Als Elon Musk 2002 das Raumfahrtunternehmen SpaceX gründete, galt das weithin als ebenso teure wie zum Scheitern verurteilte Idee eines verschrobenen Multimilliardärs. Weniger als zwei Jahrzehnte später schicken sich Nationen und Privatleute an, in der Erdumlaufbahn endlich Science-Fiction-Träume wahr werden zu lassen.
Das Wettrennen von Jeff Bezos und Richard Branson, zahlungskräftige Touristen für einen kurzen Augenblick an den Rand des Universums zu befördern, scheint da nur der Auftakt für eine neue Ära der kommerziellen Nutzung des Orbits zu sein. Die internationale Raumstation ISS wird schon bald zum Hotel, Deutschland soll am Geschäft mit Satellitenstarts mitverdienen und China plant angeblich schon die Besiedelung der Erdumlaufbahn.
Dies sind einige Beispiele für die neuen Milliarden- oder Billionen-Geschäfte in der Erdumlaufbahn.
Milliarden-Geschäfte in der Erdumlaufbahn: 6 Beispiele

Weltraumtourismus
Nie war es so einfach, Astronaut zu werden – zumindest für Menschen, die sich mit dem fragwürdigen Titel zufriedengeben, mit dem Anbieter wie Virgin Galactic und Blue Origin zahlungskräftige Kunden nach wenigen Momenten in der Schwerelosigkeit krönen. Richard Branson gewann am 18. Juli 2021 mit seinem Jungfernflug das Wettrennen gegen Jeff Bezos. 17 Jahre hatte Branson an diesem Geschäftszweig seiner Virgin-Gruppe gearbeitet. Das soll sich jetzt bezahlt machen. Virgin Galactic verlangt laut „Space.com“ nach Bransons Flug von jedem Passagier 450.000 US-Dollar. Damit sei der ursprüngliche Preis fast verdoppelt worden. Blue Origin hat laut Bezos bislang Tickets im Gesamtwert von fast 100 Millionen Dollar verkauft. Über den Preis pro Kopf schweigt sich sein Unternehmen aber noch aus. Ein Sitz beim Flug mit dem Amazon-Gründer im Juli 2021 war für 28 Millionen Dollar versteigert worden. 19 Millionen Dollar davon sollten gespendet werden. Der Sieger, ein niederländischer Unternehmer, schenkte die Fahrt an Bord der New Shepard seinem 18-jährigen Sohn. Das Foto zeigt den Start dieses Fluges am 20 Juli in Van Horn, Texas.

Urlaub auf der ISS
Für viele Beobachter beginnt das Dasein als echter Astronaut erst mit dem Einschwenken in die Erdumlaufbahn – vom jahrelangen Training der Raumfahrer ganz abgesehen. Dass sich Multimilliardäre einen Trip zur internationalen Raumstation ISS kaufen, ist nichts Neues. Das Ganze wird nun aber zu einem regulären Geschäftsmodell. Denn bald wird die erste private Crew auf der ISS erwartet. Die NASA und das Unternehmen Axiom Space haben dazu ein Abkommen geschlossen. Hinter Axiom Space steht ein ehemaliger Manager der US-Weltraumbehörde. Die vier potenziellen Passagiere der Ax-1 Mission stehen bereits fest. Sie sollen von SpaceX zur ISS befördert werden und acht Tage an Bord bleiben. Ab Januar 2022 soll es so weit sein. Kostenpunkt laut der „New York Times“: 55 Mio. Dollar pro Kopf. Das zahlt auch die NASA an SpaceX, um einen Astronauten zur ISS zu bringen. Damit bietet Elon Musk fast ein Schnäppchen. Ein Sitz an Bord einer russischen Soyuz-Kapsel kostet die NASA laut „Space.com“ rund 86 Mio. Dollar. Oben abgebildet ist die internationale Raumstation.

