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Peter Seppelfricke Deutsche Dekadenz vernichtet Vermögen!

Lassen Politiker wie Bundeskanzler Scholz Deutschland im Regen stehen? Unser Kolumnist Peter Seppelfricke geht mit der Politik hart ins Gericht
Lassen Politiker wie Bundeskanzler Scholz Deutschland im Regen stehen? Unser Kolumnist Peter Seppelfricke geht mit der Politik hart ins Gericht
© IMAGO / Eberhard Thonfeld
Ineffiziente Politik und gesellschaftliche Spaltungen bedrohen langfristig auch die Finanzmärkte. Peter Seppelfricke erklärt, was das für Anleger bedeutet und wie sie sich verhalten sollten 

„Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht“, dichtete Heinrich Heine vor knapp zweihundert Jahren. Den Schmerz und die Sehnsucht nach einem besseren Deutschland, den Heine in diesem Gedicht zum Ausdruck bringt, kann man heute in großen Teilen nachempfinden. Der Staat wird in vielen Bereichen mäßig regiert und man kann in Echtzeit beobachten, wie der gesellschaftliche Zusammenhalt schrumpft.

Investitionen in Infrastruktur und Bildung, Energiepolitik, Pandemiebewältigung – es gibt kaum einen Bereich, in dem man nicht ein umfassendes Versagen der Politik erkennen kann. Straßen, Brücken und Schienen zerbröseln und einstmals lebhafte Innenstädte verkümmern. Bei der digitalen Infrastruktur und Digitalisierung hat Deutschland international den Anschluss verloren. Das Bildungsniveau der deutschen Schüler ist weltweit nur noch Mittelmaß und mehr als die Hälfte der 15-Jährigen können nicht mehr Fakten und Meinungen unterscheiden (Pisa-Studie 2021). Trotz der schlechter werdenden intellektuellen Fähigkeiten werden immer mehr Abiturienten in nutzlose Studienfächer gedrängt und es fehlen massiv Handwerker und Facharbeiter.

Die Energiewende ist eine einzige Enttäuschung und steht beispielhaft für parteiübergreifendes Politikversagen. Kohlekraftwerke werden abgeschaltet ohne gleichzeitig die Emissionsrechte einzuziehen – der Klimaeffekt ist null. Flüssiggas wird teuer und ökologisch unsinnig aus Nordamerika importiert, obwohl es sich hierzulande naturschonender und günstiger fördern ließe. Wir bräuchten bald etwa 50.000 Windräder, wissen aber nicht, wo sie aufgestellt werden können. Der Verkauf von Benzin und Dieselfahrzeugen wird ab 2035 verboten, wenngleich bereits jetzt klar ist, dass Strom oder E-Fuels für alternative Antriebe nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen werden.

Staatlicher Leviathan wird immer mächtiger

Mit ihren riesigen Budgets – am besten in Verbindung mit dem Kapital von mächtigen Unternehmen – können Politiker sowohl auf die öffentliche als auch auf die „wissenschaftlich“ vorherrschende Meinung einwirken. Forschungen und Gutachten fallen regelmäßig wohlwollend im Sinne ihrer Sponsoren (privat oder staatlich) aus, getreu dem Motto: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“. Bei Postenbesetzungen im öffentlichen-rechtlichen Rundfunk, in staatlichen Unternehmen, in Universitäten oder sogar in Verfassungsgerichten ist das Parteibuch heute oftmals wichtiger als nachgewiesene Fachkenntnisse, Fähigkeiten oder Integrität.

Die Coronapandemie hat die Blaupause aufgezeigt, wie Politiker in diesen Strukturen die Freiheitsrechte der Bürger problemlos aushebeln können. Man muss nur ein Thema aufgreifen, dass ihnen gehörig Angst bereitet. Die Mehrheit der unkritischen Bürger ist dann bereit, zugunsten eines „höheren Gutes“ ihre verfassungsmäßigen Rechte aufzugeben. Eine kritische Minderheit lässt sich mit Brandmarkungen (einfältige aber wirkungsvolle Etiketten sind „unsolidarisch“ oder „rechts“) oder Ausgrenzungen ruhigstellen. Die politische Richtung spielt bei diesem Vorgehen übrigens keine Rolle. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis bei den Ängsten über Klimawandel, Migration oder Krieg ein ähnliches Playbook zur Anwendung kommt.

