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Deutsche Börse Dax-Indizes: Das sind die Auf- und Abstiegskandidaten

Am Freitag entscheidet die Börse, wer in den Dax aufsteigen wird
Am Freitag entscheidet die Börse, wer in den Dax aufsteigen wird
© IMAGO / Sven Simon
Im März steht die ordentliche Anpassung der Dax-Indizes an. Von einem Schwergewicht müssen wir uns verabschieden. Besonders interessant sind allerdings die Nebenwerte

Es ist so weit: Die quartalsmäßige Überprüfung der Dax-Familie steht an. Die Deutsche Börse wird am Freitagabend nach 22 Uhr bekannt geben, wer es in die erste, zweite und dritte Börsenliga schafft – und wer gehen muss. Die Aufnahme sowohl in den Dax als auch in den MDax, SDax und TecDax folgt dabei klaren Regeln. Unternehmen, die nach Marktkapitalisierung und Börsenumsatz einen Platz verdienen, rücken auf. Unternehmen, die die Kriterien nicht mehr erfüllen, fallen aus dem jeweiligen Index. Rückschlüsse darauf, wer die besten Aussichten hat, lassen die öffentlichen Indexranglisten zu. Etwaige Änderungen erfolgen zum 20. März.

Was bereits seit einigen Tagen feststeht: Die Commerzbank ist wieder im wichtigsten deutschen Börsenbarometer vertreten. Grund dafür ist der Rückzug des Industriegase-Riesen Linde, der fortan nur noch an der Wall Street notiert sein wird. Für die Commerzbank ist der Windkraftanbieter Nordex in den MDax nachgerückt. Dessen Platz im SDax hat wiederum der Finanzinvestor Deutsche Beteiligungs AG übernommen.

Schlappe für deutschen Kapitalmarkt

Mit dem Abgang von Linde verschwinden 150 Mrd. Euro Marktkapitalisierung vom Frankfurter Kurszettel. „Das Delisting schmälert das Angebot für Anleger in Deutschland, gibt aber natürlich anderen Unternehmen die Chance auf den Dax-Aufstieg“, sagt Gerrit Fey, Leiter Fachbereich Kapitalmärkte beim Deutschen Aktieninstitut (DAI). Viel wichtiger sei es aber, dass der Weggang von Linde ein Indiz für die Schwäche des deutschen Kapitalmarkts insgesamt darstelle: „Umso wichtiger ist es, dass die Politik endlich alle Hebel zur Förderung eines leistungsfähigen Kapitalmarkts in Bewegung setzt“, fordert Fey. „Nur so können wir bei der Finanzierung von Wachstum, Innovationen und Beschäftigung mit dem Ausland Schritt halten.“

Eine Komponente ist hierbei die Kappungsgrenze von zehn Prozent. Gegen deren Erhöhung haben sich laut Fey insbesondere Investoren ausgesprochen, die auf eine möglichst breite Streuung aus sind. Sollte die Diskussion um die Dax-Kriterien noch einmal geführt werden, gelte es, Wettbewerbsnachteile des Finanzstandorts Deutschland gegenüber Diversifikationsinteressen sorgfältig abzuwägen.

Die nächsten Termine zur Überprüfung der Dax-Indizes

  • 3. März 2023
  • 5. Juni 2023
  • 5. September 2023
  • 5. Dezember 2023

Unabhängig davon ist Fey davon überzeugt, dass Lindes Abgang keinen Nachteil für Deutschlands Leitindex im internationalen Vergleich haben wird: „Der Dax hat einen festen Platz in der Landschaft der bekanntesten Aktienindizes“, sagt Fey. „Er ist schließlich das Spiegelbild der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt und für Investoren aus aller Welt ein wichtiger Gradmesser für die Wirtschaftsentwicklung hierzulande und die Performance der deutschen Aktien im Depot.“

Apropos Aktien im Depot: Zahlreiche ETF-Anbieter und aktive Fonds müssen aufgrund des Delisting ihre Linde-Papiere verkaufen. Und da die Commerzbank mit ihrem Börsenwert von 14,4 Mrd. Euro nur auf einen Bruchteil von Lindes mehr als 161 Mrd. Euro kommt, stehen dem Markt massive Umschichtungen bevor. Sobald die Fonds mit ihren Nachkäufen im März beginnen, wird sich das positiv auf die übrigen Dax-Werte auswirken.

Rochaden bei den Nebenwerten

Vielleicht noch spannender als die Neuerungen im Dax sind die Wechsel in der zweiten und dritten Reihe. Gute Chancen für den Aufstieg in den MDax der 50 größten deutschen Nebenwerte hat der Thüringer Photonik-Konzern Jenoptik mit einer Marktkapitalisierung von 1,88 Mrd. Euro. Das Papier hat seit Jahresbeginn knapp 24 Prozent zugelegt und notiert aktuell bei rund 32,50 Euro. J.P. Morgan-Analyst Pankaj Gupta sowie Tom Koula von Stifel Europe erwarten, dass der Rüstungskonzern Hensoldt ebenfalls den Sprung aus dem SDax in den MDax schaffen wird. Die Aktie verzeichnet dieses Jahr bereits ein Kursplus von mehr als 40 Prozent und notiert momentan mit 32,20 Euro auf einem Allzeithoch. Der am frei handelbaren Aktienanteil gemessene Börsenwert des Rüstungskonzerns beträgt 3,23 Mrd. Euro.

In den SDax absteigen müssen den Experten zufolge dafür der Biokraftstoff-Hersteller Verbio und die Darmstädter Software AG. Ebenso absteigen könnte der US-Netzwerkausrüster Adtran Holdings. Dieser ist nach der Übernahme des deutschen Telekommunikationsausrüsters Adva Optical erst im September des Vorjahres in den MDax aufgestiegen. Tiefrote Zahlen bescherten Adtran zuletzt allerdings kräftige Kursverluste, weshalb er seinen Platz nun wieder abgeben dürfte – und zwar an den Abfüllspezialisten Krones. Dessen Aktienkurs hat seit Anfang Januar mehr als zehn Prozent zugelegt.

Darüber hinaus erwartet Index-Spezialist Koula die Rückkehr des schwäbischen Finanzdienstleisters Wüstenrot & Württembergische in den Nebenwerte-Index anstelle des Bioethanolherstellers Cropenergies. Aus dem TecDax dürfte sich der Batteriehersteller Varta verabschieden. Dafür heißt das Technologie-Barometer der Frankfurter Wertpapierbörse aller Voraussicht nach den Strahlen- und Medizintechnikspezialist Eckert & Ziegler willkommen.

Der März hat für Investoren also einiges zu bieten. Wer sich für deutsche Nebenwerte und ihre häufig besonders hohen Kurschancen interessiert, sollte die Änderungen am Börsenparkett genaustens verfolgen.

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