit dem IoT eine enorme neue Innovationswelle in allen Bereichen der Produktion lostreten wird.

Ausblick

Welche weltweiten Aktien letztendlich zu den Gewinnern oder Verlierern zählen, wird sich nach unserer Einschätzung danach richten, ob und in welchem Umfang die betreffenden Unternehmen disruptive Technologien nutzen. Die vierte digitale Revolution dürfte die Veränderungen und den Wandel noch stärker beschleunigen. Das Internet der Dinge wird mit seinen Basistechnologien 5G, Big Data und KI eine digitale Welle in Gang setzen, die größer und stärker sein wird als alle anderen davor. Wir sind davon überzeugt, dass sich neue Gewinner hervortun werden, welche den einzigartigen digitalen Netzwerkeffekt nutzen, der exponentiell steigende Gewinne ermöglicht. Das Gesundheits- und das Transportwesen sowie die Industrie werden im kommenden Jahrzehnt die drei Schwerpunktbereiche für hohe Investitionen sein.

Icon1

Kennen Sie schon unseren Newsletter „Die Woche“ ? Jeden Freitag in ihrem Postfach – wenn Sie wollen. Hier können Sie sich anmelden

Mehr zum Thema

Neueste Artikel