Stabilität in Deutschland gefährdet

Ein mulmiges Gefühl macht sich breit, dass die Checks & Balances Deutschland auf Dauer nicht mehr in einem stabilen Zustand bewahren können. Wohlgesonnene Medien fordern mediokre Politiker nicht mehr ausreichend heraus und diese können sich trotz offensichtlichster Fehlleistungen schamlos im Amt halten. Dabei kommt es der politischen Klasse auch zugute, dass das Wahlvolk zunehmend politisch desinteressiert ist und sich mit einfachen Schwarz-Weiß-Lösungen oder einer woken Symbolpolitik abspeisen lässt.

Einem Großteil der intellektuellen und wirtschaftlichen Elite des Landes ist jedoch längst aufgefallen, dass sich das Land seit Jahrzehnten in eine falsche Richtung bewegt. Sie wissen, dass selbst die erfolgreichsten Imperien in eine Phase der Dekadenz – also des unaufhaltsamen Verfalls – geraten können. Tatsächlich sind die Parallelen zum Niedergang des Römischen Reiches frappierend: Auch damals vergrößerte sich die Kluft zwischen Arm und Reich aufgrund andauernder Kriege (gegen die gotischen und germanischen Barbaren), ständiger Steuererhöhungen und andauernder Inflation. Und auch Rom hatte mit einem Mangel an Arbeitskräften zu kämpfen, da der Zustrom an Sklaven im zweiten Jahrhundert versiegte.

Vermögensvernichtung auf Finanzmärkten

Und was hat das Ganze mit den Finanzmärkten zu tun? An den Finanzmärkten wird die Zukunft gehandelt und diese sieht für Deutschland wenig erfolgversprechend aus. Traditionell gibt es in Deutschland hohe Steuern und Abgaben. Dafür wurde den Bürgern bis vor einigen Jahrzehnten auch einiges geboten: Eine gut gebildete und produktive Bevölkerung sowie eine überlegene Infrastruktur. Mittlerweile ist die Performance der Politik in den letzten 20 Jahren jedoch ein Paradebeispiel für ökonomische Ineffizienz: Mit einem vergleichsweise sehr hohen Input (hohen Steuern und Sozialabgaben) wird ein enttäuschender Output (mittelmäßige Bildung, mäßige Infrastruktur, hohe Energiekosten) geschaffen. Für ein rohstoffarmes Land, dessen Wohlstand auf den Fähigkeiten der Menschen und eines prosperierenden industriellen Sektors beruht, sind das beängstigende Entwicklungen.

Und was bedeutet das für die Anleger? Nach Jahrzehnten der Stabilität hat sich bei vielen Anlegern eine gewisse Sorglosigkeit breitgemacht und die politische und gesellschaftliche Stabilität wird als gegeben angenommen. Die Makroanalyse von Ländern erschöpfte sich deshalb zumeist auf die Betrachtung von volkswirtschaftlichen Größen wie Wachstum, Zinsen, Inflation, Wechselkursen, etc. Diese Sichtweise erscheint zunehmend naiv. In Zukunft müssen Anleger auch verstärkt Information heranziehen, welche die Stabilität in einem Land messen. Demokratieindizes (z.B. vom Economist), Korruptionsindizes (z.B. von Transparency International), Indizes zur Messung des gesellschaftlichen Zusammenhaltes (von der Bertelsmann-Stiftung) oder allgemeinen Wohlfahrtsindizes (z.B. SEDA-Index) sollten in Zukunft einen deutlich höheren Stellenwert einnehmen.

Deutschland wird seit Jahren bei diesen Indizes durchgereicht und ein weiterer Abstieg ist vorgezeichnet. Die Anleger sollten bei der Diversifikation verstärkt Anlagen in stabilen Ländern (Schweiz, Norwegen, Japan, Neuseeland) ins Auge fassen. Ein Home Bias (zu starke Gewichtungen im Heimatland) sollte tunlichst vermieden werden. Das gelingt gut, wenn man sich an die Zeilen von Heinrich Heine bei der Betrachtung von Deutschland erinnert: „Ich kann nicht mehr die Augen schließen, und meine heißen Tränen fließen.“

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