Der hierzulande kaum bekannte vietnamesische Autobauer Vinfast ist nach seinem US-Börsendebüt mehr wert als die deutlich größeren Platzhirsche General Motors und Ford. Der Kursanstieg auf gut 37 Dollar bedeutete am Dienstag einen Börsenwert von rund 85 Mrd. Dollar. Ford ist aktuell knapp 48 Mrd. Dollar wert, General Motors gut 46 Mrd. Dollar.
Allerdings wird nur eine relativ geringe Zahl von Vinfast-Aktien gehandelt, so dass es schnell starke Kursbewegungen geben kann. Im nachbörslichen Handel fiel der Aktienpreis dann auch wieder um mehr als zwölf Prozent.
Vinfast ist ein ehrgeiziges Projekt des reichsten Vietnamesen, des Selfmade-Unternehmers Pham Nhat Vuong, der im Land mit Immobilien- und Tourismusfirmen groß wurde. Seit 2017 ist seine Firma der erste Pkw-Bauer des Landes, zunächst waren es Lizenzbauten von BMW-Verbrennermodellen. Seit 2020 aber will Vuong als eine Art asiatischer Elon Musk wahrgenommen zu werden und formt Vinfast zum reinen Elektroauto-Anbieter um. Der Weg ist allerdings von zahlreichen Zweifeln und Rückschlägen begleitet: Produktion und Verkauf der Autos auf den internationalen Märkten laufen viel langsamer an als geplant. Erste Rückmeldungen von Kunden aus den USA klangen verheerend, Rückrufe kamen dazu. In Deutschland, wie auch andernorts in Europa wurden zahlreiche Showrooms in besten Innenstadtlagen angemietet. Aber Verkäufer oder zulassungsfähige Autos sucht man dort meist vergeblich.
Börsengang per SPAC
Auch Vuongs Börsenpläne gingen zunächst nicht auf: Ursprünglich sollte Ende 2022 oder in diesem Jahr ein IPO an der New Yorker Börse Nasdaq stattfinden, dieser wurde schließlich abgesagt. Stattdessen hat Vinfast – wie viele junge Autobauer zuvor – einen Umweg an die Börse gewählt: Statt eines klassischen Börsengangs, bei dem ein Unternehmen stärker durchleuchtet wird, fusionierte Vinfast mit einer bereits börsennotierten Firmenhülle, einem sogenannten SPAC. Die Mehrheit hält weiterhin Milliardär Pham Nhat Vuong.
Trotz der Rückschläge hatte Vuong vor wenigen Wochen eine weitere Kapitalspritze von 2,5 Mrd. Dollar für sein Auto-Projekt angekündigt. Im US-Bundesstaat North Carolina entsteht derzeit – von Staatspräsident Joe Biden euphorisch begrüßt – das erste Auslandswerk von Vinfast, das im kommenden Jahr starten soll.
Auch andere neue Autofirmen hatten schon hohe Börsenbewertungen erzielt, die sie nicht unbedingt halten konnten. So erreichte Rivian, ein Hersteller elektrischer Pickups, SUVs und Lieferwagen, im November 2021 einen Börsenwert von 150 Mrd. Dollar. Inzwischen liegt er nach Engpässen in der Zuliefererkette knapp unter 20 Mrd. Dollar.