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Aktien Cameron-Sieg sorgt für Kursgewinne

Nach dem Tory-Wahlsieg erscheinen britische Aktien deutlich attraktiver. Investoren sollten aber selektiv anlegen. Von Christoph Hus
City of London: Der Tory-Wahlsieg kam im Finanzzentrum gut an – Foto: Getty Images
City of London: Der Tory-Wahlsieg kam im Finanzzentrum gut an – Foto: Getty Images

Am 8. Mai brach an der Londoner Börse Feierstimmung aus. Bei der Parlamentswahl tags zuvor hatte die konservative Partei von Premierminister David Cameron überraschend eine Mehrheit gewonnen. Die Folge: Investoren deckten sich großzügig mit Aktien britischer Unternehmen ein. Der Leitindex FTSE 100 kletterte um 2,3 Prozent. Und auch die britische Währung, das Pfund Sterling, gewann im Vergleich zum Euro und zum US-Dollar deutlich an Wert.

Die gute Laune war Ausdruck der Hoffnungen, die Anleger in die konservative Regierung setzen. In den vergangenen Jahren hatte sich die Wirtschaft auf der Insel überraschend schnell von den Folgen der Finanzmarktkrise erholt. Das Geschäft vieler britischer Unternehmen brummt. Im vergangenen Jahr legte die Wirtschaftsleitung um 2,8 Prozent zu. Diese Erfolgsgeschichte wird die konservative Regierung nun fortsetzen, hoffen Anleger.

Inzwischen hat der FTSE-Index einen Teil seiner Nach-Wahl-Gewinne zwar wieder verloren. Dennoch lohnt für Aktien-Anleger ein Blick nach Großbritannien. „Für Investoren wird durch den klaren Wahlsieg enorm viel Unsicherheit beseitigt“, sagt Azad Zangana, Volkswirt beim Vermögensverwalter Schroders. Nun ist klar, dass Premier Cameron seinen unternehmensfreundlichen Kurs fortsetzen kann. Das Wahlergebnis werde kurzfristig die britische Konjunktur ankurbeln, erwartet Zangana: „Privathaushalte und Unternehmen können Entscheidungen über größere Anschaffungen jetzt mit größerer Sicherheit im Hinblick auf die Besteuerung und Regulierung treffen.“

Überdurchschnittlich hohe Dividendenrenditen

Allerdings erscheint es sinnvoll, sich auf besonders vielversprechende Aktien zu konzentrieren, statt mit einem Indextracker in den breiten Markt zu investieren. Denn längst nicht alle Branchen haben gleich gute Aussichten. Als attraktiv gilt zum Beispiel die Aktie des Öl- und Gaskonzerns Centrica. Der Wahlverlierer, die Labour-Partei, hatte vor der Wahl angekündigt, die Preise von Versorgern einfrieren zu wollen. Diese Gefahr ist für Centrica nun gebannt. Vom konservativen Wahlsieg profitieren könnte auch der Transportdienstleister First Group. Denn anders als Labour setzt die konservative Partei weiter entschlossen auf private Eisenbahn-Betreiber.

Weil die Zinsen niedrig sind, stehen bei vielen Investoren momentan Aktien mit hoher Dividendenrendite im Fokus. „Aus dieser Sicht ist der britische Markt interessant“, sagt Patrick Zimmermann, Fondsmanager bei UBS. Im internationalen Vergleich seien die Dividendenrenditen überdurchschnittlich hoch. „Außerdem gibt es in Großbritannien eine Vielzahl von Unternehmen mit hoher Profitabilität und defensiven Eigenschaften.“ Dazu zählten zum Beispiel Unternehmen aus der Konsumgüterbranche. Unternehmen wie der Baumarktbetreiber Kingfisher und der Putzmittelhersteller Reckitt Benckiser profitieren momentan von der starken Binnennachfrage im Königreich.

Wer Aktien britischer Unternehmen kauft, sollte bedenken, dass der Sieg der konservativen Partei auch ein Risiko mit sich bringt. Premier Cameron will die Briten möglichst schon im kommenden Jahr darüber abstimmen lassen, ob das Land Mitglied der Europäischen Union (EU) bleibt oder austritt – nachdem Cameron mit den EU-Partnern über neue Regeln verhandelt hat. Im Falle eines Austritts könnten die Kurse britischer Aktien empfindlich abstürzen. Es sei zwar wahrscheinlicher, dass Großbritannien Mitglied der EU bleibe, sagt Didier Borowski vom ETF-Anbieter Amundi. Das Königreich habe durch einen Austritt viel zu verlieren. Allerdings gibt Borowski zu bedenken: „Die Verhandlungen mit der EU werden für Cameron schwierig werden.“

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