Anzeige

Geldanlage 2017 - noch ein Jahr der Aktien?

Viele Analysten sagen ein gutes Jahr für Anleger voraus. Kann das wirklich sein? Und worauf sollten Anleger am besten setzen? Von Nadine Oberhuber

In die Zukunft hat der Mensch ja immer schon gern geschaut - obwohl er sich oft schon mit der Erklärung der Gegenwart erstaunlich schwertut. Und obwohl er weiß, dass er mit seinen Prognosen oft daneben liegt und sich viele davon besser schenken könnte, gerade am Aktienmarkt. Aber er wüsste einfach zu gern, was morgen ist. Und der Blick in die Zukunft gibt ihm das Gefühl, die Unsicherheit wenigstens ein bisschen zu begrenzen, weil er sich damit auf das einstellen kann, was aus heutiger Sicht erwartbar scheint. Deswegen ist es trotz aller Unsicherheiten immer ganz spannend, wenn die Finanzanalysten ihre Strategien fürs neue Jahr offenbaren und einen Blick ins nächste Jahr wagen. Womit müssen also Anleger aus ihrer Sicht 2017 rechnen? Und auf welche Assetklassen sollen sie setzen?

Wenn es nach den Finanzexperten geht, dann wird 2017 ein gutes Jahr. Davon geht zumindest die überwiegende Mehrheit aus. Das einhellige Votum ist: Die Aktienkurse werden auf breiter Front weiter steigen, zumindest in den entwickelten Ländern – die Schwellenländer geben da schon ein viel uneinheitlicheres Bild ab.

Für den bereits seit Längerem befürchteten großen Einbruch jedenfalls sehen sie keinen Grund, weder in Europa, noch in Amerika. Im Gegenteil: Der langfristige Aufwärtstrend werde sich hier weiter fortsetzen, erwarten sie. Denn die großen Volkswirtschaften und Aktienmärkte diesseits und jenseits des Atlantik sind gerade erst durch die sich anbahnende Sonderkonjunktur des neuen Deficit-Spending á la Donald Trump angeheizt worden – und nicht wenige Finanzmarktbeobachter hoffen nun, dass auch die europäischen Staaten die Ausgabenpolitik wieder für sich entdecken, nachdem die Niedrigzinspolitik der Notenbanken bereits seit Längerem keine Wirkung mehr entfaltet. Unterm Strich trauen die Chefökonomen der bekanntesten deutschen Banken laut Umfragen den amerikanischen Aktien auf breiter Front ein Wachstum von fünf bis sechs Prozent zu und dem deutschen Aktienindex Dax sogar eine zweistellige Entwicklung mit zehn bis elf Prozent Plus auf Jahressicht. Das wäre mehr als dieses Jahr und auch mehr als er in den vergangenen drei Jahren auf Zwölfmonatssicht schaffte.

Deutsche Aktien immer noch unterbewertet

Die ungleich größere Überraschung ist allerdings die Zahl, die sie für Europa ausgeben: Nachdem der Eurostoxx in den vergangenen zwei Jahren nur um magere 2,3 bis 0,4 Prozent wuchs und seit drei Jahren nur seitwärts vor sich hindümpelt, erwarten im Grunde fast alle Bankanalysten, dass er im kommenden Jahr wieder deutlich aufwärts strebt. Und zwar um gut acht Prozent, so lautet der Durchschnitt ihrer Schätzungen. Dabei wird das Wachstum in der Eurozone wohl eher moderat ausfallen, so schätzt zumindest der Anleiheverwalter Pimco. Er beziffert das Wirtschaftswachstum für Europa auf ein bis 1,5 Prozent. Großbritannien werde - wenn überhaupt - nur wenig wachsen, unter einem Prozent werde es wohl sein. Diese Zahlen heißen: Die Briten schwächeln also deutlich, auch der Rest der Eurozone wird nicht stärker wachsen als in den letzten Jahren. Ob da das große Aktienkursrennen wirklich einsetzt? Darauf darf man gespannt sein.

