Capital: Frau Schmucker, Donald Trump hat die Wahl für sich gewonnen, er zieht erneut ins Weiße Haus ein. Was bedeutet das wirtschaftlich?
CLAUDIA SCHMUCKER: Es ist schwer vorherzusehen, was Donald Trump von dem, was er angekündigt hat, als Präsident auch wirklich tun wird. Er ist sehr erratisch und widerspricht sich häufig. Aber Trump hat ein paar Themen, wo er relativ konsistent ist und eines davon ist die Handelspolitik. Schon in seiner ersten Amtszeit war er bereit, Amerikas Stärke und den amerikanischen Markt zu nutzen, um die Interessen der USA durchzusetzen. Das macht er eben nicht über Kooperation und Verhandlungen, sondern über Zölle.
Auch in seiner ersten Amtszeit hat Trump Zölle erhoben. Was plant er jetzt und welche Auswirkungen hätte das?
Trump will einen globalen Zoll von zehn oder 20 Prozent erheben. Sollten die Handelspartner reagieren und ihrerseits als Gegenschlag Zölle erheben, könnte es zu einem Handelskrieg kommen. Das würde den globalen Handel stark beeinträchtigen: Wenn der Protektionismus zunimmt, haben wir sinkendes Wachstum, höhere Verschuldung, weniger Effizienz.
Inwiefern betreffen die Zölle auch Deutschland?
Deutschland ist sehr exportorientiert. Nach Trumps Ansicht geht das zulasten der USA. Wir werden nicht mehr als Verbündete gesehen, obwohl die USA außerhalb Europas immer noch unsere wichtigsten Handels- und Wirtschaftspartner sind. Deshalb werden die Zölle auch uns betreffen. Das bedeutet einen Preisaufschlag auf unsere Exporte in die USA. Können amerikanische Unternehmen entsprechende Produkte dann günstiger anbieten, nehmen die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und der Handel ab.
Welche Branchen bekämen die Zölle zu spüren?
Es ist unwahrscheinlich, dass ein Präsident Trump pauschal Zölle auf alle Importe erheben wird. Ich vermute, es wird einzelne Sektoren treffen. Besonders die Automobilhersteller sind gefährdet. In seiner ersten Amtszeit hat Trump diese noch verschont, diesmal könnten der Branche aber wirklich Zölle drohen. Dabei sind die Autobauer schon gut gebeutelt, zum Beispiel durch die Auto-Zölle der EU gegen China.