Die Coronakrise hat zu einem Crash von fast allen Assetklassen geführt. Das bekam auch die weltweit beliebteste Kryptowährung Bitcoin zu spüren, von mehr als 10.000 US-Dollar Mitte Februar ging es innerhalb weniger Wochen auf weit unter 5000 Dollar Mitte März. Bitcoin verhält sich also doch nicht wie die Krisenwährung, die sie laut ihrer treuesten Anhänger sein sollte. Bitcoin ist kein digitales Gold, so die Erkenntnis. Zumindest noch nicht.
Jetzt, Ende März, stabilisiert sich der Wert jedoch – zumindest so, wie das für eine volatile Anlage wie Bitcoin eben möglich ist. In der Branche wächst die Hoffnung, dass 2020 doch noch ein Rallyjahr wird. Denn im Mai findet ein großes Bitcoin-Event statt: Das sogenannte Halving. Hier wird die Zahl der Bitcoin halbiert, die Schürfer erhalten. Das passiert alle vier Jahre , nach den bisherigen Halvings – 2012 und 2016 – machte die Kryptowährung mittelfristig signifikante Kurssprünge.
Im Vorgriff darauf legte Bitcoin bereits im Januar die größte Neujahrsrally seit 2012 hin. Das Suchvolumen für Bitcoin nahm bei Google drastisch zu und Nachrichtenportale, die sich in ihrer Berichterstattung auf Kryptowährungen konzentrieren, verzeichneten allesamt Traffic-Rekorde, wie Finance Forward berichtete .
Institutionelle Investoren werden für Bitcoin immer wichtiger
Im Februar machte die Corona-Krise dem jedoch einen Strich durch die Rechnung. Bitcoin ist eine der Geldanlagen, die sich am schnellsten zu Cash machen lassen, insbesondere institutionelle Investoren ziehen in Krisenzeiten ihr Kapital schnell aus Risikoanlagen – bei Kryptowährungen geht das schneller als bei Aktien oder Gold. Insbesondere im vergangenen Jahr nahmen institutionelle Investoren Kryptowährungen in ihr Portfolio auf, um sich breiter aufzustellen, wie ein Report von Grayscale zeigt. Ganz vorne dabei waren große Hedgefonds.
Damit war im Februar zunächst Schluss. Bei dem Verhältnis der Volumina institutioneller Investoren zur gesamten Marktkapitalisierung von Bitcoin macht sich ein Rückzug schnell im Kurs bemerkbar – der Kurs stürzte ab. Doch seit Mitte März feiert die Kryptowährung offenbar ein kleines Comeback. Das könnte nicht zuletzt daran liegen, dass die institutionellen Investoren sich nach dem Rückzug im vergangenen Monat wieder an Bitcoin trauen.
Das Gesamtvolumen an Bitcoin, das auf den Kryptobörsen angeboten wird, liegt sieben Prozent unter dem Stand von Anfang Februar, wie eine Auswertung der Blockchain-Analysefirma Glassnode zeigt. Sie bezieht sich dabei auf Daten der zwölf größten Kryptobörsen: Binance, Bitcoin.de, Bitfinex, Bitstamp, Bittrex, Coinbase, Gemini, Hitbtc, Huobi, Kraken, Okex und Poloniex. Für Bitcoin sind sieben Prozent ein signifikanter Unterschied. Das bedeutet, dass mehr Anleger bereit sind, an ihren Krypto-Assets festzuhalten und somit weniger Bitcoin zum Verkauf stehen.
Krypto-App der Börse Stuttgart meldet 100.000 aktive Nutzer
Während Glassnode eine starke Veränderung im gehandelten Volumen beschreibt, ist die Zahl der Transaktionen relativ stabil geblieben – ein Hinweis darauf, dass institutionelle Investoren mit größeren Summen zurück in den Markt kommen. Insgesamt könne der große (und bisher anhaltende) Rückgang der Zahl der Bitcoin an den Börsen ein positives Zeichen sein, da er die Liquidität von Bitcoin verringere und damit das verfügbare Angebot einschränke, heißt es in dem Bericht. Es könnte auch ein Signal dafür sein, dass die Anleger längerfristige Positionen festigen, nachdem sie auf die erheblichen Preisbewegungen Anfang des Monats reagiert haben.
Auch in Deutschland gibt es Hinweise darauf, dass 2020 für Bitcoin trotz Corona-Krise ein gutes Jahr werden könnte. Am Montag meldete Bison, die Krypto-App der Gruppe Börse Stuttgart, dass sie 100.000 aktive Nutzer verzeichne. „Seit Jahresbeginn 2020 ist die Zahl der aktiven Nutzer bei Bison um mehr als 40 Prozent gewachsen. Dabei konnten wir auch in den turbulenten Marktphasen der letzten Monate den gewohnt einfachen und verlässlichen Handel mit Kryptowährungen anbieten“, sagt Ulli Spankowski, Geschäftsführer von Sowa Labs, einer Tochter von Börse Stuttgart Digital Ventures, die die Bison-App entwickelt hat. Bitcoin sei „mit weitem Abstand die meistgehandelte Kryptowährung“ auf der App, teilt das Unternehmen mit.
Der erste Schock der Anleger aus der Corona-Krise ist also offenbar überwunden, die kommenden Monate wird sich zeigen, ob das Halving den positiven Effekt haben wird, auf den die Anhänger der Kryptowährung bereits seit Monaten spekulieren. Denn dann könnte Bitcoin den negativen Auswirkungen der Corona-Krise trotzen und 2020 einen Kursanstieg verzeichnen.
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