Wenn sich Anleger auf ein Land festlegen wollen, dann sollten sie deutsche Aktien kaufen, da fällt die Prognose ähnlich aus wie in den vergangenen Jahren. Sie seien immer noch leicht unterbewertet, böten also Potenzial. Oder aber, das ist neu, sie sollten sich für US-Aktien entscheiden. Die sind zwar schon recht hoch bewertet, doch bekommen sie 2017 aller Voraussicht nach den größten wirtschaftlichen Wachstumsschub ab, sagen die Ökonomen. Wer gezielt einzelnen Branchen favorisieren wolle, der sollte sich auf Tech-Aktien stürzen (die Nasdaq-Titel etwa könnten ebenfalls zweistellig zulegen) oder auf zyklische Werte, vor allem auf Industrieunternehmen und Rohstofferzeuger. Sie sind es nämlich, die zu Beginn jeden Aufschwungs als erste stark anziehen.

Was ist nun mit den Schwellenländern, die bisher ebenfalls oft als Wachstumsgaranten galten? Bei ihnen ist das Bild zweigeteilt. Denn einige werden es spüren, wenn die USA tatsächlich ihren Handel einschränken oder wenn die Zinsen steigen und der Wert des Dollar ebenso. Sie könnten dann nämlich Probleme bekommen, ihre Dollar notierten Schulden zurückzuzahlen und würden unter dem Kapitalabfluss leiden, der sich ergibt, wenn viele Investoren ihr Geld wieder in US-Papiere schichten satt in Anleihen und Aktien aufstrebender Volkswirtschaften. Das könnte einigen Ländern einen gehörigen Dämpfer verpassen.

Mutige Anleger setzen auf Rohstoffe

Als recht stabil sehen die Ökonomen jedoch China an (es wächst vermutlich mit rund sechs Prozent weiter), zudem wächst Indien rasant (das sogar sieben bis acht Prozent beim Bruttoinlandsprodukt zulegen könnte), außerdem rollt in Russland wieder der Rubel zu höheren Ständen und die Wirtschaft zieht ebenfalls wieder leicht an. Bereits 2016 gehörte Russland zu den Überraschungssiegern, sein RTS-Index legte auf Jahressicht um rund 45 Prozent zu. So stark muss es natürlich 2017 nicht weitergehen, aber der Aufwärtstrend soll anhalten.

Wer nicht nur auf Aktien setzen will, für den werden einige Anleihen auch wieder zur Alternative. Deutsche Bundesanleihen eher nicht, sie sehen die Analysten 2017 bei 0,6 Prozent Rendite. Das ist zwar knapp doppelt so viel wie zurzeit, aber immer noch mau. Kein Wunder, denn die europäische Zentralbank wird wohl auch bei ihrer Nullzinspolitik bleiben und vorerst nicht der Fed folgen, so die Prognosen. Amerikanische Staatsanleihen rentieren aber bereits jetzt bei 2,4 Prozent und könnten auf 2,6 Prozent klettern. Das ist nicht wenig für relativ sichere Papiere, sagen die Finanzexperten. Hochzins-Unternehmensanleihen aus Schwellenländern sind aus ihrer Sicht ebenfalls einen Kauf wert, doch sind die Ausfallwahrscheinlichkeiten hier auch höher, deshalb sollten Kleinanleger hier vorsichtig sein.

Die spannende Frage ist dann noch: Steigen die Rohstoffe weiter? Einige Rohstoff-Indexfonds legten im abgelaufenen Jahr eine satte Rendite von bis zu 80 Prozent hin, der Stoxx 600 Europe Basic Resources etwa. Und manche Superoptimisten sagen bereits: 2017 wird tatsächlich das Jahr der Rohstoffe! Möglich ist das, zumal wenn die Weltwirtschaft wirklich robust wächst und der Markt eine längere Flaute hinter sich hat. Zudem sagen Analysten: Wenn er erst einmal wieder setigt, dann steht ihm womöglich ein neuer lang anhaltender Superzyklus bevor. Mutige Anleger könnten also auf einen breiten Rohstoff-ETF wie den S&P GSCI setzen (der 2016 immerhin knapp 28 Prozent zulegte) oder den CRB Commodities Index (plus 10 Prozent). Und dann abwarten, ob sich der Optimismus auszahlt. Spätestens im Dezember 2017 wissen wir dann, ob die Zukunftsprognose Wirklichkeit geworden ist.

Geldanlage: 2017 - noch ein Jahr der Aktien?

Nadine Oberhuber ist Wirtschafts- und Finanzjournalistin. Sie schreibt auf Capital.de über Geldanlagethemen

Neueste Artikel