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Aktien Aktien vom Discounter

Aktienkäufer sollten auf die Kosten beim Kauf achten. Man kann leicht hunderte Euro dabei sparen. Von Nadine Oberhuber
Figure Nur Kleckerbeträge? Von wegen, Gebühren und andere Kosten können die Rendite belasten
Nur Kleckerbeträge? Von wegen, Gebühren und andere Kosten können die Rendite belasten

Nadine Oberhuber ist Wirtschafts- und Finanzjournalistin. Sie schreibt auf Capital.de über Geldanlagethemen

Mal angenommen, eine Bank verspräche Ihnen einen Prozentpunkt mehr Zinsen fürs Tagesgeld. Würden Sie doch annehmen, oder? Viele Kunden tun das jedenfalls und scheuen weder Kosten, noch Mühen, um dieses Prozent einzukassieren: Sie vergleichen regelmäßig Konditionen, versenden Unterlagen zur Kontoeröffnung und stehen stundenlang am Postschalter Schlange, um sich als neuer Kontoinhaber auszuweisen. Manche machen das sogar mehrmals im Jahr, denn viele der Zinsangebote laufen ja nur für kurze Zeit. Und nun stellen Sie sich vor, eine Bank würde Ihnen sagen, dass Ihr bestehendes Fonds- oder Aktiendepot mindestens einen Prozentpunkt ertragreicher sein könnte, wenn sie es ihr übertragen. Das wäre doch auch ein Grund, schleunigst zu wechseln, oder?

Trotzdem machen viele Anleger das nicht. Das liegt zuerst einmal daran, dass das natürlich keine Bank so direkt sagt. Denn der Grund, weshalb Kunden das zusätzliche Prozent einstreichen könnten, sind die Kosten für Wertpapierabwicklungen. Und über die redet keiner gern. Das war schon immer so, alle reden nur von den Erträgen, keiner von den Ausgaben, die zuvor bereits die möglichen Erträge schmälern und deshalb erst einmal erwirtschaftet werden müssen. Dabei sind es aber vor allem die Kosten, die über den Erfolg bei der Geldanlage entscheiden, mahnen Finanzberater immer wieder.

Das Kaufen und Verkaufen von Aktien und Fonds, aber auch das Verwalten und Verwahren der Papiere kostet Geld, egal wo man sie sich beschafft, ob nun bei der Filial- oder Direktbank, dem Discountbroker oder der Fondsgesellschaft selbst. Nur sind die Preise für solche Transaktionen in den vergangenen Jahren weit auseinandergedriftet. Während es bei manchen Banken und Brokern fast gar nichts mehr kostet, sich ein paar Fondsanteile ins Depot zu legen oder Aktien zu kaufen, verlangen andere richtig viel Geld dafür. Doch das Trickreiche ist: Bei kaum einem der Anbieter erkennt man auf Anhieb, was man nun genau dafür bezahlt.

mehrere hundert Euro lassen sich im Jahr sparen

Nach den genauen Konditionen muss man oft lange in den Geschäftsbedingungen und Preisverzeichnissen suchen. Zudem sind die Gebühren für eine Wertpapierorder meist nur prozentual angegeben, denn sie sind in der Regel abhängig von der Summe, die man ausgeben möchte. Und mit dem Einschätzen von Prozentzahlen tut sich das menschliche Hirn schwer, wissen Verhaltensökonomen. Wie viel sind schon 0,25 Prozent des Orderwertes? Ziemlich vernachlässigbar, überschlägt der Kopf – und schon liegt er gehörig daneben.

Nicht zuletzt bestimmt auch noch das eigene Anlageverhalten darüber, wie viel der Wertpapierbesitz jeden Anleger letztlich kostet: Hat man übers Jahr gesehen ständig irgendwelche Papiere geordert und wieder abgestoßen oder Preislimits gesetzt? Dann hat man meistens eine Unmenge von Kleckerbeträgen gezahlt. Jeder davon machte vermutlich nur ein paar Euro aus, doch in der Summe läppert sich das ganz schön. Diese vielen Variablen sind es, aufgrund derer sich nicht pauschal beziffern lässt, welcher Anbieter nun wirklich der Günstigste ist und welcher der Teuerste. Doch jeder von uns kann schnell über den Daumen peilen, ob er sein Depot bereits am richtigen Fleck verwalten lässt – oder ob sich für ihn ein Wechsel lohnt, wodurch sich schnell mehrere hundert Euro im Jahr sparen ließen.

Das halten Sie für übertrieben? Die Stiftung Warentest hat es für zwei Musterdepots durchgerechnet, eines mit 30.000 Euro und eines mit 100.000 Euro, beide kauften mehrmals im Jahr neue Aktien zu. Während das Depot im besten Fall nur 30 Euro pro Jahr kostete (etwa bei den Onlinebrokern Onvista Bank, Flatex und Aktionärsbank), fielen im schlimmsten Fall bei Volksbanken oder Sparkassen 800 bis knapp 1000 Euro dafür an. Als erste Faustregel gilt daher: Bei Filialbanken ist der Aktienkauf so gut wie immer teuer. Erst recht, wenn man zum Anlageberater geht und der die Papiere ordert. Einzige rühmliche Ausnahme unter den Filialbanken ist die Postbank, die zumindest mit vielen Direktbanken mithalten kann. Und die GLS Bank ist sehr günstig, wenn es um den Fondskauf geht. Etwas günstiger wird es bei vielen Schalterbanken, wenn man sein Konto fürs Onlinebanking freischalten lässt und die Käufe selber tätigt. Viel billiger aber ist es aber, wenn man gleich zu einer Onlinebank wechselt oder zu einem Discountbroker.