Private Raumstation
Die private Crew auf der ISS ist erst der Anfang der Tourismuspläne der NASA. Axiom Space will bis 2024 mindestens ein privates Modul an der ISS installieren. Das könnte zum ersten Weltraumhotel der Geschichte werden. Mehr noch: Nach dem Ende der ISS, die bis Ende der 2020er Jahre ausgemustert werden könnte, sollen die Axiom-Module zu einer eigenständigen Raumstation werden. Die NASA sucht zudem nach weiteren Partnern aus der Privatwirtschaft, um die ISS kommerziell zu nutzen. Die US-Weltraumbehörde hofft, damit rund ein Viertel der jährlichen Betriebskosten in Höhe von vier Milliarden Dollar gegenzufinanzieren, wie CNBC im September 2021 berichtete. So sieht die Station in der Simulation aus.

China prüft Siedlungen in der Erdumlaufbahn
Nach dem Ende der ISS könnte China das einzige Land mit einer Raumstation in der Erdumlaufbahn sein. Es war einst nicht an der ISS beteiligt worden und baut derzeit seine Raumstation Tiangong („Himmelspalast“) – ein Modell von ihr ist oben im Bild zu sehen. Sie bietet lediglich drei Menschen Platz und erinnert in dieser Hinsicht eher an die russische Raumstation „Mir“. Die ersten Astronauten haben Tiangong bereits getestet, die Fertigstellung wird 2022 erwartet. Ungleich gigantischer fallen die Pläne der kommunistischen Partei für die Zukunft aus. Sie lässt den Bau von Raumfahrzeugen prüfen, die über einen Kilometer lang sein könnten, wie „t3n“ berichtete. Sie sollten neben der Erforschung des Weltalls auch „die langfristige Besiedlung der Erdumlaufbahn“ ermöglichen, heiße es in einer Projektskizze der Nationalen Stiftung für Naturwissenschaften (NSFC).

Weltraumbahnhof in der Nordsee
Weltraumbahnhöfe sind die Nadelöhre für Geschäfte in der Erdumlaufbahn. Neben Stützpunkten der NASA spielt hier vor allem das Kosmodrom Baikonur in Kasachstan eine Rolle. Das Foto zeigt den Start einer Rakete dort. Baikonur ist bis 2050 an Russland vermietet und der erste und größte Weltraumbahnhof der Welt. Der soll – wenn auch auf ungleich kleinerem Niveau – Konkurrenz aus Deutschland bekommen. Die German Offshore Spaceport Alliance will „die erste schwimmende Startplattform für kleine Trägerraketen in der Nordsee“, errichten und damit auch die europäische Souveränität im „New Space“-Zukunftsmarkt sichern. Als Heimathäfen wurden Bremen und Bremerhaven auserkoren. Der „Microlauncher“ soll laut der Betreibergesellschaft 2023 an den Start gehen. Es regen sich aber Zweifel an dem Projekt. „Es drohen hohe Kosten, unflexible Startmöglichkeiten für Raketen, schlechte Bedingungen für die Startvorbereitungen und Interessenskonflikte der Betreiber mit ihren Kunden“, kommentierte „Golem.de“.

Satelliten
Die schwimmende Abschussrampe in der Nordsee soll kleine Satelliten in den Erdorbit befördern. Auch in diesem Bereich hat in den vergangenen Jahrzehnten ein privater Boom eingesetzt. Eines der prominenten Beispiele ist erneut SpaceX. Das Raumfahrtunternehmen bietet über sein Satellitennetzwerk Starlink Breitband-Internetzugang an. Davon sollen insbesondere Nutzer in ländlichen und abgelegenen Gebieten profitieren. Starlink hat 2020 den Beta-Dienst gestartet und will bis Ende 2021 nahezu alle bevölkerten Gebiete weltweit abdecken. Dazu betreibt das Unternehmen schon jetzt die mit Abstand größte Flotte an Satelliten weltweit. Fast jeder zweite der etwa 4000 Satelliten, die derzeit unseren Planeten umrunden, soll von Starlink stammen. Der Anbieter will die Zahl in absehbarer Zeit mehr als verzehnfachen. Auf dem Foto ist der Start einer Falcon 9 zu sehen, die Starlink Satelliten in den Orbit befördern soll.