Wer Optimist ist, hat mehr Spaß am Leben, so sagt die Psychologie. Das klingt nach einem erstrebenswerten Ziel, wie aber wird man Optimist? Oder was macht uns dazu? Darüber können Psychologen sehr lange diskutieren, aber man kann es sich auch leichter machen und zwei Faktoren ansehen, die wesentlich dazu beitragen: das Alter und das Geld nämlich, so legen Umfragen nahe.
Der Zusammenhang: Je jünger und unbelasteter wir sind, desto optimistischer sind wir auch. Laut einer Forsa-Umfrage sagen fast 90 Prozent der 20- bis 30-Jährigen, sie freuten sich enorm auf die Zukunft. Damit kommt diese Altersklasse von allen Befragten auf die höchste Optimistenquote. In allen Altersgruppen fällt aber überraschenderweise auch auf, dass vor allem diejenigen positiver über die Zukunft denken, die sich mit Geld beschäftigen. Besser gesagt: mit dem Sparen.
Drei von vier Bundesbürgern, die Geld zurücklegen, blicken demnach froh in die Zukunft. Bei den Nichtsparern ist es nur jeder Zweite. Nun kann man fragen, ob das Sparen tatsächlich den Optimismus vergrößert – oder ob man Optimist sein muss, um in Zeiten des Niedrigzinses überhaupt erst zum Sparer zu werden. Aber ein Zusammenhang ist klar: Wer sich nebenbei ein finanzielles Polster anlegt, der geht offenbar beschwingter in die Zukunft. Sparen ist also nicht uncool , sondern im Gegenteil: Es macht cool.
Aber: Mit Anfang oder Mitte 20 ist es auch verdammt schwer. Man verdient endlich sein eigenes Geld, aber viel ist es nicht. In der Ausbildung kommen vielleicht 800 oder 900 Euro brutto heraus. Das reicht oft gerade, um über den Monat zu kommen. Auch die Einstiegsgehälter liegen in vielen Berufen nur bei 2000 oder 2500 Euro. Davon bleiben nach Abzug aller Abgaben 1600 bis 1900 Euro monatlich, von denen die Miete einen großen Teil verschlingt. Und ein bisschen genießen will man die neue Freiheit ja auch noch. Bleibt da wirklich noch Geld übrig? Knapp die Hälfte der jungen Erwachsenen winkt ab und sagt: „Ich kann kein Geld zurücklegen.“ Oder: „Ich möchte erst einmal etwas vom Leben haben.“ Die Hauptgründe, aus denen nichts zurückgelegt wird. Diejenigen, die es tun, sparen oft für konkrete Ziele wie den nächsten Urlaub oder das erste Sofa. Natürlich will man die Welt sehen und die erste eigene Wohnung einrichten. Außerdem: Geld anlegen für später, ohne festes Ziel und auf lange Zeit, ergibt das überhaupt Sinn?
Mehr Infografiken finden Sie bei Statista
Die Antwort lautet: Klar, wer genau dafür bereits jetzt ein paar Euro zur Seite legt, für den zahlt es sich später doppelt aus. Es müssen keine großen Summen sein. Am Anfang reichen schon 25 Euro im Monat, um sich ein kleines Polster aufzubauen und immerhin 300 Euro im Jahr auf die Seite zu schaffen. Das ist ein Abend weniger in der Cocktailbar. Mit Anfang 20 hat man einen Vorteil, den man unbedingt nutzen sollte, weil man ihn nie wieder bekommt: Man kann die Zeit für sich arbeiten lassen, sie vermehrt das eigene Geld fast von allein.