Direktbanken können punkten

Das liegt zum einen daran, dass die Onlinebanken längst die Depotgebühren abgeschafft haben. Sie verlangen kein Geld mehr dafür, dass sie die Wertpapiere übers Jahr aufbewahren, während Hausbanken sich diesen Service noch fürstlich mit 50 bis 250 Euro entlohnen lassen, je nach Größe des Depots. Über zehn Jahre gesehen heißt das bei vielen Sparkassen für ein kleines Aktienpaket von 5000 Euro allein 300 Euro Depotgebühr. Diese sechs Prozent muss man erst einmal durch Kurssteigerungen wieder wettmachen.

Wer seiner bisherigen Bank dennoch die Treue halten will, kann versuchen, mit ihr über den Erlass der Depotgebühren zu verhandeln. Manchmal geben sich Sparkassen und andere Institute gnädig, bevor sie langjährige Kunden verlieren. Oder aber: Man kauft künftig Fondsanteile direkt bei der Fondsgesellschaft selbst, dann erspart man sich die Aufbewahrungskosten von vornherein, denn die Gesellschaften lagern sie umsonst. Zudem zahlt man bei ihnen nicht die vollen Ausgabeaufschläge, sondern meistens nur die Hälfte. Richtig punkten können beim Thema Depotgebühren und Ausgabeaufschlag aber viele Direktbanken: Oft zahlt man bei ihnen weder das eine, noch das andere.

Noch stärker zu Buche schlagen die Ordergebühren. Meist betragen die Grundkosten nur rund 5 Euro, doch kommen noch volumenabhängige Zusatzkosten obendrauf, damit die Bank oder der Broker die Papiere an den Börsen beschafft. Die meisten Onlinebanken wie DAB Bank, Comdirect, ING Diba oder S-Broker verlangen 0,25 Prozent des Orderwertes (Fonds kauft man allerdings bei der ING Diba ohne Ordergebühren). Das sind bei einem Aktienpaket von 10.000 Euro immerhin schon 25 Euro. Nun kann man einwenden, so große Summen bewegen die meisten Anleger gar nicht und bei einer 1000-Euro-Order seien es nur 2,50 Euro. Dennoch bezahlt der Kunde gerade für solche kleinen Aufträge verhältnismäßig viel Geld, denn hier gelten Mindestgebühren und bei den meisten Onlinebanken betragen sie 9 bis 10 Euro. Da ist es im Prinzip egal, ob ein Kunde für 500 Euro, für 1000 Euro oder 2000 Euro Aktien kauft. Knapp 10 Euro bezahlt er bei ihnen immer. Das entspricht bei einem 1000-Euro-Aktienpaket einem einprozentigen Renditeabschlag.

Eigene Kaufgewohnheiten hinterfragen

Billiger kommt man nur bei Onlinebrokern weg. Die Onvista Bank etwa hat einen Fixpreis von 6,50 Euro für jeden Aktienkauf eingeführt. Bei Flatex sind es nur 5 Euro. Übers Jahr gerechnet kommt man so als Depotbesitzer mit 30.000 Euro und 20 Trades pro Jahr bei einem der billigen Broker auf rund 100 Euro Kosten, bei den üblichen Onlinebanken auf etwa 200 Euro und bei den Filialbanken auf 500 Euro bis 1000 Euro. Es lohnt sich also schon, die eigenen Kaufgewohnheiten zu hinterfragen. Wenigtrader sollten vor allem die Mindestgebühren für Wertpapierkäufe bei unterschiedlichen Anbietern vergleichen.

Vieltrader sollten auf die Ordergebühren schauen, die sich bei ihnen schnell aufsummieren. Und Käufer von aktiv verwalteten Fonds sollten zudem genau in die Geschäftsbedingungen schauen: Denn viele Sparkassen sowie einige Onlinebanken und -Broker haben dort Klauseln ergänzt, die ihnen erlauben, die Provisionen einzustreichen, die Fondsgesellschaften beim Verkauf von Fondsanteilen zahlen. Die Kunden treten also ihre Rechte auf dieses Geld ab. Das heißt für alle Anleger, die zu den Selbertradern gehören: Sie nehmen zwar nie die Hilfe eines Bankberaters in Anspruch, bezahlen aber trotzdem üppig dafür, weil sie zugunsten ihrer Bank auf das Geld verzichten. Das sind oft rund fünf Prozent der Anlagesumme. Da kann sich jeder selber überlegen, auf wie viel Rendite er gern verzichten möchte und wie oft er dafür sein Tagesgeldkonto wechseln müsste.

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