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Aktien Aktiencheck – Commerzbank oder Deutsche Bank

Welche Bank-Aktie ist besser? Daniel Saurenz hat die beiden Kreditinstitute verglichen.
Aktien: Aktiencheck – Commerzbank oder Deutsche Bank

Daniel Saurenz betreibt das Investment- und Anlageportal Feingold Research. Der Journalist hat unter anderem für Börse Online und die Financial Times Deutschland geschrieben

Wer die Wahl hat, hat die Qual: Mit den Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank können Anleger unter den Blue Chips auf zwei Finanzwerte setzen, die seit Jahren nicht überzeugen. Mit dem vorläufigen Ende der Griechenland-Diskussion und ein wenig Rückenwind durch den Vorstandswechsel konnte die Deutsche Bank nun aufholen. Ein Strohfeuer oder doch mehr? Wir vergleichen Deutsche Bank mit ihrem Ortsnachbarn Commerzbank.

Nach Erreichen des Fünf-Monatstiefs konnte sich die Aktie der Deutschen Bank nach der Einigung um Griechenland leicht erholen. Allerdings hat das Papier im Zuge der scheinbar endlosen Griechenland-Krise in den vergangenen drei Monaten deutlich stärker nachgegeben als der Euro Stoxx Banks Index, der die Entwicklung der Institute aus dem Euro-Raum abbildet. Aktuell notiert die Aktie der Deutschen Bank wieder bei knapp 30 Euro.

Deutsche Bank Aktie

Deutsche Bank Aktie Chart
Kursanbieter: L&S RT

Zuletzt äußerten sich die Analysten von Kepler allerdings skeptisch zum größten deutschen Kreditinstitut. Die Experten waren auf einer Roadshow mit der Bank. Nach Meinung der Finanzprofis könnten die Gewinne der Deutschen Bank in den nächsten zwei Jahren „praktisch ausradiert“ werden. Belastungen für Rechtsstreitigkeiten, die die Finanzprofis bei 4,5 Mrd. Euro sehen, sowie Abschreibungen wegen des Postbank-Verkaufs von 1 bis 2 Mrd. Euro werden angeführt. Negativ stimmen auch Belastungen aus der Verkürzung der Bilanz – sprich aus dem Schuldenabbau – und aus der Restrukturierung, die die Bank selbst auf 3,7 Mrd. Euro veranschlagt hat.

Anleihenmarkt im Auge behalten

Als einzig verbliebene Investmentbank aus Europa von Bedeutung könnte die Kursentwicklung der Aktie in den nächsten Monaten nicht zuletzt von der Entwicklung des weltweiten Anleihenmarkts abhängen, ist die Deutsche Bank doch eine der weltgrößten Anleihenhändler.

Nach der Ankündigung von US-Notenbankchefin Janet Yellen, die Zinsen anheben zu wollen, waren die Zinsen in den USA deutlich auf dem Weg nach oben. Vor allem wegen der Griechenland-Krise sind die US-Zinsen nun aber wieder im Rückwärtsgang. Denn Investoren flüchten wie gewohnt in den „sicheren Hafen“ US-Anleihen, ohne darüber nachzudenken, dass die US-Staatschulden inzwischen auf 18,15 Billionen Dollar gestiegen sind. Das sind 103 Prozent der Wirtschaftsleistung.

Nachdem in den vergangenen Jahren das Handelsvolumen am Anleihenmarkt wegen der massiven Käufe der Fed stark gesunken ist – wodurch das Handelsgeschäft sämtlicher Banken beeinträchtigt wird – könnten weitere Turbulenzen am Anleihenmarkt dafür sorgen, dass das Handelsvolumen kurzfristig steigt. Davon könnte die Deutsche Bank auch profitieren. Ein länger anhaltender Kursrückgang am Anleihenmarkt dürfte das Geschäft allerdings merklich beeinträchtigen, weil die Banken und die anderen institutionellen Investoren die Anleihen nicht mehr hin- und herhandeln werden, sondern nur einmal den Verkaufsknopf drücken.

Commerzbank profitiert von Konjunkturerholung

Weil die Commerzbank ein völlig anderes Geschäftsmodell hat als die Deutsche Bank, hängt die Entwicklung der Commerzbank-Aktie vor allem von der Konjunkturentwicklung in der Euro-Zone ab. Derzeit schiebt die Geldschwemme der EZB die Konjunktur an – das Geldmengenwachstum der Euro-Zone lag im Mai bei 11,2 Prozent. Entsprechend ist der Einkaufsmanagerindex der englischen Researchfirma Markit für die Euro-Zone zuletzt mit 54,1 Punkten auf ein 49-Monats-Hoch geklettert. Werte oberhalb der 50er-Marke deuten ein Wachstum der Wirtschaft an. Wegen der Verschärfung der Griechenland-Krise stand allerdings auch die Aktie der Commerzbank in den vergangenen Monaten erheblich unter Druck.

Zumal es fraglich ist, ob die Konjunkturbelebung in der Euro-Zone von Dauer ist, wenn sich das Wachstum in China weiterhin abschwächt und auch die US-Wirtschaft schwächelt. Üblicherweise zeigen sich die Bremsspuren in den dortigen Volkswirtschaften mit einer Verzögerung von wenigen Monaten auch in der Wirtschaft der Euro-Zone, gerade in der exportabhängigen deutschen Wirtschaft.

Commerzbank Aktie

Commerzbank Aktie Chart
Kursanbieter: L&S RT

Sollte sich die Staatsschuldenkrise in der Euro-Zone noch einmal verschärfen, werden die Investoren wieder schauen, wie groß der Bestand der einzelnen Banken an Staatsanleihen der Länder aus der Peripherie ist. So besaß die Commerzbank am Ende des ersten Quartals für 8,6 Mrd. Euro italienische Staatsanleihen. Der Wert für Spanien belief sich auf 2 Mrd. Euro. Angesichts eines Eigenkapitals von 27,1 Mrd. Euro sollte die Commerzbank die möglicherweise heraufziehenden Herausforderungen aber meistern können.

Ob die Schere bei der Performance zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank weiter auseinander geht, dürfte vor allem davon abhängen, ob die US-Zinsen wieder beginnen zu steigen und sich die Staatsschuldenkrise in der Euro-Zone noch einmal verschärft. Bei einer Beruhigung könnte der Bankensektor zumindest mit konservativen Investments eine Idee wert sein.

In der Ruhe liegt die Kraft

Anleger sollten daher weiterhin vorsichtig agieren und eher die Vorteile von cleveren Strukturen nutzen. Dazu zählt die SG42W0, ein Duo Memory Express-Schein auf Commerzbank und Deutsche Bank. Die Laufzeit endet Mitte Januar 2017, der Abstand zur Memory-Schwelle liegt bei 32 Prozent (Commerzbank) und 26 Prozent (Deutsche Bank).

Alternativ bietet sich auf den heimischen Branchenprimus ein Capped Bonus-Zertifikat an. Die WKN UZ77EB ist mit einer Barriere von 24 Euro (19 Prozent Abstand zum aktuellen Kurs, Laufzeit Juni 2016) ausgestattet, der Cap liegt bei 31 Euro und bietet eine Renditechance von rund 10 Prozent per anno.

Wer das Aktiendirektinvestment wählt kann dies seit Juli übrigens in noch größerer Auswahl tun. Der britische Broker IG schwingt sich in Deutschland zum Vollanbieter auf und bietet ebenso wie beispielsweise Comdirect den Aktienkauf für kleines Geld an. Nicht nur bei Banken tut sich also einiges, auch in der Brokerlandschaft ist Musik drin.

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