Bis zu nächsten Dividendensaison müssen sich deutsche Aktionäre noch einige Monate gedulden. Die meisten Unternehmen, die im deutschen Aktienindex Dax vertreten sind, geben die Höhe ihrer Ausschüttung für das laufende Jahr im Frühjahr 2017 bekannt. Es gibt allerdings Indizien dafür, dass sich Aktionäre auf Dividendenzahlungen in Rekordhöhe freuen können. Nach Berechnungen des „Handelsblatts“ werden die 30 Dax-Konzerne für das laufende Jahr rund 31 Mrd. Euro Dividende ausschütten – das wären fast sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Mehr als zwei Drittel der Dax-Unternehmen, darunter Daimler und Fresenius, dürften ihre Ausschüttungen steigern. Bei kaum einem Konzern stehen Kürzungen an. Grund für die optimistische Prognose: Obwohl die Weltwirtschaft lahmt, läuft es in Deutschland in diesem Jahr gut.
Die Aussicht auf steigende Ausschüttungen dürfte bei Investoren für gute Laune sorgen. Wegen der niedrigen Zinsen haben in den vergangenen Jahren viele Anleger auf der Suche nach regelmäßigen Erträgen zu dividendenstarken Aktien gegriffen. Trotz der günstigen Prognose für die Dax-Konzerne sind die Aussichten für Dividendenjäger allerdings durchwachsen.
Das Zinsniveau spielt für die Kursentwicklung von Dividendenaktien eine wichtige Rolle. Solange die Zinsen sanken, galten Titel ausschüttungsstarker Unternehmen als attraktiv, ihre Kurse stiegen. Nun scheint die Lage zu drehen. In den vergangenen Wochen sind die Marktzinsen für Anleihen in den USA in die Höhe geschnellt. Nach der US-Präsidentschaftswahl machten sie einen besonders großen Sprung. Der Grund: Anleger rechnen damit, dass Donald Trumps angekündigtes Konjunkturprogramm die Wirtschaft in den USA ankurbeln und die Inflationsrate in die Höhe treiben wird. Sollte es so kommen, könnte die US-Notenbank Fed den Leitzins rascher anheben als gedacht. Für Dividendenaktien ist das eine schlechte Nachricht. Die Kurse vieler Titel gaben zuletzt nach.
In Dividendenfonds investieren
Marktbeobachter sind uneins darüber, wie es weitergeht. Marcus Poppe, Dividendenspezialist der Deutschen Asset Management, rechnet damit, dass sich das Umfeld für Dividendenaktien verschlechtert. „Ihre Kurse werden weiter fallen, wenn die Zinsen weiter steigen“, sagt er. Berenberg-Fondsmanager Boris Jurczyk hält ein solches Szenario für unwahrscheinlich: „Die Zinsen sollten auf absehbare Zeit auf einem niedrigen Niveau bleiben“, sagt er. Dividendentitel gerieten erst dann unter Druck, wenn die Anleiherenditen mit den Ausschüttungen der Unternehmen mithielten. Und davon könne bislang keine Rede sein.
Nicht alle Dividendenanleger spekulieren auf Kurssteigerungen. Viele schätzen an Dividendenaktien allein die regelmäßige Ausschüttung. Diese Anleger können ausschüttungsstarke Aktien jetzt zu niedrigeren Preisen kaufen als noch vor einigen Monaten. Für Privatanleger bietet es sich an, statt weniger Einzelaktien einen Dividendenfonds zu wählen, weil sie damit ein vergleichsweise breit gestreutes Portfolio erwerben.
Viele Investmentgesellschaften bieten aktiv verwaltete Dividendenfonds an. Zum Beispiel die Deutsche Asset Management: Ihr „DWS Top Dividende“ gilt als einer der erfolgreichsten Dividendenfonds auf dem deutschen Markt. Ende November schüttete der Fonds rund 460 Mio. Euro an seine Anteilseigner aus, je Anteilsschein gab es 3,10 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Ausschüttungssumme um rund hundert Millionen Euro gestiegen und hat den höchsten Stand seit Fondsauflage erreicht. Weitere erfolgreiche Dividendenprodukte gibt es etwa von M&G, der Banque de Luxembourg, Columbia Threadneedle oder KBC.
Bei börsengehandelten Indexfonds (ETFs) sollten Dividendenjäger vorsichtig sein. Sie sind zwar günstiger als aktiv verwaltete Fonds. Dividenden-ETFs konzentrieren sich aber in der Regel auf Aktien mit hohen Dividendenrenditen, und diese Kennzahl kann täuschen. So ist etwa die Dividendenrendite von Pharma-Aktien zuletzt gestiegen. Das lag allerdings nicht daran, dass die Unternehmen mehr Geld ausgeschüttet hätten – sondern daran, dass ihre Kurse im Vorfeld der US-Wahl gesunken waren.
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