Geld zurücklegen mit viel Zeit
Grund ist der Zinseszinseffekt. Zwar wird derzeit viel geklagt, dass es keine Zinsen mehr für Sparer gibt und sich das Geldhorten deswegen nicht lohne. Das aber gilt vor allem für Tagesgeldkonten oder Sparbücher. Auf denen sollte man in der Tat nicht mehr allzu viel Geld parken, weil oft nur noch Zehntelprozentpunkte Zinsen dabei abfallen. Der Zinseszinseffekt gilt aber auch für andere Anlageformen. Er bedeutet im Grunde nichts anderes als: Je länger das Geld Zeit hat, um selbst zu arbeiten, desto größer ist der Gewinn für den Sparer. Mit jedem Euro, der durch die Zinsen und Renditen auf dem Konto landet, vergrößert sich nämlich der Kapitalstock. So vermehrt sich insgesamt ein immer üppigerer Betrag immer schneller. Dieser Effekt greift auch, wenn die Sparrate klein ist und der jährliche Ertrag überschaubar.
Legt man zum Beispiel 25 Euro monatlich zur Seite, werden daraus bei nur einem Prozent Zinsen im Jahr – so viel bekommt man mit Glück noch bei Banksparplänen – in fünf Jahren 1538 Euro. Davon sind 38 Euro Zinsen, das ist natürlich nicht viel. Aber: Nach zehn Jahren haben sich 3155 Euro angesammelt, also schon 155 Euro Zinsen, viermal so viel wie nach fünf Jahren. Und nach 40 Jahren stehen sogar 14.750 Euro auf dem Konto, davon sind allein 2745 Euro Zinserträge. Man bekommt also nach 40 Jahren so viel Geld heraus, als hätte man zinslos 49 Jahre lang eingezahlt. Das sind neun Jahre Zeitgewinn.
Noch eindrucksvoller wird der Effekt, wenn man etwas mutiger anlegt und zum Beispiel auf eine jährliche Verzinsung von sechs Prozent kommt. So viel schafft man recht gut mit Indexfondssparplänen, die nicht gerade riskant sind, wenn man mindestens 15 Jahre Zeit zum Sparen hat. Dann ist das Ergebnis noch viel gewaltiger: Nach fünf Jahren hat man 1746 Euro auf dem Konto, schon 200 Euro mehr als beim Banksparplan. Nach 40 Jahren sind es satte 47.937 Euro, wovon nur 12.000 Euro aus der eigenen Einzahlung stammen. Man hat also fast 36.000 Euro an Zinsen eingestrichen. Dafür hätte man beinahe 160 Jahre sparen müssen. Und rechnet man dieses Beispiel mal mit der doppelten Sparrate von 50 Euro durch, kommen fast 100.000 Euro dabei heraus, 72.000 Euro nur durch Zinsen.
Wenn man dagegen erst deutlich später mit dem Sparen anfängt, sieht es so aus: Jemand, der erst mit 45 Jahren regelmäßig Beträge spart, muss pro Monat 320 Euro aufbringen, um bis zur Rente so viel Geld anzusammeln wie jemand, der schon ab 20 Jahren 100 Euro monatlich spart. Wer also den Zinseszinseffekt der jungen Jahre nicht nutzt, verschenkt bares Geld.
Das Schöne daran: Es geht auch noch leicht. Man muss also kein Finanzexperte sein und auch nicht jetzt schon planen, was man in 40 Jahren haben wird. Ob man eine Familie und Kinder haben will, in einer Wohnung in der Stadt oder einem Haus auf dem Land leben will, all das kann man getrost viel später entscheiden. Deshalb braucht man auch keine speziellen Finanzprodukte, vor allem keine Rentenversicherungen oder Bausparverträge, mit denen man sich über Jahrzehnte selber knebelt. Im Gegenteil, die wichtigste Devise für junge Sparer lautet: Macht es einfach. Und bleibt flexibel.
