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Aktien Bullenmarkt in China, Bärenmarkt in Hongkong – wie passt das zusammen?

Der Börsenplatz Hongkong ist das Nadelör für Investments in China
Der Börsenplatz Hongkong ist das Nadelör für Investments in China
© NurPhoto / IMAGO
Während die wichtigen Börsenindizes in Festland China zulegen, rauscht die Börse in Hongkong ab. Analysten rätseln – vermuten aber einen Feiertagseffekt

Nach einer einwöchigen Feiertagspause haben sich die Anleger an den chinesischen Börsen zunächst in Partylaune zurückgemeldet. In den ersten 20 Handelsminuten nach der sogenannten „Goldenen Woche“ erzielten die Aktienmärkte auf dem chinesischen Festland Umsätze von mehr als einer Billion Yuan (128 Milliarden Euro). Die Börse in Shanghai und der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen schossen in der Spitze um mehr als zehn Prozent nach oben.

Damit knüpften die Aktienmärkte auf dem chinesischen Festland am Dienstag an die rasante Rally vor den Feiertagen an. Um die schwächelnde Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen, hatte die chinesische Regierung das umfangreichste Konjunkturpaket seit der Corona-Pandemie angekündigt und damit ein Kursfeuerwerk ausgelöst. 

Im Handelsverlauf bröckelten die Gewinne aber wieder ab auf ein Plus von rund drei beziehungsweise vier Prozent. Für Ernüchterung sorgte eine Pressekonferenz der Wirtschaftsplanungsbehörde. Der Vorsitzende der Behörde, Zheng Shanjie, versicherte zwar, die chinesische Regierung sei „vollkommen zuversichtlich“, die wirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Sie werde aus dem Haushalt des nächsten Jahres 200 Milliarden Yuan vorziehen, um sie für Investitionsprojekte und die Unterstützung lokaler Regierungen auszugeben. Investoren hatten sich jedoch weitere Informationen zu den Unterstützungsmaßnahmen erhofft. 

Hongkong schließt tiefrot

Das war auch ein Treiber für die Börse in Hongkong, die enorm unter Verkaufsdruck stand. Der Hang-Seng-Index brach um mehr als sieben Prozent ein, der technologielastige Hang Seng Tech Index mehr als neun Prozent – auch, weil Anleger Kasse machten und von der Rede Shanjies enttäuscht waren. „Die Märkte hatten gehofft, eine Orientierung hinsichtlich der Größe der fiskalischen Anreize zu erhalten“, sagte Rong Ren, Portfoliomanager bei Eastspring Investments in Singapur. Vor allem große Titel wie Autobauer Nio (minus zehn Prozent), die E-Commerce-Plattform Alibaba (minus sechs Prozent) und die Social Media-Plattform Tencent (minus fünf Prozent) gehörten zu den Verlierern.

Letztlich gab es offenbar ein Angleichen von Festland China und Hongkong. Die einen, Festland China, profitierten durch die Feiertage nicht von den Gewinnen in der Vorwoche, und holten diese nun nach. Hongkong hatte einen extrem schwachen Tag und schloss tiefrot. „Ich denke, dass die heutige Bewegung im Grunde zeigt, dass die chinesische Festlandbörsen gerade auf ein Niveau steigen, mit dem die Anleger zufrieden sind. Und in Hongkong können es Gewinnmitnahme sein“, sagte Gary Ng, Ökonom bei Natixis.

Auch in Japan gaben die Kurse nach und folgten damit der Wall Street ins Minus. In Tokio büßte der Nikkei-Index ein Prozent auf rund 38.938 Punkte ein. Händler verwiesen auf die schwächeren Vorgaben aus den USA und den stärkeren Yen als Belastungsfaktoren. „Japanische Aktien gaben nach, da die Verluste an der Wall Street Anleger dazu veranlassten, Gewinne aus der dreitägigen Rally mitzunehmen“, sagte Naoki Fujiwara vom Broker Shinkin Asset Management. „Auch der stärkere Yen drückte auf die Stimmung.“ Toyota-Aktien verloren rund drei Prozent, Anteilsscheine von Sony fielen um mehr als zwei Prozent.

Mit Agenturmaterial

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