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Hedgefonds Citadel: Der stille Marktmacher der Wall Street

CEO und Gründer von Citadel Ken Griffin
CEO und Gründer Ken Griffin hat mit seinem Finanzunternehmen Citadel einen Rekordgewinn eingefahren
© picture alliance / Chicago Tribune | E. Jason Wambsgans
Der amerikanische Hedgefonds Citadel hat einen Rekordgewinn erwirtschaftet und damit die erfolgreichste Finanzwette der Geschichte gewonnen. In Deutschland und Europa sind er und sein Gründer Ken Griffin so gut wie unbekannt

In Deutschland und Europa kennt Citadel kaum jemand, in Lower Manhatten ist das anders: Dort an der Wall Street zählt der Hedgefonds als Schwergewicht. Kenneth Griffin, den alle nur Ken oder „The Griff“ nennen, hat ihn 1990 gegründet und über die letzten drei Jahrzehnte zu einem der erfolgreichsten Investmentfonds der Welt gemacht.

Gerade erst veröffentlichte Citadel, zu dem neben dem Hedgefonds auch der Market-Maker Citadel Securities gehört, neue Zahlen, die alle bisherigen in den Schatten stellen: 16 Mrd. Dollar Gewinn erwirtschaftete das Unternehmen nach einer Auswertung von LCH Investments – ein Rekordergebnis. Der Hedgefonds kommt auf eine Rendite von 38,1 Prozent. Keine andere Finanzfirma hatte bisher einen größeren Dollargewinn zu verzeichnen. Laut Forbes läuft jedes fünfte US-Aktiengeschäft über Citadel Securities. Damit ist Citadel Marktmacher.

Doch womit genau verdient die Firma ihr Geld? Wie alle Hedgefonds wird Citadel als aktiver Investmentfonds verwaltet, der bei der Anlage hohe Risiken eingeht. Viele klassische Investmentfonds dagegen achten auf eine gewisse Sicherheit. Hedgefonds legen nicht nur in Aktien und Anleihen an, sondern vor allem in spekulative Produkte wie Termingeschäfte, Zertifikate oder Hebel-Produkte. Die Belohnung sind höhere Renditen – wenn es gut läuft. Insgesamt verwalteten Hedgefonds weltweit zuletzt ein Vermögen von 4,7 Billionen US-Dollar.

Die Branche macht Minus, Citadel ein großes Plus

Citadel betreut eine Anlagesumme von 54 Mrd. Dollar und liegt damit im oberen Bereich dessen, was Hedgefonds normalerweise verwalten. Zu seinen Kunden zählen eigenen Angaben zufolge auch öffentliche, private und gemeinnützige Institutionen. Der jüngste Rekordgewinn ist auch deshalb beachtlich, weil 2022 für die meisten Hedgefonds kein gutes Jahr war: Laut einer Analyse der Schweizer Privatbank Union Bancaire Privée beendeten die Finanzfirmen im Schnitt das Jahr mit einem Verlust von 4,3 Prozent.

Mit Long- und Short-Aktienstrategien verloren Hedgefonds im Durchschnitt sogar 10,4 Prozent. Viele Manager hätten tendenziell auf Wachstumsaktien gesetzt, die wegen des Ukrainekrieges und der hohen Inflation „außergewöhnlich ausgeprägte Faktor- und Sektorration“ konnten demnach viele nur schlecht einfangen. Nicht so bei Citadel, die Gesellschaft fuhr gerade mit Wetten gegen Anleihen und Aktien viel Geld ein.

Mit dem Gewinn von 16 Mrd. Dollar verdrängt Citadel den Hedgefonds Bridgewater von Platz eins der Rangliste. Der Fonds von Investmentmanager Ray Dalio war sieben Jahre lang der erfolgreichste aller Zeiten in der LCH-Auswertung der besten Vermögensverwalter. Die LCH-Experten bescheinigen Citadel seit der Finanzkrise deutlich höhere Renditen als der S&P 500. Der Hedgefonds habe vergangenes Jahr besonders riskant gewettet und in vier seiner fünf Geschäftsbereiche Rekorde erzielt. „Ken Griffin hat in der Finanzkrise 2008 viel über Hedging gelernt und verfolgt einen äußerst disziplinierten Ansatz in Bezug auf Risiken“, sagt David Williams, Gründer des Aktienhandelsunternehmens Williams Trading gegenüber der Financial Times.

Ken Griffin: Mit der Satellitenschüssel zum Multi-Milliardär

Seit der Citadel-Gründung ist CEO Ken Griffin, Jahrgang 1968, der wichtigste Mann im Unternehmen. 1987 fing er nach eigenen Angaben an, aus seinem Wohnheimzimmer an der Harvard University mit Finanzprodukten zu handeln. Dazu installierte er eine Satellitenschüssel auf dem Dach, um Aktienkurse in Echtzeit zu empfangen. Heute schätzt das Forbes-Magazin sein Vermögen auf 32,2 Mrd. Dollar – damit kommt er in der Liste der weltweit reichsten Menschen auf Platz 42.

2019 kaufte er ein Penthouse am Central Park in New York für 238 Mio. Dollar. Es war damals die teuerste Immobilie in den USA und erstreckt sich über vier Etagen und 2230 Quadratmeter. Oft ist Griffin dort aber nicht, denn sein Hauptwohnsitz befindet sich in Miami, Florida. Er ist geschieden und hat drei Kinder.

Bei all dem Luxus betont Griffin immer wieder seinen Gemeinschaftssinn: Während der Pandemie finanzierte er laut Forbes-Magazin die Rettung von 800 US-Bürgern aus dem chinesischen Wuhan durch das Außenministerium. Er spendete außerdem 45 Mio. Dollar für gemeinnützige Zwecke in Städten wie Chicago und Miami und gilt als wichtiger Kunstsammler: 1,5 Mrd. Dollar soll er bisher für Kunstwerke ausgegeben haben.

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