Chef der Deutschen Bahn, das ist nun wahrlich kein Traumjob mehr. Fahrgäste, Politiker, Unternehmen und Mitarbeiter – alle sind unzufrieden und lassen den Frust am Vorstandsvorsitzenden aus. Die Möglichkeiten des Chefs für radikale Reformen sind begrenzt, weil die Bahn abhängig von der Bundesregierung ist. Und bezahlt wird zwar überdurchschnittlich gut – nicht aber im Vergleich zu anderen Vorstandsposten in der Wirtschaft.
Wenn Richard Lutz also aufhört, stellt sich nicht nur die Frage, wer ein geeigneter Nachfolger oder eine geeignete Nachfolgerin für ihn wäre, sondern auch, ob die Person sich diesen Job überhaupt antun würde.
Richard-Lutz-Nachfolger
Wir stellen fünf Kandidaten vor und erklären, was für sie spricht – und was eher gegen sie.
Wer wird Bahn-Vorstand?
Die Naheliegende
Name: Evelyn Palla
Alter: 52 Jahre
Bisheriger Job: Vorstand Regionalverkehr der Deutschen Bahn AG
Was für sie spricht: Palla bringt Erfahrung von der Unternehmensberatung McKinsey und von den Österreichischen Bundesbahnen mit, bei denen es besser läuft als bei der Deutschen Bahn. Sie ist außerdem vertraut mit der Bahnstruktur.
Was gegen sie spricht: Sie ist politisch schlecht vernetzt.
Der Bahnnerd
Name: Philipp Nagl
Alter: 43 Jahre
Bisheriger Job: Chef der Infrastrukturtochter InfraGo
Was für ihn spricht: Nagl kennt sich fachlich sehr gut aus, besonders bei Struktur und Infrastruktur. Er war verantwortlich für den Netzzustandsbericht, den ersten Bericht über den wahren (schlechten) Zustand des Netzes.
Was gegen ihn spricht: Auch er ist politisch schlecht vernetzt.
Der Promi aus der Wirtschaft
Name: Michael Peter
Alter: 59 Jahre
Aktueller Job: Chef von Siemens Mobility
Was für ihn spricht: Peter hat Erfahrung im Mobilitätssektor und ist vertraut mit Konzernstrukturen.
Was gegen ihn spricht: Er hat kein politisches Netzwerk und ist unerfahren beim Umgang mit Gewerkschaften, was für einen Bahnchef durchaus relevant ist.
Die politische Allzweckwaffe
Name: Jörg Kukies
Alter: 57 Jahre
Aktueller Job: Kukies wäre aktuell frei, er war bis zum Regierungswechsel Bundesfinanzminister.
Was für ihn spricht: Er ist politisch sehr erfahren und gut vernetzt. Außerdem überblickt er die öffentlichen Finanzen.
Was gegen ihn spricht: Kukies hat keinen operativen Bahn- oder Infrastruktur-Hintergrund.
Der Staatskonzern-Sanierer
Name: René Obermann
Alter: 62 Jahre
Aktueller Job: Private-Equity-Investor
Was für ihn spricht: Als ehemaliger Chef der Deutschen Telekom hat er Erfahrung mit der Sanierung eines Konzerns, der einst in Staatsbesitz war.
Was gegen ihn spricht: Obermann hat keinen operativen Bahn-Hintergrund und erwartet wohl ein höheres Gehalt, als die Bahn zahlen könnte.