Wichtig: ein Sicherheitspuffer
Es reicht, ein Zweitkonto anzulegen, am besten ein Tagesgeldkonto (auch wenn es zurzeit keine Zinsen bringt), auf dem man eine eiserne Reserve anlegt, um kurzfristige Engpässe zu überbrücken oder größere Reparaturen zu bezahlen. Parkt man dort auch Urlaubs- oder Weihnachtsgeld, kommen schnell zwei bis drei Nettomonatsgehälter zusammen. So hoch sollte der Sicherheitspuffer sein, den jeder hat und notfalls täglich anzapfen kann. Der Trick dabei ist, einen Dauerauftrag einzurichten, der am Tag des Gehaltseingangs den Sparbetrag aufs Zweitkonto abzweigt. Das Geld, das gar nicht erst auf dem Girokonto landet, vermisst man auch nicht groß, sagen Verhaltensökonomen. Anfangs reichen 25 oder 50 Euro im Monat. Wer mehr verdient, kann auch 100 Euro überweisen. Wer mehrere Monate nacheinander merkt, dass das Geld auf dem Girokonto am Monatsende partout nicht reicht, kann den Dauerauftrag notfalls stoppen. Aber es wird reichen.
Ist der Pflichtpuffer angelegt, folgt die Kür: das freie Sparen. Auch dafür reicht ein einfacher Sparplan, hier aber sollte das Kapital, das man anspart, schon eine Rendite abwerfen. Dazu muss man überlegen, wie risikobereit man ist, denn davon hängt die Höhe der Rendite ab. Wer zu den Risikovermeidern gehört und planen möchte, welche Summe ihm in zehn oder 30 Jahren zur Verfügung steht, der sollte einen klassischen Banksparplan wählen. Rund ein Prozent Zinsen, in Einzelfällen auch 1,4 Prozent, sind dabei auch jetzt noch drin. Vorsicht aber bei festen Laufzeiten, denn demnächst werden die Zinsen sicher wieder steigen. Am besten also einen flexiblen, kündbaren Sparplan nehmen, um auf besser verzinste Angebote umschwenken zu können.
Für Vorsichtige, die sich dennoch vorstellen können, ein kalkuliertes Risiko einzugehen, ist ein Sparplan auf einen defensiven Mischfonds eine gute Wahl. Fondssparpläne haben den Vorteil, dass man bei ihnen monatlich 25, 50 oder 100 Euro einzahlen kann, ganz wie man mag. Und wenn das Geld mal nicht reicht, kann man mit der Einzahlung auch aussetzen und im Monat darauf wieder weitermachen. Bei anderen fixen Verträgen geht so etwas nicht – und genau diese Flexibilität brauchen junge Leute.
Bei solchen defensiven Mischfonds werden Aktien und Anleihen gemischt. Das Geld wird also vorwiegend in recht sichere Anleihen investiert (zum Beispiel von bonitätsstarken europäischen Staaten), und der kleinere Teil des Kapitals wird in Aktien gesteckt, etwa im Verhältnis 70:30 oder 60:40. Die Anleihen werfen dabei eine laufende Verzinsung ab, und man weiß genau, dass am Ende der Laufzeit der Nennwert der Anleihen wieder ausgezahlt wird. Der Wert der Aktien kann zwar über die Laufzeit stärker schwanken, auf Sicht von zehn bis 15 Jahren jedoch haben Anleger eine gute Aussicht, dass der Anteil des Aktienpakets insgesamt im Wert steigt und so eine Zusatzrendite abwirft. Die Wahrscheinlichkeit, auf diese Spardauer einen Verlust mit breit gestreuten Aktienpaketen einzufahren, ist dagegen sehr gering.
Es gibt solche Mischfonds als aktive Fonds, bei denen ein Fondsverwalter die Zusammenstellung bestimmt. Darin liegt die Chance, besser abzuschneiden als der Markt. Allerdings sind auch die Gebühren höher. Und es gibt kostengünstige und passive Indexfonds (ETFs). Sie bilden jeweils „nur“ den Marktdurchschnitt ab, garantieren damit aber auch, dass man nicht schlechter abschneidet als der Gesamtmarkt. Dies gilt etwa für die Fonds der Kategorie Euro Moderate Allocation Global. Man kann sich solche passiven Mischfonds auch selber basteln, indem man einfach zwei ETFs kauft: Man steckt dann zum Beispiel 60 Euro monatlich in einen Anleihen-ETF, etwa den Barclays Euro Aggregate Bond (ISIN: IE00B41RYL63) oder den weltweiten Barclays Global Aggregate (ISIN: IE00BF1QPH33). Und für weitere 40 Euro kauft man einen Aktien-ETF auf den Weltindex MSCI oder den deutschen Dax. Fertig ist die Do-it-yourself-ETF-Mischung.
Rund 4,5 bis fünf Prozent Rendite jährlich brachten solche passiven defensiven Mischfonds-ETFs zuletzt laut einer Auswertung der Ratingagentur Morningstar. Aktive Mischfonds kamen, wenn sie besonders gut waren, auf etwas mehr, nämlich auf fünf bis sechs Prozent. Allerdings gilt: Viele Aktivfonds schneiden nur für wenige Jahre gut ab, bleiben aber auf lange Sicht hinter dem Markt und ihren Vergleichsindizes zurück. Einen guten Aktivfonds zu finden ist daher die große Kunst.
Aber auch mit einem Durchschnittsfonds oder ETF erzielt man eine gute Rendite. Im Marktschnitt, so berechnete der Fondsverband BVI, werfen Mischfonds auf Eurobasis nach Abzug aller Kosten eine jährliche Rendite von vier Prozent ab, wenn man sie 15 Jahre hält. Das macht aus 100 Euro Sparrate im Monat nach 15 Jahren rund 24.500 Euro und knapp 100.000 Euro nach 30 Jahren.
Wer zu den ganz Optimistischen zählt – und das tun ja laut Umfragen sehr viele junge Leute –, der kann es sich noch leichter machen und ausschließlich auf Aktienfonds setzen, am besten wieder auf Indexfonds, also auf einen MSCI-World-ETF oder einen Dax-ETF. Ist es riskant, das zu machen? Nein, ist es nicht, zumindest nicht, wenn man mindestens 15 Jahre durchhält. Denn nach Ablauf dieser Zeit, so sagen extrem langfristige Auswertungen des Deutschen Aktieninstituts DAI, haben Sparer mit Aktienpaketen auf den Dax oder den Euro Stoxx unterm Strich noch nie Verluste eingefahren. In manchen Jahren werfen 100-Prozent-Aktienfonds sogar bis zu 25 Prozent Rendite oder mehr ab. Davon lässt sich vielleicht zwischendurch eine Reise finanzieren, wenn man mal ein paar Anteile wieder verkauft.
iShares Core DAX UCITS ETF Fonds
Insgesamt schwanken die Kurse von Aktienfonds natürlich stärker, und vor großen Markteinbrüchen sind sie nicht gefeit. Die passieren aber zum Glück nur alle Jubeljahre. Ganz wichtig ist deshalb: Aktiensparer sollten nicht zu den unsteten Menschen gehören – und in solchen Crashphasen keinesfalls panisch verkaufen. Man muss so eine Krise notfalls aussitzen. Sonst wird der Effekt des Langfristsparens zunichtegemacht. Beim Fondssparen kommt einem nämlich zugute, dass man in Absturzphasen günstig Fondsanteile nachkaufen kann, das nennt sich Durchschnittskosteneffekt. Auf Sicht von 15 oder 30 Jahren brachten weltweite Aktien-ETFs im Schnitt gut 6,5 Prozent Rendite pro Jahr ein. Mit deutschen Aktien waren es sogar 7,5 Prozent. Und jetzt festhalten: Das wären 130.000 Euro nach 30 Jahren bei 100 Euro Sparrate im Monat, obwohl man nur 36.000 Euro selber eingezahlt hat.